Fachübungsleiter Ausbildung Teil1 – Grundlehrgang Blaueishütte
Datum: 03.06.2012 – 09.06.2012
Teilnehmer: 11 Teilnehmer aus ganz Deutschland, 2 Bergführer (Korbinian Rieser und Michael Stacheder)
Gipfel:
Steinberg 2065m
Schärtenspitze 2153m
Blaueisspitze 2481m
Wetter: Bis auf ein paar Regenstunden gutes Bergwetter
Strecke: Parkplatz Holzlagerplatz – Blaueishütte
Mit großer Aufregung und Ungewissheit über das, was mich erwarten wird, fuhr ich nach Berchtesgaden. Unser Touren- und Ausbildungsreferent vom Straubinger Alpenverein stärkte mir den Rücken. Er meinte, dass ich da überhaupt keine Probleme haben werde. Naja, mal schauen. Als ich mich im letzten Herbst dafür entschied, die Fachübungsleiter Ausbildung zu machen, war für mich der Lerneffekt von dieser hochqualitativen Ausbildung im Vordergrund. Auch dass ich für Sektionsmitglieder Bergtouren und Kurse anbieten konnte, reizte mich sehr. Das waren Gründe, warum ich trotz meiner Prüfungsangst dieses Projekt wagte.
Beim Parkplatz Holzlagerplatz bei Ramsau angekommen, traf ich durch Zufall einen Mit-Teilnehmer, mit dem ich zusammen die gut 900 Höhenmeter zur Blaueishütte aufstieg. An der Hütte angekommen, meldete ich mich beim Hüttenteam und bezog mein Bett im Schlafsaal. Anschließend ging ich in den Gemeinschaftsraum und traf dort schon einige andere Teilnehmer. Auch die beiden Bergführer, Michael und Korbinian kamen in den Raum und begannen mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Jeder konnte sich kurz vorstellen, seine Ziele und seinen späteren FÜL Wunsch äußern. Je nach FÜL Wunsch wurden wir 12 Teilnehmer in zwei sechser Gruppen aufgeteilt. Die zukünftigen Bergsteigen FÜL kamen in die erste Gruppe und die Alpinkletterer und die Hochtouren FÜL kamen in die andere. Da es sieben Teilnehmer gab, die den FÜL Bergsteigen anstrebten, wurde ein Freiwilliger gesucht, der in die starke Klettergruppe wechselt. Naja, da ich noch nicht genau wusste, wo ich hinwollte, meldete ich mich freiwillig.
Nachdem das erledigt war, wurden die Umweltthemen ausgeteilt, die wir eigenständig vorbereiten und anschließend im Laufe der Woche der Gruppe vorstellen sollten. Mir wurde das Thema „Schuttpflanzen“ zugelost. Weitere Themen im Topf waren Murmeltier, Steinbock, Moose und Flechten, Kulturlandschaften, Flusslandschaften, u.a.
Was für eine Morgenstimmung.
Endlich wurden wir zum Abendessen gerufen. Schon in den ersten Stunden hatten wir enorm viel Imput. Puh. Ich war schon überrascht von was für einem Niveau in diesem Kurs ausgegangen wird. Am Abend wurde uns noch das Programm für den nächsten Tag vorgestellt. Da das Wetter erst noch ein wenig nass sein wird wollen wir vormittags erst noch ein paar Theorie Einheiten in Erste Hilfe, Ausrüstungskunde und Sicherungstechnik abhaken und ab Mittag gleich nach draußen gehen um Standplätze und die diversen Klettertechniken üben können. In unseren sechser Gruppen machte das Ganze richtig Spaß. Erst wurden und die Themen von den Bergführern vorgestellt, dann konnten wir diese in Zweiergruppen selbstständig einüben. Auch mit Vermittlungstechniken und Rhetorik Tipps wurden wir versorgt. Am Abend nach dem Abendessen hatten wir noch zwei Unterrichtseinheiten in Erste Hilfe. Völlig am Ende von dem Ganzen Imput des Tages wollte ich nur noch schlafen. Den anderen Teilnehmern ging es ähnlich, denn die Hüttenstube war völlig leer.
Am nächsten Tag stand der erste Tourentag an. Wir wollte in den Sechser Gruppen Mehrseillängen Klettern gehen. Meine Gruppe entschied sich für die Kletteroute „Plattenvariante“ am Steinberg, 2065m. Hier wollten 10 Seillängen mit einer maximalen Schwierigkeit von UIAA IV geklettert werden. Wir machten das in zwei in dreier Seilschaften und spielten den ganzen Seilschaftsablauf durch. Unter der genauen Beobachtung des Bergführers wurde jeder „Fehler“ aufgeschrieben und anschließend bei der Durchsprache angesprochen. Alles in allem waren wir, die Korbinian Gruppe nicht schlecht, zumindest hatten wir keine großen sicherheitstechnischen Fehler gemacht, sondern nur den einen oder anderen kleinen Fehler, wie Expresse falsch rum in den Bohrhaken gehängt oder Seiltechnische Sachen beim Aufnehmen oder beim Vorsteigerwechsel.
Nach einer kurzen Kuchenpause trafen wir uns im Seminarraum um wieder einige Theorieeinheiten mitzubekommen. Am Abend, nach dem Abendessen sammelten wir uns im Seminarraum um den nächsten Tourentag zu planen. Da die Tourenplanung eines der wichtigsten Bereiche der Ausbildung ist, sollten wir das für die morgige Tour selber in der sechser Gruppe machen. Geplant sollte die doch schon herausfordernde Alpin Klettertour „Die Glorreichen Sieben“. Eine Tour an der Schärtenspitze, in der in 8 Seillängen mit der maximalen Schwierigkeit von UIAA VI+ geklettert werden muss. Für mich ist das schon eine gewaltige Alpinkletter-Herausforderung. Ich bin nur einmal zuvor den oberen sechsten Grad in einer Alpinen Mehrseillängen Kletterroute geklettert. Damals in der Route "Alte Rampe" an der Wilhelmswand. Dementsprechend bin ich aufgeregt, als ich mit meinem Kletterpartner am Einstieg der Route stand. Schon die erste Seillänge, die ich führen musste, raubte mir den Atem. Denn da musste ich, einen meiner Lieblinge, einen Spreitzkamin vorsteigen. Es wurde eine richtige Eierei, das bestätigte mir auch der Bergführer, der kurz vorm abbrechen war. Nachdem ich endlich Stand machte, und meinen Partner nachkommen ließ, passte es wieder. Ich fand ins Klettern und es lief von nun an. An der Schlüsselstelle, einer VI+ in einer Wasserrillenpassage musste ich wieder kämpfen. Das war das äußerste, was ich klettern konnte und ich war bestimmt nicht nur einmal kurz vor dem Abflug.
Am Ausstieg angekommen, war ich komplett durch. Völlig fertig ging ich noch auf den Gipfel der Schärtenspitze, ehe wir dann gemeinsam zurück zur Hütte gingen und den Klettertag besprachen. Anschließend hatten wir noch zwei Theorieeinheiten, bevor wir zum Abendessen gerufen wurden. Am Abend mussten wir unseren nächsten Tourentag planen. Für uns hatte Korbinian den Blaueisspitze Nordgrat ausgesucht, den Hauptteil der berühmten Blaueisumrahmung. Ein Klassiker in der Alpinen Kletterei in den Berchtesgadener Alpen. Darauf freute ich mich so richtig.
In den Platten der "Glorreichen Sieben".
Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück gingen wir los Richtung Eisbodenscharte. Der einfache, im oberen Ende mit ein paar Drahtseilversicherungen versehene Normalanstieg zur Schärtenspitze war nicht schwer zu finden. In der Scharte angekommen, teilten wir uns in zweier Seilschaften auf und begannen nach einander zu klettern. Den Weg bis zum ersten Turm gingen wir gleitend, also gemeinsam, wobei der erste die Sicherungen wenn möglich legte, und der zweite diese wieder mitnahm. Ein tolles System bei dem man schnell und trotzdem sicher unterwegs sein konnte.
Auf zu den den Türmen des Blaueisspitze Nordgrats
Am ersten Turm beginnen die Schwierigkeiten, deshalb bauten wir auf Seilschaftssicherung um. Schon bei den ersten Seillängen merkten wir, dass hier nicht die Kletterei das schwierigste war, sondern die Seilführung. Immer wieder mussten wir Expressen verlängern oder einfach eher Stand machen. Über Bänder und Scharten, Pfeiler und Kaminen überschritten wir Turm 2, Turm 3 und näherten wir uns den letzten schwierigen Stellen am Gipfelaufbau der Blaueisspitze. Hier mussten wir nochmal UIAA IV+ Stellen bewältigen. Am Gipfel angekommen, machten wir erstmal Pause und besprachen das eben erlebte. Jetzt konnte sich jeder äußern, wo er Schwierigkeiten hatte, wo er sich gut gefühlt hatte. Natürlich hatte auch Korbinian seine Meinung. Obwohl nicht alles glatt lief, wir hatten mehrmals so viel Seilreibung drauf, dass wir nicht mehr vor oder zurück kamen, war von der Sicherheit her alles gut. Der Weiterweg und Abstieg in die Blaueisscharte war mehr oder weniger Gehgelände. Da wir noch einiges an Theoriethemen zu bewältigen haben und auch noch die Theoretische Prüfung zu machen hatten, gingen wir nicht weiter auf den Hochkalter, sondern seilten uns auf den Blaueisgletscher runter. Von dort stiegen wir im Firn zurück Richtung Blaueishütte.
Abstieg von der Blaueisscharte
Auf der Hütte hatten wir noch die restlichen Theorieeinheiten, bevor wir uns im Seminarraum einfanden und die Theoretische Prüfung zu schreiben. Nach der Prüfung gab es Abendessen. Dieses Abendessen war eigenartig still, denn nach dem Essen war die Verkündung der Ergebnisse von der theoretischen Prüfung und von der Wochenleistung. Einer nach dem anderen musste zu den beiden Bergführern in den Seminarraum, wo man erst seine Eindrücke der Woche und seine eigene Leistung beschreiben konnte. Anschließend wurde einem dann das Ergebnis der Theorieprüfung und der Wochenbewertung vermittelt. Die Theorieprüfung konnte erfreulicherweise jeder bestehen. Bei der Wochenbewertung wurde jedem Teilnehmer nahe gelegt, für welche Fachübungsleiterausbildung er oder sie geeignet seien. Mir wurde der FÜL Bergsteigen oder der FÜL Hochtouren empfohlen. Das deckte sich mit meiner Erwartung vom Kursanfang. Mit einigen Tipps, wie ich mich in meinen Schwachstellen verbessern konnte, wurden wir in den Essraum entlassen. Dort feierten wir die erfolgreiche Kursteilnahme.
Am nächsten Vormittag stiegen wir gemeinsam ab. Am Parkplatz angekommen, verabschiedeten wir uns und stiegen in unsere Autos.
Fazit: Dieser erste Teil der Fachübungsleiter Ausbildung, bei der einem auf Grund seiner Kenntnisse und Fähigkeiten eine FÜL Ausbildungsrichtung nahe gelegt wird, ist der Beginn einer tollen Reise. Die Ausbildung ist hochwertig und es wird von Beginn an vieles gefordert beziehungsweise vorausgesetzt. Ich hatte trotz einiger Probleme eine gute Woche. Klettertechnisch müsste ich noch sicherer werden, dann wäre auch laut der Bergführer der FÜL Alpinklettern drin. Aber ich bin zufrieden mit den beiden Möglichkeiten, die ich habe.
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