Von der Augsburger Hütte zur Ansbacher Hütte
Datum: 10.09.2023
Teilnehmer: Christian, Karl-Heinz
Gipfel:
Darwinkopf 2968m
Schwierigkeiten: 1400Hm – max. UIAA II – 13,3Km
Wetter: perfekt
Bedingungen: meist trockener Fels, Nördlicher Abstieg von Dawinkopf unangenehm feucht rutschig, nordseitige Rinnen Schneefrei, Bereiche vor und nach dem Grünen Brünnle über weite Strecken Steig weggespült
Strecke: Augsburger Hütte 2289m – Gasillkar - Fernerwand - Grinner Ferner – Dawinkopf 2968m – Darwinscharte 2650m – Gelbes Schartle – Parseier Scharte, Roland-Ritter-Biwak 2604m – Schwarzloch – Grünes Brünnle – Winterjöchl – Kopfscharte – Ansbacher Hütte 2376m – Schnann 1186m
Eine kleine Übersicht des "Höhenwegs". Ohne jeglichen Maßstab.
Nach einem feuchtfröhlichen Hüttenabend starteten wir morgens als erste von der Hütte. Wir kannten ja den Aufstieg in das Gasillkar und zur Fernerwand schon vom gestrigen Aufstieg zur Parseierspitze so ging das heute ohne Probleme.
An der Fernerwand angekommen setzten wir wieder unseren Helm auf, zogen unseren Gurt an und stiegen in den ersten Abschnitt unserer Überschreitung zur Ansbacher Hütte ein. Am oberen Ende der Fernerwand angekommen orientierten wir uns Richtung Westen und peilten die Scharte links der Bocksgartenköpfe an. Meist weglos, ab und zu mit farblichen Punkten markiert blieben wir auf dem leicht angedeuteten buckeligen Rücken südlich des Grinner Ferners. Trittspuren führten uns in Richtung eines riesigen roten Punktes mitten in der vor uns liegenden Wand. Auf diesen steuerten wir auf Wegspuren hin. Oben angekommen breitete sich unserer weiterer Weg vor uns aus. Wir waren uns einig, dass wir noch einiges vor uns haben.
Oberhalb der Fernerwand geht es Richtung Westen, Richtung Bocksgarten.
Erst mal stiegen wir vom Bocksgarten in eine Eintiefung ab und weiter Richtung Darwinkopf. In anregender Kletterei im oberen ersten, unteren zweiten Grad des Ostgrats erreichen wir den höchsten Punkt des heutigen Tages. Eine Aussicht der Sonderklasse erwartete uns. Wir machten kurz Brotzeit und wären fast, um ein Haar falsch abgestiegen. Gerade rechtzeitig fanden wir den richtigen Abstiegsweg vom Darwinkopf, der sich ungut und ziemlich rutschig feucht erst westlich dann nördlich in engen Kehren hinab zog. Mit Hilfe einiger Drahtseilversicherungen war dies jedoch kein großes Problem für uns.
Unser Weiterweg vom Bocksgarten, der Darwinkopf als höchster Punkt.
Die folgenden Querungen unterhalb des Schwarzkopfs waren mit Vorsicht zu genießen, denn auf den geneigten Platten lag viel Gebrösel. Im stetigen Auf und Ab kletterten wir meistens direkt oder links an der Gratkante. An der Darwinscharte angekommen, wäre nach links hinab ein beschriebener Notabstieg, der aber bei genaueren Betrachtungen eher eine Geisterbahn ist als ein Notabstieg. Vor uns lagen jetzt die unangenehmen nördlichen Querungen unterhalb der gelben Scharte und der Eisenspitze. Hier musste wirklich auf einer Zeitspanne von etwa 45 Minuten jeder Tritt sitzen. Erst auf der Parseier Scharte, wo wir uns auch das Roland Ritter Biwak kurz anschauten kann man wieder ein wenig durchatmen. Der anschließende südliche Abstieg von der Parseier Scharte ist einfach und lässt uns auch mal kurz ein wenig Zeit zum Landschaft genießen während des Gehens.
Auf dem Mittelteil bis zur Parseier Scharte
Bei den folgenden südlichen Querungen des Griesmuttekopfs, des Schwarzlochs und des Stierlochkopfes muss aber wieder jeder Tritt sitzen. Auch wir reduzierten unseren Gesprächsfluss und konzentrierten uns auf das Gelände. Die Wegabschnitte rund um das „grüne Brünnle“ waren schlicht und einfach auf weiten Teilen nicht mehr vorhanden. Diese wurden bestimmt von einem der letzten Regenfällen komplett in die Tiefe gespült. Das machte uns doch einiges an Schwierigkeiten, denn das lose Geröll verselbstständigte sich bei jeder Berührung und drohte uns mit in die Tiefe zu nehmen. Irgendwie meisterten wir die besagten Stellen und waren sichtlich froh die Wiesen beim „Unteren Grießl“ erreicht zu haben.
Zweiter Teil von der Parseier Scharte über da Grüne Brünnle und final zur Ansbacher Hütte.
Jetzt lag nur noch der finale 150 Höhenmeter Aufstieg zum Mitterjöchl vor uns. Langsam merkten wir die Belastungen und das hohe Tempo der letzten beiden Tagen in unseren Beinen. Auf dem steilen und schottrigen Steig mussten wir ein, zweimal kurz pausieren, aber erreichten das aussichtsreiche Jöchl schließlich doch noch ohne Probleme. Von dort ging es über einen schönen Steig einen Hang querend zur Kopfscharte und weiter über eine Schafweide idyllisch zur Ansbacher Hütte hinüber. Wir freuten uns, als wir auf der Ansbacher Hütte waren, dass wir diesen „Höhenweg“ in gut 6,5 Stunden gemeistert hatten und stießen auf ein gewaltiges Erlebnis an. Der anschließende Abstieg nach Schnann und die folgende 60 Euro Taxifahrt zurück nach Grins war dann nur noch fürs Protokoll.
Der zweite Teil des Augsburger Höhenwegs kurz vor der Ansbacher Hütte aus gesehen.
Fazit: Also mit einem Höhenweg hat diese Gebietsüberschreitung nicht viel zu tun. Das ist eher eine Hochalpine Angelegenheit, die einem je nach Verhältnissen mehr oder weniger fordert. Wir hatten uns vorbereitet und wir wussten, was auf uns zukommt. Dazu hatten wir perfekte, schneefreie Verhältnisse.
Aber das Wort „Höhenweg“ suggeriert dem gemeinen Wanderer, hier ein Blümchen, da ein Bäumchen und eine schöne Aussicht. Ja das hat man beim „Augsburger Höhenweg“ auch, aber eben mit einer saftigen Garnierung, die schnell in einer Katastrophe oder zumindest in einer Blockierung endet.
Wir hatten heute einen genialen Tag. Eine an Abwechslung nicht zu überbietenden Reise von der Augsburger Hütte zur Ansbacher Hütte. Dem der den geforderten Schwierigkeiten gewachsen ist, dem bietet dieser „Augsburger Höhenweg“ ein gewaltiges Erlebnis. Fünf von fünf Sternen!
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