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Blaueisspitze Nordgrat - Berchtesgadener Alpen

Datum: 07.06.2012

Teilnehmer: Teilnehmer des Grundlehrgangs zum FÜL Bergsteigen

Gipfel:

Blaueisspitze 2481m

Schwierigkeiten: UIAA VI / 450hm / 1000m Kletterlänge

Wetter: toller Tourentag, bester Tag der Woche, angenehme Temperaturen

Verhältnisse: trockener Fels

Ausrüstung: Helm, Gurt, 8 Expressen, 40 oder 50 Meter Seil, Schlingen

 

Zustieg zur Wand: Von der Hütte den Weg Richtung Schärtenspitze / Hochkalter / Blaueis nehmen. Bei der Ruine der Alten Blaueishütte sieht man linker Hand schon den Aufstieg über eine Schneerinne zur Eisbodenscharte stapfen. Alternativ, später im Jahr, einfacher über den Schärtenspitzen-Grat zur Eisbodenscharte aufsteigen.

Nebelstimmung übern Ramsauer Tal.

Die große Tour im Fachübungsleiter Grundlehrgang stand an. Hier konnten wir das neu erlernte zeigen. Von unserem Bergführer Korbinian wurde für unsere Gruppe der Nordgrat der Blaueisspitze ausgesucht. Ein Klassiker im Alpin Klettern und großer Bestandteil der Blaueisumrahmung, die ich schon lange auf dem Zettel habe. Nach dem für heute früher bestellten Frühstück gingen wir im Morgengrauen in Richtung Eisbodenscharte, dem eigentlichen Einstieg zum Nordgrat Richtung Blaueisgletscher. Auf Höhe der Alten Blaueishüttenruine konnten wir unser Ziel bereits sehen. Dahinter die abweisenden Türme und Gipfelchen des Nordgrats.

 

Früh morgens am Zustieg.

Der einfache, im oberen Ende mit ein paar Drahtseilversicherungen versehene Normalanstieg zur Schärtenspitze war nicht schwer zu finden. Von dort kletterten wir den Grat unschwierig Richtung Süden zur Eisbodenscharte auf 2049 Meter. In der Scharte angekommen, teilten wir uns in zweier Seilschaften auf und begannen nacheinander zu klettern. Den Weg in den gestuften Schrofen bis zum ersten Turm gingen wir gleitend, also gemeinsam, wobei der erste die Sicherungen, wenn möglich legte, und der zweite diese wieder mitnahm. Ein praktisches System, bei dem man schnell, effizient und trotzdem sicher unterwegs sein konnte. 

Im leichten Gelände in der Nähe des ersten Turms.

Nach dem ersten Turm beginnen die Schwierigkeiten, deshalb bauten wir auf Standplatzsicherung um. Schon bei den ersten Seillängen merkten wir, dass hier nicht die Kletterei das schwierigste war, sondern die Wegfindung und besonders die Seilführung. Immer wieder mussten wir Expressen verlängern oder einfach eher Stand machen. Über Bänder und Scharten, Pfeiler und Kaminen überschritten wir Turm 2, Turm 3 und näherten wir uns den letzten schwierigen Stellen am Gipfelaufbau der Blaueisspitze. Hier mussten wir nochmal UIAA IV Stellen bewältigen. Die Freude war groß, als wir die letzten Schritte auf den Höchsten Punkt machten.

Zwischen den Türmen...

Am Gipfel angekommen, machten wir erstmal Pause und besprachen das eben erlebte. Jetzt konnte sich jeder äußern, wo er Schwierigkeiten hatte, wo er sich gut gefühlt hatte. Was funktionierte, was nicht funktionierte. Natürlich hatte auch Korbinian seine Meinung.

 

Obwohl nicht alles glatt lief, wir hatten mehrmals so viel Seilreibung drauf, dass wir nicht mehr vor oder zurück kamen, war von der Sicherheit her alles gut. Der Weiterweg und Abstieg in die Blaueisscharte war mehr oder weniger Gehgelände. 

Abstieg von der Blaueisscharte.

Da wir noch einiges an Theoriethemen zu bewältigen hatten und auch noch die theoretische Prüfung zu machen hatten, gingen wir leider zu meinem Bedauern nicht weiter auf den Hochkalter, sondern seilten uns auf den Blaueisgletscher runter. Von dort stiegen wir erst im Firn, später auf dem Wanderweg zurück zur Blaueishütte.

Fazit: Klettern in wilder Umgebung. Hier ist nicht unbedingt der Alpinkletterer gefragt, eher der umsichtige, komplette Bergsteiger. Der Blaueisspitze Nordgrat ist zu Recht ein Klassiker. Viel Freude hat man allerdings nur, wenn man die leichten, schrofigen zweier Kletterstellen Seil frei oder zumindest am laufenden Seil bewältigen kann. Ansonsten kann es sein, dass man in Zeitnot kommt. Die Vierer Kletterstellen sind mit gebohrten Ringe ausgestattet bzw. kann man zusätzlich gut mit Schlingen arbeiten. 

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