An einer der leichtesten Pause Touren.
Datum: 28.08.2012
Teilnehmer: Markus
Gipfel:
Grundschartner 3063m
Schwierigkeiten: UIAA VI-, obli.V/A0, anspruchsvolle Wegfindung am Grat!,
2020HM, ca.18 Seillängen
Wetter: stabile Hochdruckwetterlage
Ausrüstung: Gurt, Kletterschuhe, Karabiner, Abseilgerät, 10 Expressen, 1 Satz Friends, 9,8mm Einfachseil, Helm, Bandschlingen, Reepschnüre
Strecke: Gasthof in der Au 1265m - Häusling 1050m - Bodenalm 1675m – Einstieg Nordkante 2550m - Grundschartner Nordkante - Grundschartner Gipfel 3061m - Kainzenhochleger - Kainzenkaralm - Gasthof in der Au 1265m - Häusling 1050m
Die Nordkante früh morgens von der aufgehenden Sonne angestrahlt.
Die Grundschartner Nordkante! Mir fallen da jede Menge Fakten ein: Mythos, Legende, Kletterklassiker, Pause Klassiker, Eine der drei großen Granitklassiker. Man könnte die Liste noch einige Zeilen fortführen.
„Die Kletterei erfolgt primär an festem Granit, die schweren Passagen sind kurz und die Standplätze meist angenehm. Eine der schönsten alpinen Klettereien der Zillertaler Alpen, die sowohl klettertechnisch als auch konditionell durchaus fordernd ist - aber gerade das macht solche Routen zu unvergesslichen Alpinabenteuern.“ So schreibt es zumindest die Führerliteratur. Naja, schau ma mal.
Als mich Markus fragte, ob ich Ihn zum Grundschartner begleiten wolle, weil Ihm schon andere Tourenpartner aus diversen Gründen abgesagt hatten, musste ich das erst in der Arbeit klären. Aber Kollegen sprangen für mich ein und ich konnte mit. Als ich Ihm dann Bescheid gab, dass ich mitkommen würde, konnte ich seine Freude förmlich durchs Telefon spüren.
Markus und ich trafen uns beim Gasthof in der Au, wo wir nächtigten. Bei einem feuchtfröhlichen Abend, hatten wir die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nordkantenbesteigung. Aber man muss die Feste feiern wie sie fallen…oder so ähnlich.
Am Einstieg zur ersten Seillänge.
Mit schweren Kopf und 2,5 Stunden Schlaf stiegen um 04:00Uhr aus dem Bett. Aber nach dem wir kurz etwas Festes zu uns genommen hatten, fuhren die Lebensgeister wieder in unsere Körper. Bereits um 04:45Uhr standen wir mit dem Auto vorm Gasthof Häusling, wo wir parkten. Wir querten die Straße und stiegen gegenüber vom Kraftwerk über die Brücke und jenseits zum kleinen Steiglein, das hinter dem Hof beginnt. Der gute, aber nicht markierte Weg führt in gut einer Stunde zur urigen Bodenalm. Mittlerweile mussten wir unser gestriges Gelage ziemlich büßen. Von der Alm gehen wir meist weglos weiter Tal einwärts auf die markante Kante zu. Schon ein gewaltiger Ausblick zur Nordkante.
Im Talschluss wollen wir uns rechts halten, denn wir wollen durch die Rechte von drei Rinnen soweit nach Süden ansteigen, bis man rechts aus der Rinne heraus in das weite Roßkar aufsteigen kann. Das ging recht gut. Über gut gangbare Wiesen halten wir uns jetzt auf die Nordausläufer des Mugler zu, bis man durch Schutt und Schnee nahezu waagrecht nach links (Osten) zum Fuß der Kante queren kann.
Bester Fels.
Über Schrofen und Blöcke geht es auf den hier breiten Gratrücken bis zu einem markanten gespalteten Block. Hier machen wir Pause. Wir waren doch recht flott unterwegs, haben 2,5 Stunden bis zum Einstieg benötigt. Leider haben wir dadurch, pünktlich beim Einstieg kein Milliliter Wasser mehr übrig. Wir haben alles bereits beim Zustieg wegen des Brandes verbraucht. Naja, dann muss es halt so gehen. Wir ziehen Gurt und Schlosserei an und machen uns kletterfertig. Ab hier beginnt die Kletterei.
Die Aussicht ist schon gewaltig.
Nach den ersten leichten Seillängen wurde das Gelände anspruchsvoller und wir mussten schon mal kräftig zupacken. Es folgte eine Stelle, welche im Führer als Schlüsselstelle angegeben ist. Jedoch gingen wir nicht wie im Führer beschrieben, nach rechts, sondern querten nach links über ein Bändersystem in die Nordostwand. Als wir den Fehler erkannt hatten, beschlossen wir, uns einen Weg in der Nordostwand zu suchen, um zur Kante zurück zu gelangen. Da der direkte Weg nach oben immer wieder durch Überhänge versperrt war, wurden wir immer weiter in die Wand hineingedrängt. Waren zwischenzeitlich ziemlich sauer auf uns…
Unser Zustiegsweg zur Kante.
Das wir nicht die ersten waren, die sich in diesem Bereich verstiegen hatten, merkten wir an dem zurückgelassenen Material vorangegangener Seilschaften in der Wand und an so manch notdürftig errichteter Abseilstelle.
Mehrmals mussten wir fürchterlich schlechte Standplätze hinnehmen, zum Teil an nur einem geschlagenen Haken. Das Gelände war fürchterlich. Nass, abwärts geschichteter Fels und kein Weg zurück zur Kante. Mittlerweile machte sich auch die Wassernot bemerkbar.
Im oberen, plattigen Teil der Kante.
Nach sechs Seillängen Umweg fanden wir schließlich wieder zurück zur Kante. Die restlichen Seillängen verliefen dann aber fast ausschließlich an der Kante und wir kamen zügig voran. Am Nachmittag gegen 15:00 Uhr erreichten wir den Ausstieg und querten über einen Blockgrat hinüber zum Hauptgipfel.
Nach kurzer Rast und einem Gipfelfoto machten wir uns auf die Suche nach der Abseilstelle, welche vom Gipfelaufbau ins steile Blockkar hinunterführte. Die ersten 1100Hm führen weglos über steiles, loses Blockgelände, bis man bereits weit unten auf einen kleinen Hirtensteig trifft. Dieser leitete uns angenehm hinab zur Kainzenalm. Von hier waren es nur noch ca. 4 km Fußmarsch auf einer guten Forststraße vorbei am Boulderhotspot des Zillertal, dem Sundergrund, zum „Gasthaus in der Au“.
Dem Ziel ganz nahe, über grobes Blockwerk geht es zum höchsten Punkt.
Fazit: Große Menschenmassen wird man am Grundschartner wohl nie antreffen. Die Einträge im Gipfelbuch gehen zum Teil weit zurück, wir trugen uns in diesem Jahr mit der 8. Besteigung der Nordkante ins Gipfelbuch ein. An den schwierigsten Stellen stecken Schlaghaken in guter und mäßiger Qualität, welche aber meistens gut ergänzt werden können. Die Standplätze sind zum Teil mit zwei drei Schlaghaken eingerichtet. Ein Satz Friends und mehrere Schlingen reichen bei sicherem beherrschen des V. Schwierigkeitsgrat aus.
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