Teilnehmer: Robert, Helmut, Michael
Datum: 27.02.2016
Gipfel:
Hocheisspitze 2523m - Abbruch bei 2330m
Schwierigkeiten: ST III – 1500Hm – 40°
Lawine: 2 – bei Tageszeitlicher Erwärmung Anstieg der Lawinengefahr
Verhältnisse: sehr wenig Schnee, windgepresster Schnee wechselte sich ab mit eingewehten Pulverschnee ab. Im Gipfelhang sehr viel Triebschnee, deshalb Abbruch bei 2330m.
Wetter: Tolles Tourenwetter!
Strecke: Parkplatz Gasthof Hirschbichl, 1149m - Bindalm - Mittereisalm - Hintereiskar - Gipfelhang - Umkehr wegen zu großer Lawinengefahr - Abfahrt direkt über die orografisch linken Rinnen, nicht dem Aufstiegsweg entlang. – Parkplatz Gasthof Hirschbichl
Am Freitagabend telefonierten wir uns zusammen, wo wir am morgigen Samstag hinfahren könnten. Das Wetter ist nördlich der Alpen wieder gut, nach den windigen Schneefällen Mitte der Woche hat sich die Lawinenwarnstufe wieder bei 2 eingependelt. Da wir uns am Telefon nicht auf ein Tourenziel einigen konnten, beschlossen wir am Morgen nochmal das Wetter und die Verhältnisse zu prüfen und dann in Auto zu entscheiden.
Die Wahl fiel schließlich auf die Hocheisspitze. Ein anspruchsvolles Ziel und Frühjahresklassiker der für seine 40° steile Gipfelflanke berühmt war. Direkt vom Gasthof Hirschbichl auf der Passhöhe folgen wir der Straße nordwärts, leichtfallend, bis auf der rechten Seite der Sommerweg zu Bindalm abzweigt. Hier drehen wir ein und folgen den Weg bis wir über eine freie Wiese rechterhand direkt aufsteigen können. Hier hatten wir schon einige Orientierungsschwierigkeiten, wo wir eigentlich eine Karte benötigten. Diese lag entweder daheim oder im Auto am Parkplatz. Durch Gespür und Glück kamen wir wieder zum Sommerweg, den wir dann weiter folgten, um zu den Hütten der Mittereisalm zu kommen. Bei den Hütten machen wir kurz eine Trinkpause. Kurz drauf steigen auf Grund der fehlenden Karte wir einer Spur links in den Wald nach. Über den lichten Wald erreichen wir kurze Zeit später die Reste der verfallen Hocheisalm und steigen fälschlicher Weiser weiter höher. Dieser Fehler wird sich später noch negativ auswirken.
Wir steigen viel zu hoch und als wir endlich in das Hintereiskar rüber schauen können, merken wir das wir zu hoch sind. Was sollen wir tun? Abfellen und zurück zur Hütte runterfahren oder versuchen in das Kar hinein zu queren. Nach kurzer Beratung wollen wir ins Kar hineinqueren. Über heikles, 40-45 Grad steiles Gelände kämpfen wir uns über und unter Latschenkiefern weiter. Durch den wenigen Schnee, der zu meist im Kar verfrachtet liegt, müssen wir einige steinige Passagen queren und erreichen etwa 200 Höhenmeter oberhalb des normalen Karzustiegs das Hintereiskar. Wenn wir nach unten schauen sehen wir die den gespurten Normalweg in das Hintereiskar. Das gewaltige Kar steigen wir schräg aufwärts. Die durch den Umweg verlorene Zeit fehlt uns jetzt. Der Schnee im Hang ist schon voll der Sonne ausgesetzt und es ist dementsprechend gefährlich.
Bei einem großen Felsblock treffen wir drei Tourengeher, die wegen der Lawinengefahr nicht mehr weitergehen.
Die machen gemütlich Pause, lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen und sich nicht aus der Ruhe bringen. Mir ist die Sache nicht mehr ganz koscher, sage aber blöderweise nichts. Wir steigen weiter, bis wir uns bei etwa 2330m zufällig gegenseitig anschauen und übereinstimmend entscheiden, bis hierhin und nicht weiter. Wir hatten alle kein gutes Gefühl mehr. Wir müssen umdrehen. Wir fellen ab!
Robert ist fünf Meter seitlich über mir, er steigt in seine Ski und als er den ersten Schwung macht, löst er ein kleines Schneebrett aus, das ihn fünf bis zehn Meter mitnimmt. Er kann sich gerade noch rausdrehen bevor das Schneebrett richtig Fahrt aufnimmt und in den Karboden hinunter rauscht. Kurze Zeit später lösten wir nochmal zwei Rutsche aus.
Geschockt von den Ereignissen fuhren wir in der Aufstiegsspur zu dem großen Felsblock hinunter, wo wir beim Aufstieg die anderen Tourengeher trafen. Die waren schon zum Parkplatz abgefahren, so hatten wir Ihren sicheren Brotzeitplatz für uns allein. Nach einer kurzer Snackpause fuhren wir in den Abfahrtspuren der anderen Tourengehern über die Mittereisalm zurück zum Auto.
Fazit: Diese Tour ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür, was man alles bei einer Skitour falsch machen kann. Ein Paradebeispiel für einen Skitourenkurs!
Ob es jetzt…
die fehlende Tourenvorbereitung,
die Beachtung der Tourenverhältnisse vor Ort,
die späte Aufstiegszeit in der Gipfelflanke durch den Verhauer im Aufstieg
oder der fehlende Mut war, eine Tour frühzeitig abzubrechen, bevor etwas schlimmes passiert, ist…
…Egal, die Schneebrettlawine und die beiden Schneerutsche hätte vermieden werden können. Der eh schon unter normalen Verhältnissen gefährliche Gipfelhang war durch die starken Windverfrachtungen extrem eingeblasen und um ein vielfaches gefährlicher. Auch das wir die Ratschläge der drei Tourengehern in unsere Entscheidung weiterzugehen nicht miteinbezogen hatten, konnte man uns auch ankreiden.
Was mir positiv auffiel, dass jeder, als wir am Parkplatz unten waren, unabhängig voneinander gesagt hatte. Er hätte spätestens nach dem großen Felsblock ein schlechtes Gefühl gehabt, aber eben nichts gesagt, weil ja die anderen auch erfahren wären und er nicht derjenige sein wollte, der den Abbruch aussprach.
Mir persönlich zeigt das auf, dass ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann und zukünftig muss.
Natürlich meldete Robert die Schneebrettlawine bei der Alpin-Notruf Zentrale Tel.140
Kommentar schreiben