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Bliggspitze und FÜL Fortbildung - Taschachhaus - Ötztaler Alpen

Bliggspitze Südgrat / Fortbildungslehrgang FÜL Bergsteigen

Datum: 29.06.2018 - 01.07.2018

Teilnehmer: 5 Teilnehmer des Fortbildungslehrgang FÜL Bergsteigen + Bergführer

Gipfel:

Bliggspitze 3454m Abbruch in der Scharte vor dem Hauptgipfel

Schwierigkeiten: UIAA II+ / III- 40 Grad – 1100Hm - Keine Stände gebohrt, einige Bohrhaken an den schwierigen Stellen.

Wetter: bewölkt, Gipfel frei und gute Fernsicht.

Strecke: Talstation Riffelseebahn Pitztal – Auffahrt mit MTB zur Talstation Materialseilbahn - Taschachhaus 2434m – Übernachtung - Hinterer Eiskastenferner - Bliggspitze Südgrat - Vorgipfel - Abseilen in die Schneerinne zwischen Vor- und Hauptgipfel - Hinterer Eiskastenferner - Taschachhaus 2434m – Übernachtung – Abstieg zu Materialseilbahn – Rückfahrt mit MTB zur Talstation Riffelseebahn Pitztal

Bedingungen: Frühsommerliche Verhältnisse am Gletscher. Grat schneefrei. Teilweise recht brüchiger Grat. Aber da wo Kletterei erforderlich da fester Fels.

Ausrüstung: Einfachseil 50m, 4 Expressen, 1 Satz Friends, 1 Satz Keile, Bandschlingen für Köpfl, Helm, Abseilgerät

 

Meine Pflichtfortbildung für meinen FÜL Schein wollte ich auf dem Taschachhaus machen. Hierzu habe ich mich für den Lehrgang „Führen in hochalpinen Fels“ angemeldet. Ich fuhr also ins Pitztal und parkte dort bei der Talstation der Riffelseebahn. Am Parkplatz packte ich mein MTB aus und fuhr die ersten Kilometer teilweise ziemlich steil bis zur Talstation der Materialseilbahn. Dort versteckte ich mein MTB hinter ein paar dort gelagerten Abwasserrohre. Da ich erst gegen 18Uhr auf der Hütte sein musste, lies ich es langsam angehen. Ich folgte dem Gletscherlehrpfad, der mir sehr anschaulich zeigte, wie sehr sich der Gletscher in den letzten Jahrzehnten zurückgezogen hatte. Ich war selbst 2011 hier im Tal beziehungsweise auf dem Taschachhaus. Als ich von dort die Wildspitze besteigen konnte. Der Unterschied ist gewaltig. Wie weit sich die Gletscherzunge in den letzten Jahren zurückgezogen hat, ist erschreckend.

 

Bliggspitze

Auf dem Taschachhaus angekommen, meldete ich mich an und suchte meine Mitstreiter für diese Wochenende. Einige waren schon dort und kurze Zeit später kam auch schon der Lehrgangsleiter zu unserem Tisch. Wir machten eine kurze Vorstellungsrunde, wo jeder seine Ziele für die Zeit hier auf der Hütte mitteilen konnte.

Als nächstes machten wir ein Ziel für den morgigen Tag aus und planten diese schulmäßig. Unser morgiges Ziel sollte der Südgrat der Bliggspitze sein. Ich freute mich auf den Gipfel und die Tour, denn die Bliggspitze war schon lange auf meinen Zettel.

Vom Taschachhaus gehen wir, nach dem hervorragenden Frühstück, in südwestlicher Richtung absteigend zum Sexegertenbach und dann entlang des Bachverlaufs taleinwärts Richtung Ölgrubenjoch. Ein großer Steinmann beziehungsweise mehrere Steinmänner leiten uns ins Tal hinein. Kurz danach verlassen wir den markierten Weg nach rechts und steigen, weglos, in unmittelbarer Nähe des Bachs, der vom Eiskastenferner abfließt, über Wiesen aufwärts. Eine echt schöne Landschaft ist das hier mit dem Gurgeln des Baches im Hintergrund. Auf der orografisch rechten Seite steigen wir aufwärts, bis wir einen flachen Talboden auf etwa 2600 Meter erreichen. Hier überqueren wir an geeigneter Stelle den Bach und steigen weiter über den grünen Rücken des Hinteren Köpfles, 2793 Meter, immer in Richtung des markanten Mittleren-Eiskasten-Kopfs, 3260 Meter.

 

Gut sichtbar wird nun der Felsriegel, der den Zugang zum Hinteren Eiskastenferner versperrt. Überraschend einfach kommen wir an der rechten (orografisch linken) Seite durch. Über Blockwerk und Moränenschutt steigen wir weiter bis zum Beginn der Felsplatten. Anschließend steigen wir rechts der Felsplatten weiter aufwärts, ehe wir dann nach links queren und zwischen den Felsplatten in wenigen Serpentinen, immer den leichtesten Weg wählend (max. UIAA II+), den Fuß des Ferners erreichen.

Wir steigen an der flachsten Stelle zum Ferner auf. Hier richten wir uns zur Gletscherseilschaft her und steigen mit Steigeisen den Ferner aufwärts. Auf etwa 3200m, schwenken wir nach links, in südwestlicher Richtung auf den Südgrat der Bliggspitze zu.

Dort, wo die Gratfelsen am wenigsten stark aus dem Gletscher aufragen, auf etwa 3300m erreichen wir den Südgrat. Hier machen wir eine kleine Pause und richten uns in 3er Seilschaften her. Gurt, Helm und Schlosserei werden angezogen und schon beginnt die Kletterei.

Die Orientierung am Grat ist einfach, der Routenverlauf folgt immer nahe der Gratschneide. Gehgelände im Blockwerk wechselt mit leichten Kletterpassagen (UIAAII+). Wir kommen recht schnell voran. Aber bereits nach den ersten Kletterstellen merkten wir, dass die zweite Seilschaft viel langsamer ist, viele Probleme beim Sichern und der Seiltechnik hat. Immer länger müssen wir warten. Irgendwann gab uns der Bergführer ein Zeichen, dass wir bis zur Scharte vor dem Hauptgipfel eigenständig klettern könnten.

Ein steil aufragender Felsturm bietet Kletterstellen im unteren dritten Schwierigkeitsgrad. Hier müssen wir schon richtig zupacken. Mehrfach klettern wir in Scharten ab und auf der anderen Seite wieder einen Turm auf. Endlich auf dem Vorgipfel angekommen, warteten wir wieder auf die andere Seilschaft. Wir überlegen kurz was wir machen sollen, ob wir kurz auf den Gipfel gehen sollten, aber nach Rücksprache mit dem Bergführer entscheiden wir uns für den Abbruch und das Abseilen in die Schneerinne vor dem Hauptgipfel. Der Tag ist schon weit fortgeschritten und wir kommen sonst beim Rückweg in die Nacht. Also bauten wir einen Abseilstand und seilten in die Schneerinne ab. Wir stiegen anschließend die anfangs sehr steile Rinne (40Grad) zum Gletscher ab. Dort warteten wir auf die andere Seilschaft mit dem Bergführer. Nach einer Weile waren alle bei uns und wir stiegen am Aufstiegsweg zurück zur Hütte ab.

Bei der Hütte genossen wir die Restsonne auf der Hüttenterrasse. Vor dem Abendessen fanden wir uns noch einmal zusammen. Jetzt konnte jeder seine Erfahrungen von der heutigen Tour schildern.

Nach dem Abendessen ging es noch über den morgigen Tag. Wir wollten am Vormittag noch die Spaltenbergung und einige verschiedene Standplatzmöglichkeiten durchsprechen und auch üben.

Nach der fachkundigen Erklärung konnten wir an den bestens vorbereiteten Übungsstationen vor der Hütte üben und ausprobieren.

Am Nachmittag war dann das Kursende und wir verabschiedeten uns voneinander. Ich steige mit dem Bergführer bis zur Talstation der Materialseilbahn ab. Er hatte auch sein MTB dort geparkt, so konnten wir gemeinsam ins Tal rauschen.

 

 

Wildspitze, Hinterer Brochkogel, Petersenspitze, Taschachwand u.v.m.

Fazit: Der Kurs war besonders durch den guten und fachkundigen Bergführer, der mir auch während der Klettertour viel vorschlug, was ich einfacher oder besser machen könnte, für mich sehr nützlich. Ich persönlich habe viel vom Lehrgang mitgenommen und kann auch vieles bei meinen privaten Führungstouren einsetzen. Über das Niveau unseres Kurses musste ich mich schon wundern. Jeder sollte eigentlich durch die Ausbildung über die gleichen Kenntnisstände verfügen. Da waren wir aber extrem unterschiedlich. Das fand ich Schade, weil dadurch vieles von neuem erklärt werden musste und fortgeschrittene Themen keine Platz mehr hatten.

 

Die Bliggspitze vom Taschachhaus ist eine Hochtour, die alles bietet: Weg, Steig, weglos, Gletscher, Felsgrat, Abseilen. Grandiose Rundtour! Schade, dass es sich mit dem Gipfel nicht mehr ausgegangen ist. Ich werde auf alle Fälle noch einmal mit passenden Seilpartnern kommen.

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