· 

Hochtour Dom 4545m - Walliser Alpen

Auf den höchsten im ganzen Land.

 

Datum: 31.07.2018 und 01.08.2018

Teilnehmer: Robert 

 

Gipfel:

Dom 4545m über Normalweg (Nordflanke)

 

Schwierigkeiten: WS - 45° II+

Bedingungen: Auf dem Normalweg gute Stapfspur, Festigrat wegen fehlender nächtlicher Abstrahlung weicher und tiefer Schnee, Fels im zum Festijoch bröselig aber doch gut kletterbar, Bohrhaken vorhanden.

Wetter: stark bewölkt, Warm und drückend, kurz unterhalb des Gipfels keine Sicht und leichter Graupelschauer.

 

 

Strecke:  Randa – Abzweigung Europahütte – Domhütte 2940m – Festigletscher - Festijoch 3723m – Dom Nordflanke – Dom 4545m – Nordflanke – Festijoch 3723m – Festigletscher – Domhütte 2940m - Abzweigung Europahütte - Randa

Ein kleiner Überblick unserer Tour, jedoch ohne jeglichen Maßstab.

 

Nachdem wir gestern das Nadelhorn bestiegen hatten und anschließend gleich ins Tal abgestiegen sind, fuhren wir ins Mattertal und stellten unser Zelt im Campingplatz Randa auf. Beim Abendessen diskutierten wir, was wir als nächstes anstellen könnten. Schnell fiel die Wahl auf den Dom. Elke und Andreas hingegen wollten morgen einen Ruhetag einlegen und sich in Zermatt umsehen.

 

Schnell waren zwei Plätze auf der Domhütte reserviert. Das bedeutete für uns, dass wir morgen, diesmal zu zweit, wieder einen harten Hüttenzustieg und am Folgetag einen langen Tourentag mit 1600 Höhenmeter Aufstieg und 3200 Höhenmeter im Abstieg haben würden. Aber rein nach dem Motto, „Nur die Harten kommen in den Garten“ wollen wir es nach den heutigen 2500 Abstiegs-Höhenmetern probieren.

„Der Dom mit seinen 4545 Metern ist der höchste, ganz in der Schweiz gelegene Berg. Der Normalweg auf den Dom verläuft überwiegend wenig schwierig über Gletscher, wird aber durch einen steilen Felsanstieg im Mittelteil der Tour und den ausgesetzten Gipfelgrat alpinistisch herausfordernd. Am höchsten Punkt bietet sich ein atemberaubendes Panorama auf das nahe Matterhorn, das Weißhorn, das Monte Rosa Massiv und den Mont Blanc. Der Dom ist ein begehrtes Hochtourenziel, doch erarbeiten muss es sich der Aspirant komplett aus eigener Kraft – Seilbahnen stehen in weiter Ferne! So bleibt man auf der freundlichen Domhütte unter sich und kann sich den Freuden hochalpiner Landschaft in Gänze hingeben.“ So zumindest steht es im Führer…

 

Impressionen vom Aufstieg zur Hütte

Am Morgen, nach dem gemeinsamen Frühstück fuhr uns Andi mit dem Bus nach Randa Dorf. Vom Bahnhof in Randa steigen wir durch das idyllische Dorf immer der Beschilderung zur Domhütte bzw. Europahütte folgend zum obersten Dorfrand. Es war heiß, und der südseitige Anstieg versprach wenig Schatten. Der schmale Steig führt zunächst durch Wiesen, dann durch lichten Bergwald in vielen Kehren und recht steil ansteigend bis zu einer Abzweigung zur nahe liegenden Europahütte (5 Minuten Umweg). Anschließend steigen wir noch einige Serpentinen weiter bergan, bis der Weg um einiges steiler und deutlich anspruchsvoller wird. Auch die gestrige Besteigung des Nadelhorns mit Abstieg ins Tal steckt uns noch spürbar in den Knochen. Deshalb und auch wegen der in den Hang brennende Sonne müssen wir schon gscheid beißen. Es geht nun durch felsiges und stellenweise exponiertes Gelände, wobei Drahtseile, Eisenstifte und eine Leiter das Weiterkommen erleichtern. Am Ende der Schwierigkeiten erreichen wir völlig erschöpft die Domhütte in 2940 Metern Höhe. Die freundlichen Mädels auf der Hütte zauberten uns ein großartiges Abendessen in der mit wenigen Gästen besuchten Hütte und lassen uns den mühsamen Aufstieg bald vergessen. Kurz wird noch ein Plan für die morgige Besteigung des Doms zusammengestellt. Welche Route wir final wählen werden, wollen wir erst im Festijoch entscheiden. Laut des Hüttenpersonals ist der Aufstieg über den gespurten Gletscher der Nordflanke zu bevorzugen, denn der Festigrat ist ungespurt und der Schnee tief. Aber mal schauen. Bis zum Festijoch ist der Weg gleich, somit können wir uns mit der Entscheidung noch Zeit lassen.

Der leidende Festigletscher etwas oberhalb der Domhütte.

Um 2:30 Uhr morgens geht in der Hütte das Licht an! Um 3:00 Uhr folgt ein kurzes Frühstück, bevor man im Dunkeln im Schein der Stirnlampe losstapft. Es ist warm, drückend und der Himmel bewölkt. Mit einer nächtlichen Abstrahlung können wir nicht rechnen. Der Pfad zieht zunächst in vielen Serpentinen auf einen steinigen Moränenrücken. Mühsam ist es im Schein der Stirnlampe den richtigen Steig zu finden.

Robert ist schon seit dem Start an der Hütte langsam und hängt nach und wir können unser gewohntes Tempo nicht halten. Wir gehen langsamer und versuchen das langsamere Tempo zu halten. Es dauert nicht lange, dann holen uns schon die ersten ein. Die Wegfindung wird durch Steinmännchen erleichtert, allerdings gibt es verschiedene mehr oder weniger zügige Varianten.

 

 

Auf dem Hohbalmgletscher kurz nach dem Festijoch.

Irgendwann kurz vor dem Gletscher, etwa auf 3200m stoppt mich Robert. Er meint, dass er heute nicht gut drauf ist, er kommt nicht auf Touren und das er es nicht auf den Gipfel schaffen könnte…Ein wenig ratlos wende ich mich Talwärts und steige zu Ihm die zehn Meter ab. Versuche ihn mit ein paar Worten aufzubauen und ihn doch noch zum Weitergehe, zum Kämpfen anzustacheln. Aber er meint, wenn ich mich beeile, könnte ich die beiden starken Stuttgarter erreichen, die uns vorhin überholt haben und mit denen mitgehen. Nach einer kurzen Diskussion entscheiden wir uns zur Trennung. Er würde abstiegen und auf der Domhütte auf mich warten, während ich versuche die beiden Stuttgarter vor dem Gletscher einzuholen. Mit gemischten Gefühlen steige ich weiter an und gebe Gas. Zum Glück hatten sich die beiden Stuttgarter verstiegen und so konnte ich sie schon nach einem kurzem Stück Aufstieg fragen, ob sich mich in Ihre Seilschaft aufnehmen. Echt froh, dass mein Aufstieg zum Dom nicht zum Ende ist, steigen wir zu dritt Richtung Gletscher. 

Wir steigen am linken Rand des Festigletschers auf, bis wir auf einer Höhe zwischen 3300m und 3400m den Gletscher betreten. Am Gletscher angekommen, richten wir uns zur Seilschaft her und ziehen unsere Steigeisen an. Den Spalten ausweichend steigen wir weiter ostwärts bis unterhalb des Festijochs. Bis hierher ist das ganze recht einfach und wir kommen zügig weiter. Am Festijoch sucht man sich die einfachste, geeignetste Stelle und steigt in die sehr steile Felsflanke ein (mitunter heikel!). Roter bröseliger und nirgends ein richtig fester Stein. Gar nicht schön zu klettern. Aber wir drei sind uns sicher, die ca. 90m ohne Seil klettern zu wollen. Kletterei im oberen zweiten Grat mit Steigeisen an den Füßen führt uns ziemlich exponiert in das Festijoch. Einige Bohrhaken würden eine Sicherung aufwärts und das Abseilen auf dem Rückweg ermöglichen. Aber es ging schneller als ich dachte. Ich habe anscheinend einen Sahnetag erwischt.

Impressionen vom Aufstieg in der Nordflanke.

Im Festijoch angekommen, wollten meine beiden Begleiter eigentlich den Festigrat auf den Gipfel klettern. Wie aber schon von den Hüttenleuten vermutet, war der Schnee im Einstieg zum Festigrat Knie- bis Hüfttief. Bei diesen Bedingungen würden wir unseren Plan vom Gipfel nicht halten können. Allein schon wegen dem Wetterbericht, der für den Nachmittag Gewittergefahr ausgegeben hatte, sollten wir den schnellsten Weg wählen. Wir entschieden uns dann nach kurzer Beratung für den gespurten Normalweg über die Nordflanke.

 

Vom Festijoch steigen wir Richtung Norden steil über die Randkluft des Hohberggletschers hinab auf den Gletscher. Dort müssen wir wenige Meter weiter absteigen und über einen Lawinenkegel der Serac Zone einqueren. Schon gewaltig, dieser Eisbruch. Die Bewölkung am Himmel bleibt gleich stark aber ein bisschen Wind kommt auf. Wir beschließen aufmerksam zu bleiben.

 

Auf dem kleinen Gipfelgrat, hinter mir versteckt das Kreuz.

Auf dem Gletscher zieht die Spur wieder ansteigend in einem weiten Rechtsbogen über spaltenreiches Gelände in Richtung des Lenzjoches. Kurz vor dem Erreichen des Joches zweigt man nach rechts (südlich) ab und gewinnt nun über die immer steiler werdende Nordwestflanke des Doms zügig an Höhe. Der Himmel ist jetzt komplett zu und die Sicht wird weniger. Ohne Spur wären wir in dieser riesigen Nordwestflanke aufgeschmissen. Wir wollen es noch ein wenig weiter versuchen und uns die weitere Wetterentwicklung anschauen. Auf ca. 4300m fängt es plötzlich zu Graupeln an. Wie kleine Styroporkugel rieseln die Graupelkörner den Steilen Gletscher herunter und sammeln sich in der Spur. Aber wir wollen weiter. Wir erkennen noch keine Anzeichen von Gewitter, deshalb klettern wir die letzten steilen Passagen nach oben. Im White Out steilt sich das Gelände merklich auf. Das muss der Gipfelaufbau sein. Dieser gebietet normalerweise mit einem exponierten Steilaufschwung (ca. 45°) nochmals Respekt und Aufmerksamkeit, aber wenn man nichts sieht, ist es halb so wild und man steht nach wenigen Metern am höchsten Punkt des Doms. Das Gipfelkreuz des Dom steht wenige Meter versetzt und ist nur durch einen messerscharfen, kurzen Grat zu erreichen. Wir klettern abwechselnd für ein Foto die letzten Meter zum Gipfel. Keine Aussicht, keine Gipfelschau, wenig Freude, aber es hilft nicht. Ein kurzer Handschlag, eine Umarmung aber bei diesem Wetter wollen wir so schnell wie möglich runter. Wir nehmen wir unsere Beine in die Hand und steigen in der noch vorhandenen Spur bergab Richtung Festijoch.

 

Abseilen am Festijoch.

Kurz vor dem Festijoch klarte es wieder auf und wir stehen am Joch in der Sonne. Nach einer kleinen Pause richteten wir das Seil zum Abseilen her und seilten die ca. 90m zum Festigletscher ab. Mittlerweile ist es schon gut nach Mittag und der Festigletscher ist schon ziemlich weich. Das machte den Abstieg zur Domhütte nicht einfacher. Einige Spaltenbrücken waren schon gefährlich weich. Aber irgendwann hat jeder Gletscherhatsch ein Ende. Kurz die Steigeisen runter, Ausrüstung in den Rucksack und weiter ging es runter zur Hütte.

 

Auf der Hütte angekommen, erwartete mich schon Robert. Dem ging es mittlerweile schon besser und wir konnten den restlichen Abstieg gemeinsam zum Campingplatz in Randa machen. Nach 1600Hm Aufstieg unglaublichen 3179 Höhenmetern Abstieg sitze ich im Klappstuhl mit einem alkoholfreien Weißbier! Völlig platt und glücklich!

Fazit:

 

Eine gewaltige Unternehmung diese Tour auf den Dom. Ohne Hilfe von Bahnen oder Gondeln muss man sich den Gipfel schon echt verdienen. Kein einfacher Hüttenzustieg und eine fordernde Westalpentour! Nicht nur die Höhenmeterleistung ist immens, sondern auch der obere zweite Grat (UIAA II+) muss unbedingt im brüchigem Felsteil kurz vor dem Festijoch beherrscht werden. Dieser Teil wird mit dem Gletscherrückgang auch jedes Jahr höher und mehr. Mir persönlich tat es um Robert leid, der nicht wie ich einen Sahnetag erwischt hatte und abbrechen musste. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0