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Ötztaler Radmarathon 2019

Ötztaler Radmarathon 2019

01.09.2019

Strecke: Sölden (1.377 m) - Längenfeld - Umhausen - Oetz (820 m) - Kühtai (2020 m) - Kematen in Tirol - Völs - Innsbruck (600 m) - Sonnenburgerhof - Schönberg im Stubaital - Matrei am Brenner - Steinach am Brenner - Gries am Brenner - Brenner (1374 m) - Sterzing (948 m) - Jaufenpass (2090 m) - St. Leonhard in Passeier Tal (689 m) - Timmelsjoch (2509 m) - Sölden (1377 m).

 

 


Der Ötztaler Radmarathon ist quasi die Champions League für Amateur Rennradfahrer. Da es verletzungsbedingt immer noch nicht so richtig rund beim Laufen lief, wollte ich das prestigeträchtige und in der Radsportscene durchaus berühmt berüchtigte Radrennen finishen.

Aber eine Teilnahmeberechtigung ist so einfach nicht zu ergattern. Da es seit Jahren einen regelrechten Run auf die Tickets gibt, hat sich das Organisationsteam vor Jahren schon zu einer Auslosungsprozedur durchgerungen. Jedes Jahr bewerben sich bis zu 16000 Rennradfahrer aus der ganzen Welt um die begehrten Tickets. So ist es am Glück ob man starten darf oder nicht. Außer man kauft sich mit einem sündhaft teuren Hotel und Rundumsorglospaket in das Rennen ein. Das wollte ich auf keinen Fall, so vertraute ich auf das Glück.

Leider hatte ich für 2019, sowie auch schon in den Jahren 2017 und 2018 kein Losglück. Ich hatte mich eigentlich schon damit abgefunden, dass ich 2019 auch nicht starten konnte. Deshalb war ich echt überrascht als mich Tobias, eine Tourenleiterkollege vom Alpenverein Straubing per Whats-App kontaktierte. Er erzählte mir, dass er einen per Facebook hätte, der mir seinen Startplatz übertragen könnte. Der Überträger könnte wegen Trainingsrückstand nicht starten und würde mir den Startplatz übertragen. Nach einem kurzen Telefonat mit dem Überträger aus der Stuttgarter Gegend hatte ich das Ticket und das Recht auf einen Start bei dem Ötztaler Radmarathon.

Jetzt hieß es, die bereits gute Form auf dem Rad zu konservieren

. Denn das Rennen startete erst am 01.09. Mit der meiner BKOOL Rolle und den darauf zu fahrenden Pässen konnte ich mich optimal auf die zu erwartende Steilheit der Pässe einstellen.

Das Rennen selbst ist eine Rundstrecke. Start ist im Skidorf Sölden dann geht es über Ötz, Kühtai, Brenner Pass, Jaufenpass, St.Leonhard und dem Grand Finale, dem Timmelsjoch zurück nach Sölden. Diese 4 Pässe Tour hat 5500Hm und diese sind schön auf 238km verteilt.

Andrea, Vreni und ich fuhren am Freitag nach Sölden um dort im Ortsteil Innerwald, oberhalb von Sölden unser Zimmer im Haus Hanni zu beziehen. Anschließend suchten wir uns ein gemütliches Restaurant um den Tag schön ausklingen zu lassen. Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Schrägaufzug runter nach Sölden. Dort wollten wir uns ein wenig umsehen, schauen wo Andrea am morgigen Renntag mit Vreni zum Spielen hingehen kann. Spielplätze gibt es einige in Sölden und im Ötztal. Anschließend besuchten wir die Radmarathon Expo, wo Hersteller die neusten Artikel ums Rad und Radfahrer anboten und präsentierten. Außerdem wollte ich mein Startpaket abholen. Gegen Abend suchten wir uns frühzeitig eine Pizzeria um ein warmes Abendessen für Vreni zu haben. Anschließend musste ich in die obligatorische Renn – Fahrerbesprechung bei der man die letzten Wetterinfos und Baustellen auf der Straße mitgeteilt bekommt.

Am nächsten Morgen ging es dann noch im Dunkeln von unserem Zimmer oberhalb von Sölden eine schmale Straße runter zum Startbereich, wo ich mir einen Platz in der vorderen Hälfte suchte. Anschließend hieß es warten. Schön langsam wurde es hell, die Moderatoren versuchten uns mit diversen Berichten und Rockmusik die Zeit zu vertreiben.

Da ich die daheimgebliebenen in einer WhatsApp Gruppe immer wieder informieren wollte, starteten Andrea und ich die Live Übertragung via Handy. J

Andrea und Vreni indessen machten sich zu Fuß Richtung Sölden Dorf auf, wo sie dann von oben das ganze Starterfeld überblicken konnten. Ich konnte Sie zwar nicht sehen, aber ich freute mich riesig dass die beiden so früh aufgestanden sind und dabei sein wollten, wenn ich starte. Und dann ging es auf einmal richtig schnell. Schon kam der Startschuss und die Menge setzte sich in Bewegung. Die Strecke führte zunächst leicht Bergab Richtung Ötz, wo die Fahrer es richtig krachen lassen. Ich hängte mich an ein Hinterrad eines vor mit fahrenden und schoss ein bisschen ängstlich im Windschatten die Talstraße auswärts Richtung Ötz. Dort ging es dann mit ersten Staus den ersten von vier Pässen rauf. Auf das Kühtai freute ich mich. Almwiesen, Kühe, tolle Landschaft…alles inclusive. Ich fand einen guten Tritt und fing an, ohne groß außer Atem zu kommen, etliche Mitfahrer zu überholen.

Das machte richtig Spaß. Beim Auffahren aufs Kühtai traf ich Ludwig, der in Straßkirchen die Sternefahrt organsiert und wir plauderten kurz. Aber dann viel er leider etwas zurück. Viel zu schnell kam die Passhöhe. Dort war eine reichliches Buffet aufgebaut, wo ich meine Radtaschen auffüllte.

Danach änderte ich meine Kleidung auf Abfahrmodus und fing an die erste Abfahrt in Angriff zu nehmen. Schon kurz nach dem Start auf der Passhöhe, kam das erste Viehgitter wo wir regelrecht drüber springen mussten. Zumindest das Lenkrad sollte man richtig festhalten. Das taten anscheinend nicht alle, den kurz vor mir stürzten einige Fahrer schwer und die schon vorher vom Veranstalter platzierten Sanitäter mit Ihren Bussen hatten richtig was zu tun.

Ich war vorhin schon sehr vorsichtig im Abfahren aber nach diesen Zwischenfällen nahm ich ein Holzscheit raus. Weiter unten kamen immer wieder Weideflächen und Viehgitter wo dann auch Kühe auf der Straße standen. Unverantwortlich da mit ca. 90km/h runterzuschießen, wie es unzählige machten. Aber jedem das seine…

In Kematen wurde es wieder flach und ich hielt kurz an um Jacke und Armlinge in die Trikottaschen verschwinden zu lassen. Jetzt geht es flach weiter bis nach Innsbruck. Dort wurden wir mitten durch die Stadt gelotst. Viele Zuschauer standen an den Gehsteigen und applaudierten. Zwischenzeitlich eine tolle Atmosphäre.

Weiter ging es vorbei an Schönberg, Matrei, Steinach und Gries Richtung Brennerpass wo es hieß nicht zu überdrehen. Wegen der geringen Steigung des Brennerpasses ist man versucht zu schnell zu sein und unnötig Körner zu verbraten. Wichtig ist hier im Windschatten auszuharren und bis zur Passhöhe ruhig zu bleiben. Oben am Pass angekommen, machte ich wiederum einen Ernährungsfehler. Weil die normalen Semmeln aus waren habe ich zu einem Kornspitz gegriffen, ohne nachzudenken das da drin Kümmel ist. Naja. Bei Aufstieg zum Jaufenpass musste ich das noch bereuen.

Ich fuhr nach einer kurzen Pause die Passstraße Richtung Sterzing und Südtirol runter. Immer an die Unfälle am Kühtai denkend fuhr ich mein Tempo runter und ließ mich von den teilweise richtig gefährlich überholenden Fahrern nicht aus meinem Konzept bringen. In Sterzing angekommen, wurden wir direkt zum nächsten Pass geführt. Jetzt kam der Jaufenpass, der dritte Pass am heutigen Tag.

Bei einer Kehre machte ich Pause. Auf einmal bekam ich Bauchschmerzen und sofort fiel es mir ein, dass das nur der Kornspitz sein konnte. Ich suchte mir ein Dixi und versuchte mit viel Flüssigkeit das Ganze zu neutralisieren. Was aber nicht funktionierte. Ich musste aber weiter und deshalb schwang ich mich wieder aufs Rad. Irgendwie fehlte aber die Kraft. Ich schaltete runter und wurde dadurch auch langsamer. Aber das Ziel hieß ja durchkommen, nur das dieses Ziel schlagartig in weite Ferne gerutscht ist. Ich hielt beim Aufstieg zum Pass noch zwei oder dreimal an, machte Pause und versuchte viel Wasser zu trinken. Endlich kam die Verpflegungsstation kurz unter der Passhöhe. Ich war stink sauer auf mich. So ein blöder Fehler. Ich schaute rum, in die Gesichter der anderen aber den meisten ging es noch schlechter als mir, zumindest äußerlich. Komischerweise baute mich das auf. Auch das es nur noch ein paar Minuten zur Passhöhe waren und danach eine Abfahrt kam, wo ich es rollen lassen konnte baute mich zusätzlich auf. Meine Laune wurde wieder besser. Ich stieg wieder aufs Rad und fuhr die letzten Meter zum Pass nach oben. Dort zog ich meine Jacke an und ließ es rollen. Unten wartet die Sonne in Sankt Leonhard im Passeier Tal und dann der letzte Aufstieg aufs Timmelsjoch. In der Abfahrt wurde ich von unzähligen Fahrern überholt, aber das interessierte mich nicht. Ich fuhr meinen Stiefel weiter und freute mich, als ich endlich in Sankt Leonhard ankam. Dort riß ich erst mal meine Jacke von mir. Bei ca. 25 Grad ging es die ersten Serpentinen des Timmelsjoch rauf. Bei der ersten Verpflegungsstation machte ich nochmal Pause. Dort gab es auf der anderen Straßenseite eine kleine Bergquelle aus der Wasser rauslief. Ich füllte meine Trinkflasche mit dem Kalten Wasser und fuhr weiter. Irgendwie ging es mir von Kilometer zu Kilometer besser. Bei der Verpflegungsstation Schönau, bei Km200 konnte ich plötzlich wieder Gas geben. Sofort schaltete ich hoch und fing an Fahrer zu überholen. Einer nach dem Anderen musste dran glauben. Einige schoben Ihr Rad schon mit wenig Hoffnung vor dem Besenwagen ins Ziel zu kommen. Schon war ich auf der Passhöhe. Die letzte Kurve wurde mit Tibetischen Gebetsfahnen geschmückt. Tolle Stimmung. Auf der Passhöhe machte ich Kurz Fotos, bevor ich kurz abfahren musste um auf der anderen Seite nochmal zur Mautstation anzusteigen. Diese letzten Höhenmeter des Rennens wurden dann für die meisten das K.O. Kriterium. Für mich nicht! Ich hatte auf einmal wieder Körner im Tank und fuhr im Wiegetritt an vielen vor mir vorbei. Schnell ist die Mautstation erreicht, wo ich meine Jacke anzog. Jetzt geht es nur noch bergab. Leider öffnete der Himmel 20 Minuten zu früh die Schleusen. Es goss wie aus Kübeln. Vorsichtig fuhr ich die letzten Meter nach Sölden, wo immer noch jede Menge Leute zum Anfeuern da waren. Nach 11:28h rauschte ich durch den Red Bull Zielbogen. Nach 5500hm und 238km.

Fazit: Ein Mega Rennen über vier Pässe und 238km, das alles von mir forderte. Leider konnte ich mein Potenzial durch einen Verpflegungsfehler nicht ganz ausschöpfen. Vielen Dank an meine beiden Schätze, die den ganzen Tag mitgefiebert und auf mich gewartet haben.


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