Alpspitze Ostflanke und Bernadeinkopf
Teilnehmer: Michi und Markus
Gipfel:
Bernadeinkopf 2143m
Alpspitze 2628m
Skitour vom Parkplatz Kreuzeckbahn über Schöne Gänge und Ostgrat – Abfahrt über Ostflanke
Schwierigkeit: ST III – 45Grad – I+ - 25,5km – 2400Hm
Lawinenlage: 2
Ausrüstung: 40m Halbseil, Steigeisen, Gurt, Grundsortiment Schlingen und Karabiner, Harscheisen, Pickel
Strecke: Parkplatz Kreuzeckbahn - Olympiapiste Nr.4 - Kreuzalm 1570m - Hochalm 1705m - SchönGänge - Bernadeinkopf 2143m - Alpspitze Ostgrat - Alpspitze Gipfel 2628m - Alpspitze Ostflanke - Bernadeinlift Talstation - Hochalm 1705m - Kreuzalm 1570m - Olympiapiste Nr.4 - Parkplatz Kreuzeckbahn
Wetter: Sehr kalter Tag mit Temperaturen bis zu -20 Grad. Wind bis 30km/h im Gipfelbereich, sonst eher Windstill.
Bedingungen: meist zerfahrener Pulverschnee 20-25cm, Gute Aufstiegsspur, Im Felsteil der Ostflanke pickelharte Spur
Immer wieder, wenn ich in Garmisch-Partenkirchen war, spitze ich hinüber zur Alpspitze. Als Wahrzeichen von Garmisch-Partenkirchen sprüht sie nicht nur für die Einheimischen eine gewisse Magie aus. Ich kannte diese formschöne Pyramide bisher nur aus dem Sommer, als ich sie als genialen Schlusspunkt der Jubiläumsgrat Überschreitung genießen konnte. Als ich vor ein paar Tagen in einem Tourenportal gelesen hatte, dass die Ostflanke befahrbar sei, musste ich dorthin.
Nachdem mir einige Tourenpartner aus verschiedenen Gründen abgesagt hatten und ich aber meinen Jokertag nicht verstreichen lassen wollte, fragte ich Markus, meine letzte Hoffnung, ob er am Wochenende noch Zeit hätte. Dieser hatte aber auch schon seine Planung fürs Wochenende gemacht, so dass ich wieder ohne Partner dastand. Ein paar Minuten später schrieb mir Markus ob ich nicht mit Ihm und seinen zwei Partnern mitkommen wolle. Sie wollen die Alpspitze gehen.
Ja das traf sich gut, denn ich will ja auch dahin. Wir verabredeten uns am Parkplatz der Kreuzspitzbahn oberhalb Garmisch-Partenkirchens um 07:15Uhr.
Unser Ziel, die Alpspitze mit Waxenstein rechts und Jubiläumsgrat mittig.
Über die Olympia Piste stiegen wir Richtung Kreuzalm auf. Die Piste war in einem guten Zustand, so dass wir flott und ohne Harscheisen vorankamen. An der Kreuzalm angekommen standen wir das erste Mal in der Sonne. Was für eine Wohltat! Über einen Panorama Ziehweg gelangten wir zur Hochalm. Hier genossen wir die Sonne und konnten unser Ziel und den Aufstiegsweg über die schönen Gänge gut einsehen. Kurze Zeit später schnappte uns der Schatten und die Kälte hatte uns wieder. In der Nördlichen Seite der Alpspitze war es schon richtig kühl. Ich zog meine Daunenjacke aus dem Rucksack. zog die warmen Handschuhe an und stieg die letzten Spitzkehren zum Einstieg der Schönen Gänge auf.
Auf der Kreuzalm mit Blick Richtung Alpspitze
Der Weg über die “Schöngänge“ ist eine knackige Alternative für den Aufstieg im Winter. Wir wählten diesen Aufstieg, weil wir da, anders wie bei der Ferrata, schneller wieder in der Sonne waren.
Wir tauschten die Ski gegen die Steigeisen aus, holten unseren Pickel vom Rucksack und wühlten uns im tiefen Schnee der guten Spur entgegen. Am ersten Quergang angekommen, wurde die Spur fester und wir kamen wieder schneller voran. Das Gelände steilte auf, das Gelände wurde eisig und die Tritte wurden kleiner. Immer wieder schaute ein Eisenstift oder ein Stück Stahlseil heraus. Hier war ich in meinem Element. Es machte richtig Spaß und es kam mir viel zu kurz vor, als ich auf gut 2100 Meter oben in der Sonne ausstieg. Da meine Kollegen noch ein wenig weiter hinter mir waren, nutzte ich die Zeit und "joggte" die 40 Höhenmeter zum Bernadeinkopf 2143 Meter hinauf. Von dort konnte ich auch gut die Rinne einsehen, die ich gerade zuvor heraufgekommen war. Hier hatte ich auch eine gewaltige Aussicht über Garmisch und den bisherigen Aufstiegsweg. Da ich aber wieder unten bei der Scharte sein wollte, wenn Michi und Markus aussteigen, stieg ich nach ein paar Fotos wieder hinab zum Ausstieg der Schöngänge.
Am Ausstieg der Schöngänge
Von der Scharte konnten wir die gewaltige Ostflanke der Alpspitze einsehen, der wir uns als nächstes näherten. Eine gute Spur führte uns, wieder auf Ski stehend, zum Beginn des Ostgrat, der uns in gutem Trittschnee, mit den Ski auf den Rucksäcken, Richtung Gipfel führte. Vom Grat aus konnten wir die Abfahrer bestaunen, die den teilweise sehr felsigen Durchschlupf runterrutschten und runtersprangen. Es sah schon sehr abenteuerlich aus, aber wir wollten es trotzdem versuchen. In der oberen Gipfelflanke bauten wir nochmals auf Ski um und erreichten in einem unglaublich kalten Höhensturm den Gipfel. Die kleinen Schneekristalle wurden richtige Geschosse, die im Gesicht einschlugen. Ich machte nur kurz ein, zwei Fotos und baute anschließend sofort auf Abfahrt um. Ich gab die anderen per Handzeichen Bescheid und fuhr im sehr zerfahrenen Pulverschnee die obere Ostflanke hinunter.
Kaum hatte ich 100 Höhenmeter verloren, war der Wind weniger und die Temperaturen angenehmer. Der Schnee war gut, aber durch die vielen Befahrer schon ziemlich zerpflügt. Hier wartete ich dann auf meine zwei Kumpanen, die kurze Zeit später ankamen. Gemeinsam nahmen wir uns den felsigen Mittelteil der Ostflanke vor. Langsam tasteten wir uns vor und fuhren in die harte Spur, die uns unsere Vorgänger hinterlassen hatten ein In einem großen "Z" konnten wir die Passage überwinden. Wir drei meisterten die Engstellen mehr oder weniger gut. Aber es war ja auch von Anfang an klar, dass dieser Teil der Flanke kein Genuss sein würde, sondern dass es nur um das sturz freie Durchkommen ging. Denn ein Sturz wäre fatal.
Der Mittelteil der Ostflanke
Im unteren Teil der Flanke hatten wir wieder guten Pulverschnee, der uns in die Sonne unterhalb des Bernadeinkopf führte. Hier genossen wir die Aussicht und die verspätete Gipfelbrotzeit. Nach einer viertel Stunde stiegen wir wieder in die Skibindungen und fuhren durch buckeliges Latschengelände und durch einen ziemlich zerpflügten Jungwald. Erst unten, am Ende eines Ziehwegs, wurde unsere Abfahrt erneut gestoppt. Hier mussten wir die 300 Höhenmeter zur Talstation des Bernadeinlifts aufsteigen. Das waren Quälende Minuten des Kämpfen, bis wir endlich oben waren und wieder ein wenig verschnaufen konnten. Wir konnten jeden Höhenmeter der heutigen Tour in unseren Beinen spüren.
Hier verstauten wir das letzte Mal für heute unsere Skifelle und ließen es zur Hochalm und final zur Kreuzalm laufen. Hier konnten wir tatsächlich noch unseren Flüssigkeitsreserven mit einem Kaltgetränk auffüllen, bevor wir die mittlerweile ziemlich vereiste Skipiste zurück zum Parkplatz rutschten.
Am Gipfel der Alpspitze 2628m
Sturm am Gipfel
Fazit: Es gibt sie, die großen Skitouren in Bayern. Die Tour auf die Alpspitze ist eine davon. Eine in der Kombination, vom Tal über die Schöngänge ist eine anstrengende und fordernde Skitour. Steiler Schnee, steiles Eis, viel Aussicht und tolle Tourenpartner. Genial!
Da es für mich heute, nicht nur die erste Skitour in diesem Corona Winter 2020/2021 war, sondern auch der erste Schneekontakt mit Ski, kann ich mit meiner Performance zufrieden sein. So knapp 2500 Höhenmeter aus dem Stand macht nicht jeder. Obwohl die letzten Meter auf der harten Piste zurück zum Parkplatz echt nochmal ziemlich hart für mich waren. Trotzdem ein guter Start in die hoffentlich noch kommende Ski-(Hoch)tourensaison.
Danke nochmal an Markus und Michi für die spontane Möglichkeit mitzugehen.
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Helmut Laurer (Samstag, 20 Februar 2021 18:53)
hab's grad gelesen super tour war diesen Winter auch schon dort und sind jedes mal gescheitert Respekt