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Königssee Umrundung - Berchtesgadener Alpen

An einem Tag um den Bayerischen Fjord

Datum: 27.06.2021

Teilnehmer: Peter             

Gipfel / Höchster Punkt: Hochgeschirr 1929m

Wetter:  bestes Wetter, Im Tal 29 Grad

Schwierigkeiten: 39,23km – 2500hm

Bedingungen: Trockener Fels

Strecke: Parkplatz Königssee 605m – Talstation Jennerbahn – Königsbachalm – Brandwein-Brennhütte – Priesbergalm – Stiergraben – Seeleinsee – Hochgschirr - Landtalsteig – Röthsteig – Fischunkelalm – Obersee – Saletalm – Königssee Südufer - Viehtriebsteig – Sankt Bartholomä – Rinnkendlsteig – Kührointhütte – Königssee Bobbahn – Parkplatz Königssee

 

Ausrüstung: Trailrunning Ausrüstung

Eine kleine Übersicht der Runde, ohne jeglichen Maßstab!

Die ersten Blicke zum See beim Aufstieg zur Königsbachalm.

Schon lange schaue ich Philipp Reiter und Toni Palzer zu, wie sie eine geniale Trailrunning Strecke nach der anderen in Berchtesgaden zum Spaß oder als Training ablaufen. Wenn ich dann die Bilder und das filmische Material der beiden sehe, fängt es jedes Mal unten meinen Zehennägeln an zu kribbeln.

 

Nicht, dass ich mich jetzt mit den beiden vergleichen will, denn die beiden laufen in Ihrer eigenen Welt und Liga. Schon allein das Video von Toni Palzers Watzmann Überschreitungsrekord, live über den Grat gefilmt von Philipp Reiter, zeigt die beiden außergewöhnlichen Sportler in Ihrem Element. Vielen Dank hier an dieser Stelle für Eure Inspirationen.

Ich wollte mich aber heute mit einer anderen Trainingsstrecke der beiden, der Königssee Umrundung beschäftigen. Einmal um den Bayerischen Fjord. Ein Traum, und das nicht wie der gemeine Wanderer in zwei oder drei Tagen, sondern im Laufschritt an einem. Mit Peter habe ich einen passenden Partner für dieses ausdauernde Vorhaben gewinnen können. Unser Ziel war es die Strecke von knapp vierzig Kilometer und 2500 Höhenmeter in einer Zeit von rund acht Stunden zu bewältigen. Das ist für uns realistisch, denn wir wollten ja auch die Landschaft genießen und so an schönen Plätzen stoppen und staunen.

 

Philipp Reiter hingegen hält seit 2011 den FKT über diese Runde mit einer unglaublichen Zeit von 04:17:28h. Einfach nur Wahnsinn!

Almgelände unterhalb der Königsbachalm

Wir starten vom Großparkplatz am Königssee und laufen mit leichtem Gepäck zur Jennerbahn Talstation hinüber, wo sich gleich dahinter der Wanderweg zur Königsbachalm den Hang hinaufzieht. Ein steiler, geschotterter Weg, führt uns, nach einem Verhauer wieder am richtigen Weg, durch dichten Mischwald zu einer weiteren Weggabelung. Immer den Markierungen und Beschilderungen zur Königsbachalm folgend, erreichen wir bald darauf das Almgelände, wo uns kurz unterhalb auch schon die ersten Kühe begegnen. Bei der Alm trennt sich unserer Weg abermals. Rechts würde der Weg zur Gotzenalm hinaufführen, wir aber wenden uns nach links und bleiben auf dem Weg zur Brandwein-Brennhütte und Priesbergalm, die auch schon wenig später auf unserer Linken und später auf der Rechten auftauchen. Hier haben wir wunderbare Ausblicke auf den Watzmann und im Besonderen auf dessen Ostwand, die auf der anderen Seite des Königssees und in den Ostalpen alles überragt. Hier machen wir eine erste Trinkpause und genießen die Aussicht auf die mit noch reichlich Schnee auf den Bändern höchste Felswand der Ostalpen. 

Die Watzmann Ostwand

Unser nächstes Zwischenziel wird der malerisch gelegene Seeleinsee und dahinter, der höchster Punkt unserer Tour, das Hochgschirr auf 1929m. Über steiles Blockgelände und erste, gut gehbare Altschneefelder finden wir den Weg zu dieser aussichtsreichen Scharte, wo schon eine Gruppe von Steinböcken auf uns wartet. Ohne Angst sitzen bestimmt zehn bis zwölf der beeindruckenden Tiere in den großen Blöcken und Pflegen ihr Fell. Hier genehmigen wir uns einen Riegel und einen Schluck Wasser und genießen die Aussicht auf das Steinerne Meer. Es ist völlig still um uns, nur einige Bienen und Schmetterlinge suchen nach den ersten Blüten. Eine magische Stimmung.

Das Steinerne Meer von etwas unterhalb des Hochgschrirr.

Aber da wir heute noch einiges vor haben, nehmen wir unseren Laufrucksack bald wieder auf und starten den steilen Abstieg zum Obersee. Von rechts oben hören wir Stimmen, einige Mädels kommen von der Gotzenalm herunter. Die stören uns aber wenig. Satte 1300 aussichtsreiche Höhenmeter trennen uns vom Talboden und dem Obersee. Wir genießen das Laufen auf dem abwechslungsreichen Steig. Ich muss aber meinen Lauf immer wieder mal unterbrechen und Fotos machen. Der Ausblick auf den Obersee, den Röthbachfall oder dem hinteren Ende des Königssees bringen mich immer wieder zum Staunen. Der Steig ist steil und anspruchsvoll aber doch an vielen Stellen purer Laufgenuss und irgendwie war der Talboden viel zu schnell erreicht. Immer wieder überlege ich, ob ich in den Bayerischen Alpen jemals so eine bezaubernde, magische Landschaft erleben durfte. Im Talboden angekommen bewundern wir linker Hand den höchsten Wasserfall Deutschlands, den gewaltigen Röthbachfall. Über zwei Stufen ergießt er sich über 470 Meter in die Tiefe und speist den Obersee. 

Trails wie aus dem Bilderbuch

Im Talboden, auf dem Weg zur Fischunkelalm kamen uns die ersten Bootsfahrtouristen entgegen. Viele staunten über unser Tempo, andere waren mit dem Gelände und der Wanderung von Salet hierher sichtlich überfordert. Wir beide ließen uns nicht von unserem Plan abbringen und machten am östlichen Ende des Obersees, nach etwa 3,5 Stunden wieder mal eine verdiente Trinkpause. Wir waren nicht schlecht in der Zeit und so laufen wir kurze Zeit später weiter.

 

 

Ein Panorama zum Niederknien

Unser nächstes Ziel sollte Salet sein, das wir über den südlichen Rand des Obersees aussichtsreich erreichen. Über einen teilweise mit Treppen und Stahlseil gangbar und versicherten Steig erreichen wir den hintersten Anlegepunkt der Königssee Schifffahrt. Über die Salet Alm, die links von der Anlegestelle ist, wenden wir uns am südlichsten Ende des Königssees wieder nach links und laufen erst über Almwiesen, dann direkt am Seeufer entlang. Etwas später führen uns Wegspuren in einem ursprünglichen und abenteuerlichen Buchen-Mischwald, wo ein steiler unmarkierter steiler Steig, der sogenannte Viehtriebsteig uns zum Zustiegsweg des Kärlinger Hauses führt. In den gut 300 Höhenmeter Anstieg kämpfen wir uns auf einem Bett von Bucheckern, die zahllos auf dem Steig liegen hinauf. An der Wegkreuzung wenden wir uns rechts beziehungsweise Richtung Königssee und laufen auf dem guten, an vielen Stellen wegen der Steilheit betonierten Weg Richtung Sankt Bartholomä. In zahlreichen Kehren verlieren wir schnell an Höhe.

Am östlichsten Ufer des Obersees, in der Nähe der Fischunkelalm.

Unten am See angekommen, nach dem Queren eines der Zuläufe des Königssees, wechselt schlagartig der Untergrund und wir freuen uns, endlich wieder flach laufen zu können. Auf dem sandigen Boden folgen wir dem Weg durch den lichten Wald, die letzten Meter zur Wallfahrtskirche und dem dazugehörigen Biergarten. Die Versuchung ist groß, hier einen Stopp einzulegen, weil ja auch die Müdigkeit mittlerweile in unsere Beine gekrochen ist, aber wir entscheiden uns dagegen, denn wir wollen es zu Ende bringen und die Tief im Rucksack liegende Maske will keiner von uns beiden suchen.

Wilde Wege am Viehtriebsteig

Wir wollen aber doch noch kurz Pause machen, denn wie schon erwähnt, haben uns die vielen kleinen und großen Anstiege, aber besonders die sehr steilen Abstiege Kraft geraubt. Die Oberschenkel brennen. Wir suchen uns nur kurz eine Bank unter einer alten Kastanie mit Blick auf den See und verpflegen uns noch einmal bevor wir den Rinnkendlsteig, den letzten Anstieg am heutigen Tag angehen. Ganze 700 Höhenmeter wollen noch bewältigt werden.

Die berühmte Aussicht vom Rinnkendlsteig - Sankt Bartholomä, Salet und der Funtenseetauern im Hintergrund.

Für mich wird es die erste Begegnung mit dem berühmten Steig am Königssee sein. Berühmt und berüchtigt, von vielen Berichten und Erzählungen als schwieriger Steig bezeichnet. Ich bin echt gespannt, was mich erwarten wird. Von Sankt Bartholomä aus laufen wir schweren Schrittes direkt am See einen kleinen Steig entlang, bis wir uns in einer Steilwand den Berg hinaufschrauben. Zuerst noch angenehm im schattigen Wald, dann aber immer mehr der Sonne ausgesetzt, im lichten Bergwald zu den ersten versicherten Stellen. Über Haltebügel, Trittstufen und hölzerne Treppen geht es wild und steil hinauf. Mittlerweile sind wir voll der Sonne ausgesetzt, der Schweiß läuft in Strömen und jeder Schritt bergauf tut weh. 

Peter bei den ersten versicherten Stellen des Rinnkendlsteigs.

Im fitten Zustand wäre der Steig keine außerordentliche Hürde, doch mit gut 2500 Höhenmeter und 35 Kilometer in den Beinen wird dann auch dieser Steig zu einer Herausforderung. Die Pausen mehren sich, was aber nicht schlimm war, denn zum einen haben wir keinen Zeitdruck und zum anderen kann man sich von der Aussicht eh nicht satt sehen. Irgendwann haben wir dann aber doch den Zustiegsweg der Archenkanzel von der Kühroint Alm erreicht und wandern auf einem breiten, geschotterten Weg Richtung Kühroint Alm. Erleichtert über den letzten erfolgreichen Anstieg unserer Runde gehen wir die ersten Meter nach dem Anstieg Richtung Kühroint. 

Das Almgelände der Kührointalm mit Watzmannfrau und König Watzmann im Hintergrund.

Nur kurz überlegen wir, ob wir unser Flüssigkeitsdefizit mit dem einen oder anderem kühlem Weißbier auffüllen aber wiederum lassen wir die Erfrischung links liegen und wenden uns bei einem großen Schilderbaum, einen sehr steilen Weg nach rechts, der uns auf ziemlich direkten Weg zum Königssee Parkplatz hinab bringen wird. Halb laufend, halb gehend, je nach Steilheit verlieren wir schnell an Höhe und erreichen bald die oberen Kurven der Königssee Bobbahn. Über den markierten Weg erreichen wir dann auch final endlich den langersehnten Parkplatz. Ganze Sieben Stunden und einunddreißig Minuten benötigten wir für die am Ende endlos ziehenden 40 Kilometer und 2500 Höhenmeter. Ich war so froh wieder beim Auto zu sein und ich denke Peter ging es ähnlich. Denn auch die hohen Temperaturen von 29 Grad taten auf den letzten paar Kilometer Ihr übriges. Die folgende Erfrischung an der nahen Tankstelle ließen wir uns nicht entgehen. Sowohl Radler, alkoholfreies Weißbier aber auch das Zuckerlimo von Herrn Mateschitz aus Österreich musste sein.

Die Tour in Zahlen:

2500 Höhenmeter

39,56 Kilometer

Bruttozeit: 07:31:38h

Nettozeit ohne Pausen: 06:41:09h

 

 

Fazit:  Eine außergewöhnliche Tour, die ich nicht mehr vergessen werde. Im Herzen des Nationalpark Berchtesgaden war es für mich eine endlose Aneinanderreihung von wunderbaren Ausblicken und Augenblicken. Im Nachhinein wundere ich mich echt, warum ich so lange darauf gewartet habe, beziehungsweise diese Tour immer wieder verschoben habe. Eine Tour ohne echten Gipfel aber mit einem Highlight gefolgt vom nächsten.

Ob es der einsame Seeleinsee, der Ausblick vom Hochgeschirr ins Steinerne Meer, der Lauf hinunter zum Obersee mit Blicken auf den Röthbachfall und der Seenlandschaft tief unter mir, die ursprüngliche und unberührte Uferlandschaft am Südufer der Königsees oder der Rinnkendlsteig war, ich war den ganzen Tag über nur am Staunen. Das schönste allerdings war, bis auf die Hotspots Sankt Bartholomä und Salet hatten wir die schöne Natur um den See für uns allein.  

Irgendwann im Laufe des Tages hatte ich mal zu Peter gesagt, dass ich es super finde, wenn man so 2-3 Tages Touren einfach läuferisch an einem schönen Tag auch machen kann. Der guten Konstitution sei Dank.

Der Rinnkendelsteig und der finale Abstieg zum Königssee Parkplatz straften mich aber dann doch ein wenig für diesen Hochmut. Nichts desto trotz würde ich es wieder so machen. Ein Tag – eine Aktion. Und seien wir mal ehrlich…Ein bisschen Kampf und Quälerei gehört einfach dazu, ansonsten schätzt man solche Aktionen auch nicht gebührlich.

Trotz der Tatsache, dass es sich eigentlich um eine Mehrtages-Wanderung handelt und diese Tour keinerlei klettertechnischen Kenntnisse fordern, ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit eines der Grundattribute, die man neben der nötigen Kondition haben muss. Nicht wenige Stellen, besonders im zweiten Teil der Runde, nach Salet ist oft recht ausgesetzt und ein Fehltritt würde fatal enden.

 

Danke an Peter für eine grandiose Tour.

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