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Aiplspitze und Jägerkamp - Mangfallgebirge

Umrahmung des Benzingkessel

Bayerische Voralpen - Mangfallgebirge

Datum: 20.10.2021

Teilnehmer: Helmut, Andi und Stefan  

Gipfel:

Aiplspitze 1759m

Tanzeck 1703m

Benzingspitze 1735m

Jägerkamp 1746m

Wetter:  tolles Herbstwetter, extrem warm für Ende Oktober, 23Grad im Tal

Schwierigkeiten: 1100hm, UIAA I, am Direktaufstieg zum Tanzeck UIAA II (kann umgangen werden)

Bedingungen: meist trockener Fels, nordseitig nass und rutschig, einige unproblematische Schneereste

Strecke: Parkplatz außerhalb von Stauden - Aurach – Benzingstraße – Aiplspitze – Tanzeck – Benzingspitze – Jägerkamp – Benzingalm – Benzingstraße – Aurach – Parkplatz außerhalb von Stauden

 

Ausrüstung: Wanderausrüstung

Schon vom Parkplatz sehen wir eines unsere Ziele, den Jägerkamp.

Anfang der Woche hatte ich wieder mal ein Kribbeln in mir, dass mich immer befällt, wenn ich viel zu lange keine Bergluft mehr gerochen habe. Ich fragte bekannte Tourenpartner und Helmut wollte zufällig am gleichen Tag mit Freunden eine Tour starten. In Mangel an Ideen steuerte ich eine meiner geplanten Touren bei und prompt wurde diese angenommen.

 

Jahreszeitlich bedingt und durch den letzten Schneefall beschränkte uns die maximale schneefreie Höhe auf Touren mit einer maximalen Höhe von 1800 – 1900 Meter. Deshalb schlug ich meinen Mitstreitern heute die Aiplspitze vor. Hier kann man ganz einfach, dem Benzingkessel umrahmend, einige leichte Gipfelchen besteigen und hat obendrein noch eine gewaltige Aussicht. 

Die gerade Stichstraße in den Auracher Graben. Oben die Aiplspitze und Jägerkamp.

Also fuhren wir mit Helmuts Bus nach Aurach und trafen dort Andi, einen Freund von Stefan und Helmut. Normalerweise meide ich diese Gegend südlich von München, weil mir da einfach zu viele Leute aus Manhattan sind. Aber ich dachte, dass wir unter der Woche, so spät im Jahr, dem wochenendlichen Wahnsinn in der Nähe des Spitzingsees entgehen können. 

Hier endet der Forstweg und mündet in den Steig nach links ein.

Mangels an Parkplätzen in Aurach parkten wir an einem Feldweg am Ufer der Leitzach vor der Ortschaft Stauden. Dort stiegen wir auf unsere Mountainbikes und rollten die paar Kilometer nach Aurach und weiter der Benzingstraße folgend, in Richtung des Auracher Grabens leicht ansteigend hinein. Die anfangs noch geteerte Straße wurde bald ein Forstweg und zog merklich an. Mühsam quälten wir uns mit den Rädern aufwärts durch den Wald. Nach knapp fünf Kilometer war für mich Schluss mit dem Rad. Ich versteckte mein Rad hinter einen Busch und ging zu Fuß weiter. Endlich konnte ich den Herbst mit den bunten Laubbäumen genießen. Immer faszinierend wie sich der Wald im Herbst verändert.

Auf dem Weg in den Benzingkessel...

Schon bald darauf wurde der breite Forstweg zu einem angenehm zu gehendem Steig, der uns entlang eines Grabens mitten in einen wunderbaren Mischwald führte. In unzähligen Kehren windeten wir uns höher. Trotz des bereits sehr fortgeschrittenen Jahres schwitzten wir auf Grund der warmen Temperaturen enorm. Bei einem markanten Baum in mitten des Benzingkessels, waren einige Wegweiser aufgehängt. Hier schwenken wir nach links Richtung Aiplspitze und steigen auf merklich anspruchsvolleren Gelände Richtung Nordgrat. Wild geht es über Latschenwurzeln und steilen Felsabschnitten, wo der matschige Untergrund das höher steigen nicht unbedingt erleichtert. Am Grat, unterhalb des felsigen Gipfelaufbaus angekommen, eröffnet sich uns eine gewaltige Aussicht. Vom Breitenstein über den markanten Wendelstein, den Chiemgauern und dem Wilden Kaiser hatten wir viele bekannte Gipfel im Blick. Aber wir hatten heute noch was vor, deshalb gingen wir bald darauf weiter, den ab jetzt steilen und felsigen Gipfelaufbau hinauf. 

Gewaltiges Panorama vom Fuß des Aiplspitze Nordgrats. links Breitenstein, Wendelstein, den Chiemgauern.

Über leichte Kletterei, den ersten Grad nach UIAA nie überschreitend, steigen wir auf den Gipfel hinauf. Kurz vor dem Gipfel queren wir auf die Südseite des Berges in die Sonne. War es auf der Nordseite und auf dem Nordgrat noch angenehm zu gehen, empfingen uns auf der Südseite gefühlt 30 Grad. Puh, ist das im ersten Moment warm. Hier auf dem Gipfel in der warmen Sonne war „T-Shirt und kurze Hose Wetter“. Ohne Wind, konnten wir es uns so richtig gemütlich machen und uns mit den frechen Dohlen amüsieren. 

Am felsigen Nordgrat.

Wir sind schon sehr privilegiert, mitten in der Woche so eine wunderbare Auszeit genießen zu dürfen. Andi, unser Gebietskenner erklärte uns die Umgebung. Wetterstein, Karwendel und Ammergauer im Westen, Schliersee und das Bayerische Flachland im Norden, Wendelstein, Wilder Kaiser und Hohe Tauern im Osten beziehungsweise im Süden. Wir haben heute richtig Glück, neben dem tollen Wetter, haben wir eine exzellente Fernsicht. Ich würde sagen, alles richtig gemacht! Mit neuer Energie kann ich dann morgen wieder in die Arbeit.

Der weitere Gratverlauf zum Jägerkamp. Der felsige Hügel links vorne ist das Tanzeck, der Gipfel rechts der Bildmitte ist die Benzingspitze, dahinter kaum zu sehen der Jägerkamp.

Nachdem wir ausgiebig Brotzeit gemacht hatten, gingen wir auf der Südseite des Kammes weiter Richtung Jägerkamp. Der anfängliche Abstieg vom Gipfel war noch recht felsig. Über einige Felsstufen ist der Steig leichter als auf der Nordseite des Berges. Wir folgten den deutlichen Wegspuren an einigen mit Seilen versicherten Stellen vorbei, bis zu einem markanten Felsaufschwung. 

Beim Brotzeit machen am Gipfel mit den frechen Dohlen.

Hier konnten Helmut und ich nicht anders, als auf direkten Weg den Gipfel des unbedeutenden Tanzeck zu erklettern. Über steile Felsschuppen, die den zweiten Grad locker gerecht werden, gewannen wir nach zehn Meter den Gipfel. Hier waren an einem Bambus Stab recht hübsch einige Nepalflaggen aufgespannt. Da aber die Kollegen, die über den Wanderweg weitergingen, schon auf der anderen Seite warteten, hielten wir uns auf dem schmalen Gipfel nicht lange. 

die Querung in der Südflanke. Hinten die Aiplspitze. Rechts davor das Tanzeck.

Anders als beim Nordanstieg zur Aiplspitze treffen wir hier auf der Südseite immer wieder Wanderer, die den südseitigen Anstieg zu den Gipfeln gewählt hatten. Als wir unterhalb der Benzingspitze standen, machten wir kurz den Umweg zum Gipfel mit dem schönen Gipfelkreuz. Hier könnte es man sich auf der Bank neben dem Gipfel gemütlich machen. Was wir aber nicht taten, denn wir bewunderten anstatt die wunderbare Aussicht zum Schliersee. Um wieder auf den Originalweg zum Jägerkamp zu gelangen, gingen wir kurz den gleichen Weg zurück. Jetzt in der Südflanke kriegten wir die ungewöhnliche Wärme des Tages voll ab. Besonders als wir durch die windgeschützten Latschengassen zum Jägerkamp aufsteigen mussten, konnten wir jede Menge Schweiß loswerden.

Was für eine Aussicht.

Am Gipfel des Jägerkamps war schon um einiges mehr los als auf den vorherigen Gipfeln. Nur kurz genossen wir wieder die schon bekannte fantastische Aussicht. Kurze Zeit später gingen wir einen schmalen Weg durch die meterhohen Latschenkiefern hinab in nördlicher Richtung, zu einen kleinen Sattel, wo uns ein Wegweiser den Weg nach rechts zur Benzingalm weißte. 

Auf dem Weg zum Latschenbewachsenen Jägerkamp.

Richtig steil, rutschig und insgesamt schlecht zu gehen waren die ersten paar Höhenmeter in den Kessel hinein. Erst als wir der Benzingalm näher kamen, wurde der Weg besser. Hier machten wir kurz halt, sortierten Ausrüstung und erfrischten uns am Brunnen. Anschließend gings dann auf dem Wanderweg weiter zu unserem markanten Baum, wo wir morgens nach links abdrehten. 

die Benzingalm links unten im Benzingkessel. Rechts oben die Aiplspitze.

Über den uns bereits bekannten Weg durch den Mischwald stiegen wir zu unseren Mountainbikes ab und fuhren die letzten Meter rasant ins Tal. Dort genossen wir in einem Gasthof in Aurach, mit Blick auf die überschrittenen Berge im Hintergrund, das eine oder andere kühlende Erfrischungsgetränk.

Der gewaltige Ausblick von der Benzingalm aufs den Auracher Graben und das Flachland dahinter.

Fazit: Eine Tour bei der heute einfach alles gepasst hat. Ein der Jahreszeit angepasstes Ziel, eine gewaltige Aussicht, ein sonniger und ungewöhnlich warmer Oktobertag, tolle Tourenpartner und eine kühlende Abschlusshalbe. Was will man mehr?

Ob man die Tour als Trainingslauf oder wie wir gemütlich mit vielen Pause macht ist eigentlich völlig egal. Man wird immer seine Freude daran haben. Die Kletterstellen sind, wenn man auf dem Weg bleibt, nicht höher als UIAA I. Dazu wenig, bis keine ausgesetzten Stellen, machen diese Panoramatour zu einer runden Sache. Da aber diese Tour gut von München zu erreichen ist, sollte man weise wählen. Denn Wartezeiten vor den Gipfelkreuzen sind dann vorprogrammiert.

 

Den Zustieg in den Auracher Graben kann man auch ohne Problem zu Fuß zurücklegen, denn es rentiert sich nicht wirklich das MTB mitzuschleifen. Es kommt wirklich drauf an, wo man sein Auto parkt und wie weit man dafür im Tal rumfährt. Die Parkplatz Situation in Aurach ist sehr dürftig. Die rasante Talfahrt am Ende der Tour auf der anderen Seite genossen wir allerdings sehr, deshalb passte es für uns ganz gut.

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