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Skihochtour Rostizkogel - Ötztaler Alpen

Pitztal - Riffelseegebiet

 

Teilnehmer: Robert

Datum: 20.03.2022

 

Gipfel:

Rostizkogel 3394m

 

Schwierigkeiten:  ST II-III – 45Grad – 1800hm – 20km

Lawine: Vormittag: 1/2 Nachmittag 2/3 - Lawine Tirol meldet: Anstieg der Gefahr von feuchten und nassen Lawinen mit der tageszeitlichen Erwärmung und der Sonneneinstrahlung. Am Morgen herrschen vorübergehend teils günstige Lawinenverhältnisse. Die Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen steigt bereits am Vormittag an. Im Tagesverlauf sind vermehrt mittlere und vereinzelt große Nass- und Gleitschneelawinen möglich. Dies besonders an steilen Sonnenhängen unterhalb von rund 2600 m sowie an allen Expositionen in mittleren Lagen. Nasse Lawinen können weiterhin schon von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden. Im viel befahrenen Gelände ist die Lawinensituation nicht günstiger. Die spontane Aktivität von nassen Lawinen nimmt mit der Erwärmung und der Sonneneinstrahlung zu. Touren sollten früh gestartet und rechtzeitig beendet werden.

Verhältnisse: klassische Frühjahrsverhältnisse. Piste bis zum Riffelsee pickelhart und nur mit Harscheisen einigermaßen zu gehen. Ab Riffelsee gut ohne Harscheisen bis zum Skidepot am Rostizkogel zu gehen. Gipfelaufstieg ohne Steigeisen über Hartschnee und Schotter kein Problem. Insgesamt sehr wenig Schnee – Von der Schneehöhe und den allgemeinen Bedingungen gefühlt eher Ende April als Mitte März.

Abfahrt: Gipfelhang und Oberer Löcherferner 2-3cm lockerer Pulverschnee auf stabilem Harschdeckel. Genial zu fahren. Mittelteil guter Firn. Unterer Teil, harte Oberfläche mit schwer zu befahrenden alten Skispuren. Hätte noch eine halbe Stunde Sonne gebraucht um richtig aufzufirnen.

 

Wetter: Wolkenloser Frühlingstag, strahlender Sonnenschein, -12 auf 3000m

 

 

Strecke: Parkplatz Pitztaler Gletscherexpress 1700m – Taschachalm 1796m – Talabfahrt Piste zum Riffelsee – Südlich des Riffelsee 2232m – Riffelbach – Punkt 2450m – Steilflanke - Nördlicher Löcherferner 3100m – Nordostgrat – Rostizkogel 3394m – Skidepot 3300m - Nordostgrat – Rostizkogel 3394m - Nördlicher Löcherferner - Steilflanke – Punkt 2450m – Riffelbach – Südlich des Riffelsees 2232m – Talabfahrt Piste Riffelsee – Taschachalm 1796m – Parkplatz Pitztaler Gletscherexpress 1700m

Bei der Taschachalm...

Wo sollten wir nur hinfahren…Nach der letzten, megamäßigen Bruchharschabfahrt vom Hochschober wollten wir es diesmal besser machen. Obwohl das nicht wirklich schwer sein sollte.

 

Unter der Woche hatte es bis auf 2700 Meter hinauf geregnet. Die vorher schon eher dürftigen Verhältnisse wurden noch schwieriger. Hinzu kam noch eine gehörige Portion Saharastaub, der sich seit Tagen in der Luft hielt, diese Stellenweise den Himmel rötlich färbte und dadurch die nächtliche Abstrahlung der Schneedecke verhinderte. Resultat aus dem Ganzen…eine schwere, komplett durchfeuchtete Schneedecke, die die Gefahr von Nassschneelawinen in sich hatte. Gegen Ende der Woche war aber dann doch der Sand aus der Atmosphäre und die wiedergewonnene nächtliche Abstrahlung erlaubte uns die Hoffnung auf Firn. Das Wetter sollte auch gut werden, also fassten wir einige Ziele ins Auge. Am Ende wurde es dann die meist südostseitig ausgerichtete Tour auf den Rostizkogel im Riffelseegebiet als Tagestour. 

Beim Riffelsee, der sich rechts neben uns befindet.

Richtig zeitig fuhren wir ins Pitztal, zum einen um früh dran zu sein und die vermeintlich beste Abfahrtszeit selbst wählen zu können und zum anderen, dass wir den Bergbahnfahrer und Hüttennächtiger zuvor kommen.

Vom rechten Parkplatz des Pitztaler Gletscherexpress stiegen wir auf einer pickelharten Piste beziehungsweise Ziehweg zur Taschachalm auf. Es war wieder richtig kalt, der Wind kam von vorne aber die ersten Sonnenstrahlen schauten bereits über die hohen Berge weit hinten im Taschachtal, im Gebiet des Taschachhauses und kündigten einen sonnigen Tag an. Wir gingen an der Alm vorbei und erreichten etwa hundert Meter nach der Alm einen Abzweiger, die Talabfahrt vom Riffelsee Skigebiet, die nach rechts oben führt. Der Talabfahrt folgend, stiegen wir steil Richtung Riffelsee auf. Auf halber Strecke mussten wir jedoch Pause machen und gingen zum Rand der Piste. Hier ging nichts mehr ohne Harscheisen vorwärts. Nicht nur, dass wir nur noch mit Kampf weiter nach oben kamen, nein auch ein abrutschen auf der steilen Piste wäre ohne Harscheisen einfach zu gefährlich. Wir bauten kurz um und genossen hier bereits die Aussicht auf die Wildspitze, die wir im ersten Sonnenlicht sahen.

Wesentlich sicherer konnten wir jetzt die steile Piste hinaufsteigen. Trotz der Harscheisen rutschten wir aber das eine oder andere Mal weg. Schwitzend kamen wir trotz der Kälte oben an und wählten auf der südlichen Seeseite eine alte Skispur, um ins Riffeltal zu gelangen. Wenn man nicht wüsste, dass sich unter der makellosen Schneedecke eine See befindet, man würde es nicht glauben. Mit sehr wenig Höhengewinn, eher flach gingen wir, den Riffelbach folgend ins Riffeltal hinein.

Hier im Tal kann man links und rechts die Nassschneerutsche der letzten Tage sehen, die beeindruckend weit in den Talgrund rutschten und bis zum Grund abgegangen waren. Bei einer kleinen Steilstufe auf etwa 2450 Meter, nach einer markanten Felseninsel, die Riffl genannt wird und die von rechts fast bis zum Talgrund reicht, drehten wir auf Richtung Nordwest ein. Hier folgten wir einem felsendurchsetzten Rinnensystem und später weiter durch kupiertes Gelände auf ein kleines Plateau auf 2800 Meter zwischen „Köpfle“ und „Schneidigem Wandl“. Dort konnte man sich final entscheiden, ob man den anspruchsvollen Löcherkogel, den völlig von Skitourengehern überrannten „K2“ Vermessungspunkt oder den Rostizkogel besteigen möchte.

Im Riffeltal

Wir entschieden uns für den einsamen Rostizkogel, denn bei einem früheren Besuch des Riffelseegebiets vor einigen Jahren, hatten wir den K2 und den Wurmtaler Kopf bevorzugt und auf die Besteigung des Rostizkogels verzichtet.

Wir hielten uns nordwestlich auf eine steile Flanke zu. Diese war zwar gut angespurt, aber durch vorherige Abfahrten doch etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Diese Flanke verjüngte sich nach oben hin, steilte sich am Ende richtig auf und erreichte auf dem letzten 20 Metern locker 45 Grad. Auf den letzten Meter schnallten wir unsere Ski ab und stapften den Rest der Flanke zu Fuß hinauf. Oben angekommen hatten wir den unteren Teil des Nördlichen Löcherferners erreicht. Auf dem flachen Gletscher stiegen wir westwärts ziemlich mittig zum bereits sichtbaren Gipfel auf.

 

Da der Gipfelaufbau ziemlich abgeblasen aussah und generell wenig Schnee in der Aufstiegsflanke war, beschlossen wir auf der rechten Nordostseite ein Skidepot zu machen und den Rest des Aufstiegs zu Fuß zu gestalten. Erstaunlich gut konnten wir auf dem harten Schnee am Nordostgrat aufsteigen. Hier konnten wir auch schon bald den Gipfelbereich sehen, was uns wiederum in unserer Entscheidung bestätigte, den Gipfelaufstieg ohne Ski zu machen. 

Kurz nach der Steilstufe um unteren Nördlichen Löcherferner. Im Hintergrund die Wildspitze mit dem Taschachferner.

Schon beim Aufstieg am Grat musste ich immer wieder stehen bleiben und fotografieren. Eine super Aussicht, die sich, je näher ich dem Gipfel kam erweiterte. Oben angekommen machte ich am Vorgipfel kurz halt, schaute mich um wo Robert blieb und stieg, nachdem ich Ihn weiter unten aufsteigen sah, weiter zum einsamen und ungeschmückten Hauptgipfel auf.

 

Was für eine Aussicht! Taschachferner mit Wildspitze und Satelliten, die Weißkugel, der riesige Gepatschferner mit Weißseespitze davor, und die Königin des Kaunergrats, die Watzespitze im Norden waren nur einige Highlights. Unzählige weitere bekannte und unbekannte Buckel und Spitzen konnte ich ausmachen. Gewaltig! 

Am Nordostgrat des Rostizkogel. Kurz vor dem Vorgipfel, rechts dahinter der Hauptgipfel.

Auch die Karawanen, die auf den K2 Gratbuckel unter uns gingen, konnte man eindrücklich sehen. Irgendwie kamen mir die Bilder vom Mount Everest in den Kopf. Aber das ohne jegliche Kritik. Jeder wie er es will oder für richtig empfindet. Wir fanden es zu zweit mit ein paar anderen auf dem Rostizkogel auch schön.

 

Ich wartete, bis Robert bei mir am höchsten Punkt war. Wir machten ein paar gemeinsame Fotos und stiegen dann auf dem Aufstiegsweg zurück zum Skidepot. Unten angekommen bauten wir unsere Ski an die Schuhe und waren bezüglich der Abfahrt positiv gestimmt. Der obere Löcherferner muss genial zu fahren sein. Im Mittelteil müssten wir gerade noch richtig dran sein, um Firn zu haben, denn dieser hatte sich schon im Aufstieg angekündigt. Für weiter unten hofften wir mal das Beste!

Die Aussicht vom Gipfel ist schon gewaltig.

Bild 1: Watzespitze; Bild 2: Aufstiegsweg vom Vorgipfel; Bild3: Die Wildspitze und Taschachferner; Bild 4: Gepaschferner und Weißseespitze und im Vordergrund Löcherkogel; 

Ich startete und fuhr etwas nach rechts in die Gipfelwand. Hier waren die Verhältnisse Mega. Zwei bis drei Zentimeter Pulver, Neuschnee aus der letzten Woche auf einem Bombenfesten Deckel. Richtig flott waren wir nach diesem Genuss an der östlich bis südöstlich ausgerichteten Steilflanke. Wir prüften kurz, ob wir es wagen konnten, aber die Sonne hatte nur die oberen Zentimeter aufgeweicht und der untere Teil der Schneedecke war noch gut verfestigt. Wir fuhren dennoch einzeln in den sehr steilen Hang. Bedingt durch die Steilheit der oberen Flanke und der Spuren alter Abfahrten hielt sich die Freude in Grenzen. Erst weiter unten, als die Steilheit unter 40 Grad ging und die Flanke breiter wurde, konnte man es laufen lassen und seine Schwünge in den angefirnten Schnee ziehen.  

Was für tolle Verhältnisse am Oberen Löcherferner. Im Hintergrund der Rostizkogel.

Im flacheren Mittelbereich des Plateaus konnten wir auf der aufgefirnten Schneeoberfläche richtig schön abgleiten. Erst kurz vor dem Rinnensystem stoppten wir. Hier wurde es schlagartig hart und die alten Spuren im Schnee machten das Ganze nicht einfacher. Hier waren wir einfach zu früh dran, der Schnee hier unten hätte noch eine halbe Stunde Sonne gebraucht um brauchbar aufzufirnen. Wir suchten uns dennoch die vermeintliche besten Abfahrtsrinnen und waren kurze Zeit später, ein wenig durchgeschüttelt, im Talgrund. Hier ließen wir es auf der orographisch rechten Hangseite hinauslaufen, um das Geschiebe und Aufsteigen am Riffelsee so gering wie möglich zu gestalten. Mir gelang das recht gut, denn ich musste nur etwa 150 Meter Schieben, bis ich auf der Piste vorne war. Hier wartete ich auf Robert und wir quälten uns anschließend auf der völlig aufgeweichten, sulzigen Piste zurück zum Parkplatz.

Die Steilstufe nach der Abfahrt.

Fazit: Im Gegensatz zu der Hochschober Tour konnten wir uns diesmal auf unseren Riecher verlassen. Der Rostizkogel ist im Riffelseegebiet eine zu Unrecht selten gemachte Tour. Zum einen ist der interessante Aufstieg von einer gewaltigen Aussicht gekrönt und zum anderen ist man eher alleine, denn die Masse stürmt auf den K2, einen Gratbuckel zwischen Rostiz- und Löcherkogel.  

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