Auf den höchsten der Steinberge
Teilnehmer: Helmut
Datum: 14.02.2023
Gipfel:
Birnhorn 2634m
Schwierigkeiten: ST II-III – 2000Hm – A/B – UIAA I
Lawine: 1
Wetter: Sonnniger Hochwinter Tag, im Tagesverlauf recht warm
Bedingungen: Start vom Parkplatz mit Ski machbar, Abfahrt auf der Forststraße bis zum Auto gut möglich, Im oberen Drittel plattige, tragfähige und ruppige Hartschneeauflage, im lichten Lärchenwald bester Pulver, unterer Wald eine wilde, ausgefahrene Bobbahn, insgesamt wenig Schnee, Aufstieg vom Kuchelnieder zum Gipfel gut ohne Steigeisen möglich.
Strecke: Hackerbauer 665m – Ebersberg Jagdhütte 1440m - Ebersbergkar – Kuchelnieder-Scharte 2.437m – Birnhorn 2634m - Kuchelnieder - Ebersbergkar – Ebersberg Jagdhütte 1440m - Hackerbauer 665m
Eine kleine Übersicht von unserer Runde. Ohne jeglichen Maßstab.
Der höchste Berg einer Gebirgsgruppe ist immer im Vordergrund und meist ein begehrtes Ziel. So ist es auch mit dem Birnhorn, dem höchsten der Loferer- und Leoganger Steinberge. Ich war schon oft auf dem Pyramidenförmigen Gipfel, aber leider bisher nur im Sommer. In meiner Sturm und Drangzeit benutzte ich den Gipfel immer als Formanzeiger. Damals lief und wanderte den Steig von Ullach kommend, mindestens einmal im Jahr über die Passauer Hütte auf den mächtigen Gipfel. Heute würde man dazu sicherlich Neudeutsch Skyrunning oder Trailrunning sagen, damals gab es aber diese Ausdrücke glücklicherweise noch nicht.
Im Winter habe ich es bisher noch nicht auf den Gipfel geschafft. Zum einen lag das an der fehlenden Motivation, es gab für mich einfach interessantere Gipfel, mit weniger Waldgürtel und zum anderen hatte ich bei meinen bisher einzigen Versuch im Winter so starke Windböen beim Aufstieg, dass wir auf das ein wenig niedrigere Kuchelhorn 2507m auswichen, da dort der Gipfelaufstieg weniger exponiert ist.
Der Wanderweg war in gutem Zustand.
Als mich dann Helmut informierte, dass er zum Birnhorn aufbrechen würde, sagte ich ihm gerne zu. Über Bad Reichenhall und Lofer fuhren wir nach Weißbach, wo wir kurz nach dem Ort bei Frohnwies einer kleinen Straße zum Hackerbauer folgten. Nur ein Auto parkte dort, obwohl wir erst um kurz vor 9Uhr ankamen.
Wie in einem aktuellen Internetbericht gelesen, konnten wir gut vom Parkplatz starten. Im Aufstieg war dies sogar noch durch den untersten Waldgürtel möglich. Die teilweise schon aperen Steilstufen konnte man noch gut steigen, sodass wir nicht auf die Forststraße ausweichen mussten.
Im Hintergrund die Loferer Steinberge.
Wir verfolgten wieder die gleiche Taktik wie beim letzten Mal am Gran Paradiso, dass jeder von uns einfach sein Tempo ging. Da ich gewohnt ein wenig schneller als Helmut unterwegs war, blieb mir so viel Zeit zum Fotografieren. Auf dem Steilen aber gut zu gehenden Sommerweg zur Ebersberg Jagdhütte gewannen wir schnell an Höhe und erreichten schon bald drauf, nach etwa 800 Höhenmeter, die idyllisch gelegene Jagdhütte.
Die Ebersberg-Jagd Hütte
Hier fanden sich bereits schon unzählige wilde Abfahrtsspuren, wo wir uns auf einer sehr gut angelegten Spur nach rechts verleiten ließen. Erst querend durch einen lichten Lärchenwald, kamen wir anschließend dann über kupiertes und ideal geneigtes Skigelände in einem weiten Bogen an die östlichen Abstürzen des Großen Rothorns vorbei und gewannen so über einen eher ungewöhnlichen, landschaftlich, aber wunderschönen Zustieg die oberen Bereiche des Ebersbergkars. Immer auf der Suche nach dem besten, ergonomischsten Weg konnten wir ohne recht viel Höhenverlust höhersteigen. Über einen ausgeprägten Kamm konnten wir relativ problemlos zur Original-Aufstiegsroute hinüberqueren und befanden uns, schneller als erwartet in den letzten Spitzkehren zum Kuchelnieder. Oben angekommen, steckte ich meine Ski in den Schnee und staunte nicht schlecht, als ich die eisigen Ablagerungen auf meinen Skifellen sah. Das war also der Grund, warum ich mich heute so schwertat, die steile Spur zu halten. Hier verpuffte über die bisher zurückgelegenen knapp 1800 Höhenmeter viel Kraft und dementsprechend war meine momentane Verfassung nicht verwunderlich.
Im orografisch linken Teil des Ebersbergkars. Kupiertes- und perfektes Skigelände.
Ohne Pause ging ich wie zuvor bei Aufstieg abgemacht, ohne auf Helmut zu warten in Richtung Gipfel. Mühsam querte ich die tiefen Spuren in der Schneeflanke zu den ersten Seilversicherungen. Immer wieder musste ich stehen bleiben. Mann o Mann. War ich auf 4000 Meter, oder warum musste ich so schnaufen, warum war ich so fertig…
Ich zog mich Meter für Meter an den Stahlseilversicherungen höher. Über abschüssige Platten und Bänder quälte ich mich hoch. Bei winterlichen oder schlechten Verhältnissen hat es dieser letzte Anstieg so richtig in sich. Heute hatten wir aber fast perfekte Verhältnisse. Endlich sah ich das Gipfelkreuz, das nach meinem Höhenmesser noch etwa 100 Höhenmeter über mir war. Hier wartet ich kurz auf drei Skibergsteiger, die gerade im Abstieg waren. Eine willkommene Pause. Die einzigen Menschen heute, die wir bisher sahen.
Nur noch ein paar Höhenmeter zum Kuchelnieder und Skidepot. Im Hintergrund das Birnhorn.
Die Pause tat mir gut und so konnte ich die letzten Meter angreifen. Über ausgetretene, tiefe Spuren im Schnee stieg ich oben am Grat aus und musste nur noch die etwa 30 Meter zum Gipfelkreuz zurückmarschieren. Was für ein toller Tag heute! Grandiose Fernsicht auf einem gewaltigen Gipfel. Völlig allein! So würde man es sich immer wünschen.
Puh, den Gipfel musste ich mir heute aber so richtig verdienen. Die Aussicht war schon unglaublich schön. Hochkalter, Watzmann, Großer Hundstod, Großglockner, Großvenediger, alle zum Greifen nah. Unter mir das Ebersbergkar und Hochgrubkar mit der Passauer Hütte.
Die letzten Meter zum Gipfel des Birnhorns.
Ich schnappte mir eine Handvoll Nüsse und nahm einen Schluck Cola. Ich drehte mich langsam, versuchte die herausstechenden Gipfel zu identifizieren, die schöne Aussicht für die kommenden Tage aufzusaugen, abzuspeichern. Was für ein Tag! Nachdem ich so zwei, drei Runde gedreht hatte begann ich mit dem Abstieg. Von Helmut sah ich in den von mir einsehbaren Teilen der Aufstiegsspur nichts, so musste ich annehmen, dass er am Kuchelnieder blieb. Etwa hundert Meter unterhalb des Gipfels kam er mir dann doch entgegen. Wir beglückwünschten uns und trennten sofort uns wieder, er stieg weiter zum Gipfel, ich hinab zum Kuchelnieder.
Die gewaltige Gipfelschau!
Da ich den ganzen Abstieg vom Gipfel immer wieder leichte Krämpfe in den Beinen hatte, setzte ich mich beim Skidepot erst einmal auf einen Stein. Erst einmal verpflegen, das beim Aufstieg sicherlich viel zu kurz kam. Was für eine Aussicht von dieser Scharte. Hier könnte ich auch länger bleiben. Aber nachdem wir doch einen relativ späten Tourenbeginn gewählt hatten, war der Tag schon ziemlich weit fortgeschritten. Also stiegen wir in die Ski und begannen vorsichtig, die oben herausschauenden Felsen umkurvend mit der Abfahrt. Pickelharte Verhältnisse ließen uns zwar ziemlich durchgeschüttelt, aber doch recht schnell an Höhe verlieren. Diesmal wollten wir der Original-Aufstiegsroute, ohne Experimente ins Tal folgen. Erst recht steil und ruppig, dann sanft über einige Buckel und Rinnen kamen wir den lichten Lärchenwald oberhalb der Ebersberg Jagdhütte näher.
Das Hochgrubkar mit der Passauer Hütte vom Kuchelnieder, unten rechts und den Mitterspitzen.
Wir hatten ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit bestem Pulver! Richtig gstaubt hats…Es war richtig schön zwischen den licht stehenden Bäumen herumzukurven. Was für ein Genuss nach der Rüttelpartie im oberen Bereich. Viel zu schnell waren wir aber zurück auf dem zur Rodelbahn ausgefahrenen Wanderweg. Hier ging es meist im Pflug in steilen Kehren Talwärts. Wenig später schnallten wir unsere Ski am Parkplatz ab.
Fazit: Was für eine wilde Tour. Ich musste heut richtig kämpfen, teils lag es an der Vorbelastung mit der hohen Anzahl an Trainings-Höhenmeter in dieser Woche und zum anderen an der scheinbar für heute mangelnden Verpflegung.
Die Tour auf das Birnhorn ist eine großartige Tour, die man nicht unterschätzen sollte. Nur der konditionsstarke Tourengeher kann diese fordernde Tour wirklich genießen. Auf einer relativ kurzen Strecke steigt man satte 2000 Höhenmeter hinauf. Abwechslungsreich und sonnig war unsere heutige Aufstiegsvariante, bei der wir den orografisch linken Teil des Ebersbergkars kennenlernen durften. Sicherlich eine gute Alternative, wenn tiefe Temperaturen die im Schatten liegende Originalroute zur Qual werden lassen.
Kommentar schreiben