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Jahres-Rückblick 2023

Qualität statt Quantität. So war das Motto, wenn ich über das vergangene Tourenjahr blicke. Wenn ich am Anfang des Jahres gewusst hätte, was für herausragende und hochkarätige Tourenziele ich in diesem Jahr machen würde, dann hätte ich es nicht geglaubt. Mit einem schier unglaublichen Wetterglück folgte ein Highlight dem nächsten. Neben großen Erlebnissen im Hochgebirge konnte ich auch ein Stufe niedriger einige Ziele abhaken, die gefühlt schon ewig auf meiner immer länger werdenden Wunschtourenliste stehen.

 

 

Gleich zu Beginn des Jahres ging es für mich ganz weit hinauf. Mit Helmut hatte ich das Glück auf dem höchsten Italiener zu stehen. Am 07.01 war ich auf dem Gipfel des Grad Paradiso und konnte von 4061 Meter in die weite Poebene blicken…

Auf dem Gipfel des Gran Paradiso 4061m

Schon früh im Dezember 2022 fielen ansehbaren Schneemengen, die uns auf eine wunderbare Hochwintersaison hoffen ließen. Da aber das alljährliche Tauwetter rund um den Jahreswechsel heuer wieder mal unglaublich warm war, fiel die viel versprechende weiße Pracht den zweistelligen Gradzahlen im Hochgebirge zum Opfer. Um den Schneemangel in den Bergen zu entgehen, musste ich wieder mal auf den mittlerweile bewährten Trick17 zurückgreifen, so wollten Peter und ich über den Notabfahrtsaufstieg des Pitztaler Skigebiets diese schneearme Barriere überbrücken. Am 29.01. fuhren wir ins Pitztal, um eines der weit entferntesten Ziele auf dem Mittelbergferner, dem Taufkarkogel einen Besuch abzustatten. Heraus kam eine einsame und eindrückliche Skitour. 

Mitte Februar war ich dann wieder mit Helmut auf Tour. Das Birnhorn sollte es sein. Nachdem ich meinen ersten Versuch vor ein paar Jahren wegen eines Wintersturms abbrechen musste, hatten wir diesmal richtig Glück. Obwohl wir eine etwas umständliche Aufstiegsvariante probierten, konnten wir den Gipfel des anspruchsvollen Skibergs erreichen.

 

 

Anfang April war es dann so weit, das Skitouren-Highlight stand an. Die „Königin der Skitouren“ – Die Haute Route. Von verschiedenen Seiten wurde wir ein wenig belächelt, andere fürchteten schon eine weitere Katastrophe, wie die von 2018. Der Grund: Wir waren 22 Teilnehmer! Sowas gab es bestimmt noch nicht. Aber trotz der enormen Gruppengröße sah der Plan vor in einzelnen, beherrschbaren und eigenständig operierenden Gruppen zu agieren und am Ende des Tages wieder gemeinsam das Geleistete zu feiern. Es hört sich nach einem perfekten Plan an. Jetzt musste nur noch das Wetter und die Bedingungen passen. Und die passten, bester Schnee, bestes Wetter und eine Mega-Gruppendynamik machten die Unternehmung zu einer „Once in an Lifetime“ Tour.

Auf der Königsetappe der Haute Route auf dem Tete de Valpelline 3798m.

Gleich im Anschluss der Haute Route, weil man sich ja eh schon in Zermatt befand und wir noch ein paar Körner übrig hatten, nutzten wir die Gelegenheit und fuhren mit der Bahn auf das Klein-Matterhorn, um die beiden Breithorn-Hauptgipfel mit Ski zu besteigen. Im Aufstieg noch von den Aktionen überforderter Kunden mit Ihren Bergführern fast vom Berg gekegelt, fanden wir am Gipfel und besonders bei der Abfahrt den erhofften Genuss und Ausblick. Völlig baff blieb ich öfter einfach mitten auf der Abfahrtspiste stehen, um die gewaltigen Eindrücke in mich aufzusaugen. Fazit: Es war es wert! Ich würde es immer wieder tun. Diese Aussicht ist gewaltig und man kann es nicht glauben, aber es entschädigt für den horrenden Fahrpreis!

 

 

Diese Skitourensaison war schon herausragend. Ich bin glücklich diese Erlebnisse auf der Habenseiten verbuchen zu können. Jetzt wollte ich den Schwung in die Sommersaison mitnehmen.

Auf einer Internetseite zweier Influencer bin ich auf eine schöne Laufrunde in der Osterhorngruppe gestoßen, die mir gefiel. Ich fragte Robert, ob er mich auf der 5-Gipfelrunde durch die Osterhorngruppe begleiten will. Wir hatten einen abwechslungsreichen Tag in teilweise perfekten Trailgelände.

 

Anfang Juni, bei unserem ersten Familienurlaub im Wilden Kaiser, wollte ich die auf meiner virtuellen Rolle BKOOL öfter gefahrenen Kitzbüheler Horn Straße in Wirklichkeit abfahren. Auf Grund meines eher schlechten Trainingszustands auf dem Rennrad musste ich schon wirklich alles geben, um in einer für mich zufriedenstellenden Zeit von etwas mehr als 01h13min oben beim Fernsehturm anzuschlagen. Beim Abstieg konnte unsere Tochter die neu eingerichteten Kinder-Übungsklettersteige etwas unterhalb des Gipfels ausprobieren. Was für ein Spaß für die kleine…

 

 

Ende Juni hatte ich für den Alpenverein Straubing eine Tour ausgeschrieben. Es sollte vom Königssee auf die beiden Teufelshörner gehen. Nachdem einige Teilnehmer kurzfristig absagten, blieb nur Thomas über. Zu zweit unternahmen wir die anspruchsvolle Runde rund um die Wasseralm im Hagengebirge.

Am magischen Obersee, im Hintergrund die beiden Teufelshörner

Anfang Juli war es dann so weit. Das Highlight der Sommersaison stand an. Mit Till und zwei von Tills Freunden ging ich den Nadelgrat an. Eine der großen Grattouren in den Schweizer Alpen. Von der gemütlichen Bordierhütte aus stiegen wir über die Selle auf das Dirruhorn, das Hohbärghorn, das Stecknadelhorn und final über das Nadelhorn und stiegen ab auf die Mischabelhütte. Wir erlebten wunderschöne Tage auf einer anspruchsvollen Hochtour, bei fast perfekten Verhältnissen in den Walliser Alpen.

 

Im August stand die zweite für den Alpenverein ausgeschriebene Tour an. Auf der Wiesbadener Hütte wollten wir zu acht abseits des hoch frequentierten Piz Buin schöne und einsame Hochtouren erleben. Mit dem Silvrettahorn und der Dreiländerspitze, die wir am Zustiegsstag machten, konnten wir diese Einsamkeit spüren.

 

 

Zwei Wochen später kam ich spontan, zu einer mit Till geplanten Durchsteigung der Watzmann Ostwand auf dem Berchtesgadener Weg. Zufälligerweise war an diesem Tag jede Menge Prominenz am Berg. Thomas Huber, Peter Schlickenrieder und Laura Dahlmeier waren mit Freunden und Kunden auf dem gleichen Weg unterwegs. Bis auf ein paar nasse und deshalb rutschige Rinnen im oberen Bereich der Wand hatten wir beste Verhältnisse. Die anschließende Watzmann-Überschreitung zurück zum Watzmannhaus führte uns wieder mal vor Augen, dass sich viele Bergsteiger zu schnell an Touren heranwagen, für die sie noch nicht bereit sind.

Auf dem Nadelgrat. Eine der großartigsten Touren in den Westalpen.

Auf unserem zweiten Familienurlaub wollten wir unserer Tochter, die sehr gerne klettert und Bouldert die Klettersteige näher bringen. Im Juni hatten wir ja schon die Übungs-Klettersteige am Kitzbüheler Horn versucht und jetzt wollten wir eine Stufe höher schalten und einen richtigen Klettersteig mit unserer Kleinen probieren. Wir fuhren nach Weißbach bei Lofer, wo der Kitz-Gams Klettersteig speziell für Anfänger und Kinder installiert ist. Da es für Personen unter 40 Kilogramm kein Klettersteigset auf dem Markt gibt, sicherte ich meine Kleine mit einem Stopfseil nach. Sie durfte trotzdem mit zwei Klettersteigset-Karabiner aus einem alten Set an denen zwei 60 Zentimeter Bandschlingen per Sackstich an Ihrem Klettergurt verbunden waren selbst Hand anlegen. Zum einen, dass sie die Technik des Umhängens gefahrlos erlernen kann und zum anderen, weil es Ihr auch Spaß machte. Nach den ersten vorsichtigen zehn Metern, wo sie das teilweise steile Terrain erst kennenlernte, war der Voraussteigende und Nachsichernde Papa der großer Bremser…

Leichte Kletterei in der Watzmann Ostwand

Im September war ich mit einer Gruppe in den Lechtaler Alpen, für mich bis auf ein kurzes Intermezzo auf dem E5 vor etlichen Jahren ein Novum. Diese Augsburger Hütte mit dem dazugehörigen Augsburger Höhenweg wollte ich schon ewig machen. Was für ein Erlebnis, besonders weil wir am Anreisetag noch die Parseierspitze draufgelegt haben.

 

Durch das ungewöhnlich warme und stabile Wetter im Oktober rückte ich mit Markus nochmal ins Steinerne Meer aus. Vom Wanderparkplatz Pürzlbach starteten wir mit leichter Ausrüstung. Unser Ziel war der Große Hundstod. Ein, wenn nicht der Aussichtspunkt mit Rundumblicken der Extraklasse!

 

 

Fazit: Dieses Jahr kann ich mich wirklich nicht beschweren. Bis auf mein Schuh-Missgeschick im Wallis, durch das mir leider die Nordwand der Lenzspitze durch die Lappen ging, ist alles wunderbar gelaufen. Schade.

Wieder mal keine Verletzung und von der Fitness war ich auf einem gutem Weg. Wir hatten sogar wie bestellt auf meinen AV-Tourenangeboten jedes Mal bestes Wetter. In Summe waren es weniger Touren als in den Jahren davor, aber dafür war ich um Ostern 8 Tage am Stück im Wallis auf der Haute Route, einige Male Übers Wochenende hinaus unterwegs. Das Klima dank es mir!

 

Wettkampf mäßig ging dieses Jahr nicht viel, denn ich legte den Fokus, wie auch wahrscheinlich im kommenden Jahr, auf die alpinen Unternehmungen. Da ist mir momentan ein lockerer Berglauf wie zum Beispiel auf den Großen Hundstod oder das Teufelshorn viel lieber, als ein 0-8-15 Berg- oder Straßenmarathon bei dem ich auch noch eine Unmenge an Startgebühr zu entrichten habe.

Höhenmeter technisch habe ich heuer, das sechste Jahr in Folge, gut die 100.000 Hm Marke übertroffen. Insgesamt ein sehr zufriedenstellendes Jahr 2023.

 

 

Danken möchte ich, wie eigentlich jedes Jahr meine beide Mädels, die mich mit den Bergen teilen müssen. Vielen Dank für Euer Verständnis und die Zeit die ihr mir gebt. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Markus (Dienstag, 23 Januar 2024 19:24)

    Servus Jupp hab deinen Rückblick fast etwas neidisch durchgelesen :-) Einfach nur genial was du 2023 machen konntest und wie du schon geschrieben hast, vor allem verletzungsfrei. Ich wünsch dir das gleiche für 2024 und natürlich hoffe ich, dass ich bei der ein oder anderen Tour dabei bin :-)

  • #2

    Jupp (Dienstag, 23 Januar 2024 21:01)

    Servus Markus, Vielen Dank.