Auf den dritthöchsten Gipfel Österreichs
Teilnehmer: Robert
Datum: 12.04.2024
Gipfel:
Weißkugel 3736m
Schwierigkeiten: ST III / ZS-
Lawine: 3
Verhältnisse: Beste Verhältnisse oben Pulver, unten Firn
Wetter: Strahlender Sonnenschein
Strecke: Melag Parkplatz 1920m - Melager Alm – Langtauferer Ferner – Weißkugeljoch 3365m – Hintereisjoch 3471m – Matscher Wandl – Weißkugel Südgrat – Weißkugel Gipfel 3736m – Weißkugel Südgrat – Matscher Wandl – Bärenbartjoch 3150m – Bärenbartferner – Melager Alm – Melag Parkplatz 1920m
Eine kleine Übersicht unserer Tour. Natürlich ohne jeglichen Maßstab.
Die Weißkugel ist für mich bisher unerreicht gewesen. Schon einige Male hatte ich diese Tour von verschiedenen Seiten geplant, abrr es hatte nie geklappt. So musste ich auch schon Tourenpartner allein fahren lassen, weil Privat was dazwischen gekommen ist. Es war wie verhext!
Die Anstiege sind von allen Seiten möglich, nur die Variante von Melag im Langtauferer Tal ist besonders lang und anspruchsvoll. Genau das richtige für uns! Eine große Unternehmung mit 25 Kilometer Wegstrecke und an die 2000 Höhenmeter die uns schon einen gewissen Respekt aufzeigt.
Lange überlegen wir am Vorabend wegen der Lawinenlage. Können wir es wagen? Da wir aber sehr früh starten wollen und schnell in Höhen vordringen in die der Lawinenlagebericht weit weniger Lawinengefahr prognostiziert wollen wir starten und uns die Sache anschauen.
Pünktlich um 4:15Uhr steigen wir etwas unterhalb des Parkplatzes in Melag in die Ski und gleiten auf der noch gut präparierten Loipe zur Melager Alm. Im Vorbeigehen hoffe ich bei der Abfahrt in ein paar Stunden ein Erfrischungsgetränk zu bekommen.
Bis auf drei andere Tourengeher sind wir heute allein unterwegs, aber die sind noch weit hinter uns. Wir folgen der alten Spur durch den lichten Wald und passieren die Materialseilbahn der Weißkugelhütte. Hier montieren wir die Harscheisen, denn das teilweise steile und kuppierte Gelände war Pickelhart. Das ist zum einen gut, da es dann eine gute Abstrahlung hat, aber zum Anderen ist das Gehen mit Harscheisen auf die Dauer schon ziemlich nervig.
Kurz dahinter schwenken wir nach links ein und steuern auf eine große Mittelmoräne zu. In der Dunkelheit ist es schwierig den richtigen Weg zu finden, deshalb checken wir öfter mit dem Track auf dem Handy.
Auf dem unteren Teil des Langtauferer Ferners. Hinten rechts schaut die Langtauferer Spitze hervor.
Das Gelände ist im Talboden ziemlich unübersichtlich. Erst bleiben wir rechts der Mittelmoräne aber später ersteigen wir diese an geeigneter Stelle, um im Dämmerlicht des frühen Morgens einen besseren Überblick zu haben. Wir bleiben am Kamm der Moräne und steuern auf eine Sichelförmige Randmoräne zu. Ein steiler, eisiger Hang empfängt uns, den wir aber mit unseren Hascheisen ohne Probleme meistern und nach oben links Richtung Langtauferer Ferner verlassen.
Der Tag beginnt und die ersten Sonnenstrahlen blitzen über die Kante des gewaltigen Gepatschferners, der nach links zur Weisseespitze hinaufzieht. Eine gute Spur führt uns hier an gewaltige Gletscherlöcher und Mulden vorbei und dreht in Richtung Süden ein. Am rechten Rand des Gletschers erreichen wir nach viel auf und ab bei 3150 Meter ein kleines Plateau, wo wir kurz eine Trinkpause machen. Vor uns bauen sich die Felswände der imposanten Langtaufererspitze auf, rechts von uns kommt das Weißkugeljoch und unser Ziel die Weißkugel ins Blickfeld. Richtig wild sieht die Landschaft hier am oberen Langtauferer Ferner aus.
Wir steigen weiter Richtung Weißkugeljoch und erreichen kurze Zeit später die ersten Sonnenstrahlen des noch jungen Tages. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn man vom Schatten ins Licht tritt und die ersten Sonnenstrahlen aufsaugen kann. Die Sonne tut so gut. Die Finger und Zehen werden warm und das Aufsteigen macht gleich noch mehr Spaß.
Auf 3365 Meter erreichen wir das Weißkugeljoch und damit eröffnet sich uns eine Aussicht der Extraklasse auf den Hintereisferner und unzähliger Berge dahinter. Wir bleiben nicht lange, queren teilweise abfahrend unterhalb der steilen Weißkugel Ostflanke und passieren zwei Felsriegel teilweise mit den Ski in den Händen. Wir drehen nach Südosten ein und steuern das Hintereisjoch auf 3470m an. Von hier wenden wir uns, nachdem wir aus dem riesigen Windkolk ausgestiegen sind, nördlich und steigen Richtung Matscher Wandl, einem 40 Grad Hang, der es heute in sich hatte.
Bild 1: Aufstieg zum Weißkugeljoch.
Bild 2: Die Querung in der Ostflanke der Weißkugel.
Bild 3: Aufstieg zum Hintereisjoch.
Bild 4: Austieg vom Hintereisjoch und Ausblick auf das Matscher Wandl.
Kurz vor dem Matscher Wandl entscheidet sich Robert gegen den Gipfelaufstieg. Er will heute nicht auf den Gipfel, er will hier in der Sonne auf mich warten. So bleibt mir nichts anderes übrig als das Matscher Wandl allein anzugehen und die restlichen Höhenmeter zum Gipfel, ohne ihn aufzusteigen. Eine Aufstiegspur war wegen der vielen Abfahrer nicht mehr wirklich vorhanden, deshalb war der Aufstieg in der Flanke über die hart gefrorenen Eis- und Schneebrocken der Abfahrtsspuren eine ziemliche Plackerei. Des Öfteren drohe ich abzurutschen, kann das doch aber irgendwie verhindern. Endlich erreiche ich oben im Sonnenlicht einen flacheren Rücken und steige über diesen hinüber Richtung Skidepot.
Was für eine Aussicht! Obwohl man das Skidepot schon von Beginn des Rückens sieht, dauert der Aufstieg gefühlt ewig… Schritt für Schritt nähere ich mich dem Skidepot. Hier im Ötztal ist nur die Wildspitze höher, in Gesamt-Österreich nur der Großglockner. Genau deshalb ist dieser Panorama Aufstieg so besonders.
Am Skidepot angekommen, steige ich aus den Ski und montiere sofort die Steigeisen. Mit dem Pickel bewaffnet gehe ich den Südgrat der Weißkugel an. Über harmlose und leicht zu ersteigende Felsen (max. 1+) und ausgesetzte aber griffige Schneepassagen erreiche ich den Gipfel! Endlich hat es geklappt. Ich bin oben!
Ich mache ein paar Fotos und setzte mich kurz hin, um die Aussicht zu genießen. Ich schnappe mir einen Riegel genieße den und mache mich anschließend fertig für den Rückweg. Da ich Robert nicht zu lange warten lassen will, startete ich meinen Rückweg zum Depot. Dort angekommen, ließ ich nichts anbrennen und fuhr sobald ich meine Ski umgebaut hatte, den flachen, aber eisigen Rücken zurück zum Matscher Wandl. Dort fuhr ich mit besonderer Vorsicht, konzentrierte mich auf Grund der eisigen Verhältnisse besonders…
Der obere Teil des Weißkugel Südgrats.
Unten bei Robert angekommen entscheiden wir uns für den Rückweg über das Bärenbartjoch, das uns die südliche und östliche Querung der Weißkugel ersparte. Zum einen wäre diese wegen der tageszeitlichen Erwärmung um ein vielfacheres gefährlicher und zum anderen auch die weit aus weitere Wegstrecke. So glitten wir zwei Felsriegel umfahrend ziemlich steil zum Bärenbartjoch hinunter. Am Joch angekommen bauten wir ein letztes Mal unsere Ski um. Wir starteten langsam in die Flanke des Bärenbartferners, bis wir feststellten, dass wir Pulver unter den Skiern hatten.
Dann war kein Halten mehr. Bis auf zwei kurze Flachstücke hatten wir 500 Höhenmeter Pulverschnee. Unglaublich. Unten drehten wir nach Westen, um auf die Sichelförmige Randmoräne zu kommen. Durch die warmen Temperaturen war der harte Hang von morgens butterweich zu fahren. Auch weiteren Rinnen und Mulden hinunter zur Talstation der Weißkugel-Hüttenversorgung waren reinster Genuss. Perfekter kann man eine Abfahrt nicht erwischen! Was für ein Tag! Die restliche Talabfahrt hielt nur noch eine Enttäuschung für uns…die Melager Alm hatte nicht geöffnet… Das war aber auch auf den gesamten Tag gesehen die einzige winzige Delle.
Die eisige Abfahrt vom Skidepot den Rücken hinab zum Matscher Wandl.
Fazit: Manchmal muss man im Leben einfach warten können. Ansonsten kann ich mir das nicht vorstellen, warum das so lange nicht mit mir und der Weißkugel geklappt hatte. Heute hatten wir bestes Wetter, beste Abfahrtsbedingungen und kein Wind am Gipfel. Sowas erlebt man nicht oft. Was für ein Skitourenabschluss, oder doch noch nicht????
Die Tour auf die Weißkugel vom Langtauferer Tal ist lang, fordernd und wenn die Bedingungen wie heute passen ein einmaliges Erlebnis. Denn oft ist der leichteste Weg zu einem Gipfel nicht der schönste und nachhaltigste. Nur den Gipfel den man sich hart erarbeiten muss, der bleibt im Kopf!
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