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Hochtouren rund um die Lenkjöchlhütte – Ahrnerkopf 3050m, Dreiherrenspitze 3499m, Kleine Löffelspitze 3050m

Teilnehmer: Robert, Till, Simone, Melanie, Stefan, Christoph, Christian, Bettina, Sonja

 

Datum: 22.08.2024 – 24.08.2024

 

Gipfel:

Tag 1: Ahrnerkopf 3050m                       UIAA I 1600Hm        Helm, Wanderausrüstung

Tag 2: Dreiherrenspitze 3499m             UIAA II+ 1250Hm    Hochtourenausrüstung, Helm

Tag 3: Kleine Löffelspitze 3051m         UIAA I+ 800Hm        Helm, Wanderausrüstung

 

Verhältnisse:

Tag 1 Schneefrei, viel lockeres Gestein

Tag 2: gute Verhältnisse auf dem Gletscher, Kletterei schön aber viel lockeres Gestein

Tag 3: Aufstieg über sehr steile Schrofen, Abstieg über Gletscherrest heikel, Schneefrei

 

Wetter: Schönes Bergwetter, zeitweise bewölkt bei sommerlichen Temperaturen

 

 

Strecke: Kasern 1594m – Weg 11 ins Röttal – Rötalm - Lenkjöchlhütte 2603m – Ahrnerkopf Gipfel 3050m – Lenkjöchlhütte 2603m – Hinteres Umbaltörl 2849m – Umbalkees – Dreiherrenspitze Gipfel 3499m – Umballkees – Hinteres Umballtörl 2849m – Lenkjöchlhütte 2603m – Röttal – Reste Rötfleckkees – Kleine Löffelspitze 3051m – Rest Rötfleckkees – Röttal – Weg Nr.11 ins Tal – Kasern 1594m

Ein kleine Übersicht, jedoch ohne Maßstab,

Wie lange schaute ich schon auf die Gipfel um die Lenkjöchlhütte. Irgendwann am Ende der 2000er Jahre, als die erste Auflage der Rother Hochtourenbibel „Hochtouren Ostalpen“ erschien, sah ich das erste Mal diese Touren auf Dreiherrenspitze beziehungsweise Rötspitze. In diesem Büchlein fassten die Autoren Edwin Schmitt und Wolfgang Pusch einige der prominentesten Hochtourengipfel der Ostalpen zusammen. Für mich damals als Hochtouren-Einsteiger ein Buch zum Träumen und Planen.

 

Jetzt endlich konnte ich eine dieser Touren im Rahmen einer von mir angebotenen Sektionstour realisieren. Mit neun anderen Bergbegeisterten fuhr ich ins hinterste Ahrntal, zur nördlichsten Ortschaft ganz Italiens, nach Kasern.

 

Am großen Parkplatz an der Nationalpark Infostelle steigen wir den Weg Nr.11 folgend an einigen Bergwerkstollen vorbei, in denen bis in die 70ger Jahre hinein Kupfer abgebaut wurde, hinauf Richtung Lenkjöchlhütte, wo wir einige Tage bleiben und uns die Berge rundherum anschauen wollen. Nicht nur die Dreiherrenspitze, sondern auch die massige Rötspitze, die das Hochtalende hoch überragt, standen auf dem Plan. 

Das wunderschöne Röttal.

 

Der Aufstieg ist malerisch. Immer mehr oder weniger entlang des wild mäandernden Röttalbachs queren wir an der Rötalm eine Holzbrücke. Mit wenig Höhengewinn wandern wir weiter ins Hochtal hinein. Erst kurz vor Talschluss zieht der Steig ein wenig an, um die letzten Höhenmeter zur Lenkjöchlhütte zu überwinden. Auf der Hütte selbst tanzt gerade der Bär. Die Hüttenbelegschaft ist gerade voll im Stress. Gefühlt ganz Südtirol wir hier gerade verköstigt. Ich melde unsere Gruppe nur kurz an, um dann mit leichtem Gepäck den gar nicht so nahen Hüttengipfel, den Ahrnerkopf, anzugehen.

 

 

Wir folgenden Wegweisern zum vorderen Umbaltörl, wo wir die unteren Geröllhänge der unteren Rötspitze queren. Über einen sehr liebevoll und sicher sehr arbeitsintensiv angelegten Plattenweg erreichen wir den nächsten Wegweiser am Fuß eines vom Ahrnerkopf herunterziehenden Kamms. Hier folgen wir den steilen Steig über eine kurze Kettengesicherte Stelle und jede Menge loses Blockwerk hinauf zum Gipfel. Hier hat der Wind merklich aufgefrischt und wir ziehen unsere Hardshells an.

 

Die Aussicht ist schon gewaltig. Das mächtig leidende Umballkees weit unter uns. Über uns die alles beherrschende Dreiherrenspitze und im Rücken die bullige Rötspitze. Bei einer kurzen Rast versuchen wir die umliegenden Scharten und Gipfel zu deuten. Mit Hilfe der Karte funktioniert das am Ende auch. Auch den morgigen Weg zur Dreiherrenspitze wird ausgespäht.

Auf dem Ahrnerkopf 3050m. Im Hintergrund das Umbalkees.

 

Um noch ein Abendessen zu ergattern, machen wir uns auf den Rückweg zur Hütte. Auf dem gleichen Weg erreichen wir die schon von weitem sichtbare Hütte, um herauszufinden, dass es doch nicht so bressiert hätte. Die restliche Zeit genießen wir dann mit einem Kaltgetränk in der Hand hinter der Hütte in der Sonne.

 

 

 Am zweiten Tag stand die Dreiherrenspitze auf dem Plan. Als Schnittpunkt dreier Länder nimmt die Dreiherrenspitze eine besondere Stellung ein. Mit ihrem Gipfel trennt sie Tirol, Salzburg und Südtirol. Der Weg gleicht sich heute bis zum zweiten Wegweiser den des gestrigen. Über den Plattenweg gehen wir nordöstlich Richtung Ahrnerkopf. Dort wenden wir uns Richtung hinteres Umbaltörl und queren unterhalb des Ahrnerkopfs mit wenig Höhengewinn zum Törl. Kurz vorm Törl zieht der Steig an und wir erreichen auf knapp 2850 Meter, das mit einem riesigen Steinmann geschmückte hintere Umbaltörl. Das Törl gibt uns den Blick auf unseren weiteren Weg zum mittlerweile weit entfernten Gletscher frei. Auch hier am Althauskees und Umbalkees hat der Klimawandel zugeschlagen. Der einst so mächtige Gletscher hat riesige Stein- Blockwüsten hinterlassen.  

Auf dem Althauskees. Hinter dem markanten Felskamm zieht die Route zur Dreiherrenspitze hinauf.

 

Vom Törl wenden wir uns nach links und erklimmen in anregender, aber leichter Kletterei, den Steinmännern folgend den linken Begrenzungshang hinauf zum Rosshuf. Auf etwa halber Strecke drehen wir nach Osten ein und klettern unterhalb des Rosshufs, über grobes Blockwerk und riesigen Gletscherschliffplatten Richtung Althauskees auf gut 2980 Meter. Hier am Gletscher machen wir ein kurze Pause, während wir unsere Gletscherausrüstung anziehen. Anschließend queren wir in zwei Seilschaften ziemlich flach unterhalb der Althausschneid hinüber. 

Das erste weitläufige Gletscherkar, dass sich links zur Schneid hinaufzieht, ignorieren wir und steigen durch ein weiteres Gletscherbecken um einen felsigen Gratausläufer herum und erreichen so einen steilen Firnhang linkerhand, der direkt auf einen breiten Felsriegel zuführt. Wir steigen in Serpentinen in die von unten logischste Stelle, an der wir in den Fels übergehen können und deponieren dort unser Seil. Mit Steigeisen an den Füßen klettern wir die auf den ersten Metern unangenehme ersten grifflosen Gletscherschliffplatten. Weiter oben wurde das Gelände deutlich einfacher aber nicht unbedingt besser. Denn es ging dann im losen Schotter hinauf, der nicht ohne Steinschlag für die Nachkommenden zu gehen war. Für mich war das die Schlüsselstelle der gesamten Tour.

 

Oben auf einem Absatz angekommen entledigten wir uns Pickel und Steigeisen und folgten rechterhand dem Felsgrat. Anfangs noch recht brüchig und mit Sorgfalt zu gehen wurde das Klettern weiter oben auf dem Grat zeitweise echt schön. Oben auf einem Breiten Rücken angekommen, kann man noch die beeindruckende Schneewechte sehen die die noch unterhalb des Gipfelaufbaus thront. 

Impressionen vor dem und auf dem Gipfel.

Wir bleiben weiter auf unserem Felsgrat und lassen das blanke Eisfeld unterhalb des Gipfels links liegen. Das Gelände wird steiler aber die Schwierigkeiten bleiben so im zweiten Grat. Die letzten Meter weichen wir vom Grat in die Flanke nach links aus und erreichen über Trittspuren und eine finale Kletterstelle direkt unter dem Kreuz den Gipfel der Dreiherrenspitze. Was für eine Tour! Was für ein Gipfelzeichen, was für eine Aussicht!

 

Ein bisschen Wind lässt uns schnell frösteln, kann aber unsere Freude über den Gipfel nicht trüben. Nach gut 20 Minuten verlassen wir diesen exponierten Punkt und machen uns mit gehörigem Respekt an den meist brüchigen Abstieg. Schneller und unkomplizierter als wir alle dachten, waren wir wieder bei unseren Steigeisen auf dem Absatz über der Schlüsselstelle. Da Christoph über die Firnflanke abgefahren war, hatte er etwas Zeit und konnte er sich unten nach Alternativen für den Abstieg auf das Althauskees umsehen. Ja und tatsächlich fand er für uns eine passende, weitaus ungefährlichere Abstiegsvariante. Nach einer Pause kletterten wir den Felsgrat auf schwach erkennbaren Fußspuren hinunter. Am Kees angekommen bauten wir unsere Steigeisen an die Schuhe und machten uns in Seilschaften auf den Weg zum hinteren Umbaltörl. Am Ende des Gletschers folgten wir wieder den gut erkennbaren Steinmännern in der Blockwüste und erreichten bald drauf den Übergang zur Lenkjöchlhütte.

An dem schon bekannten Rückweg ließen wir es langsam angehen. Die Beine waren schwer und die den ganzen Tag lang angespannte Konzentration machte uns müde. So schlenderten wir, jeder in seinem Tempo der Hütte entgegen. Dort wurde der erfolgreiche Tag natürlich mit einem Kaltgetränk gefeiert. Am Abend setzte man sich zusammen und überlegte, was man morgen am Abreisetag noch machen könnte. Da die Rötspitze leider durch den Eisrückgang nur noch im Frühjahr oder zeitigen Sommer gemacht werden konnte, suchten wir nach einer Alternative. Schnell war ein passendes Ziel gefunden. Die kleine Löffelspitze sollte es werden. 3051 Meter hoch und nicht besonders schwer aber meist weglos. Das passte gut und brachte unseren Nachhause-Zeitplan nicht durcheinander. 

Da sich nach der gestrigen Strapaze nur noch vier der Teilnehmer im Stande sahen eine weitere Tour in Angriff zu nehmen, starteten Christoph, Till, Christian und ich unsere Vormittagstour zum kleinen Löffler oder kleinen Löffelspitze.

 

Wir stiegen nach dem Frühstück das Röttal bis auf 2350 Meter hinunter. Bei einer markanten Murengasse/Schuttreisse auf der anderen Bachseite überquerten wir den Röttalbach und machten bei einer passenden Stelle unser Ausrüstungsdepot. Mit leichtem Rucksack stiegen wir auf einem sehr steilen, leicht ausgetretenen Pfad rechts der großen Schuttreisse einigen Steinmännern folgend hinauf. Oben auf einem großen Geröll- und Schuttfeld orientierten wir uns südlich weiterhin den Steinmännern folgend auf die Reste des Rötfleckkees zu. Kurz vor dem Keesrest, bei großen Gletscherschliffplatten führten uns die Markierungen zu einer steilen Wiesenflanke. Über diese gewannen wir den oberen Rücken des Vorgipfels und folgten diesem Richtung Osten, dem schon sichtbaren Kreuz entgegen. Am Vorgipfel angekommen gingen wir am Rand eines Schneefelds auf einem letzten Blockgrat zum Gipfel hinauf. 

Der Gipfelgrat zur Kleinen Löffelspitze. 

 

Das mit buntem Glas verzierte Kreuz war wirklich schön anzuschauen. Ein letzte Jause noch, ein letzte Blick zum Lenkjöchl und den Gletscherbergen dahinter, dann machten wir uns auf den Abstieg. Da uns die steile Wiesenflanke für den Abstieg nicht gefiel und wir andere in direkter Weise zum Kees abstiegen sahen, folgten wir diesen Spuren. Erst verloren wir schnell an Höhe, dann kamen wir aber ins Stocken. Der Übergang vom Fels zum Kees und Fels war erwartenderweise nicht schön und so balancierten wir heikel über bröselige Gletscherschliffplatten und haltlose Schuppen. Bald waren jedoch diese Stellen hinunter uns gebracht und wir befanden uns im „sicheren“ Blockgelände.

 

Der restliche Abstieg bis zum Depot und dem Bach ging schneller als erwartet und so machten wir uns auf den Abstieg nach Kasern, der sich allerdings noch mächtig zog.

 

Das schöne Gipfelkreuz der kleine Löffelspitze.

Fazit:

Insgesamt waren es wunderbare Bergtage im Ahrntal auf der Lenkjöchlhütte. Eine tolle Hütte mit sehr netter Bewirtung. Wir waren eine schöne Gruppe und die gegenseitige Rücksichtnahme war immer vorhanden. Vielen Dank an die Teilnehmer für die gewaltigen Erlebnisse.

 

Aber man merkt von Jahr zu Jahr mehr, das die Berge bröseln. Unaufhaltsam werden Hochtouren im Sommer, besonders im Spätsommer länger, schwieriger und gefährlicher. Gletscher die sonst immer einen guten Übergang und Aufstieg boten, sind nicht mehr da und hinterließen Schotter und Bruch. Schlecht abzusichernde Bereiche. Ich weiß nicht wo das noch hinführt mit dem klassischen Sommer-Bergsteigen. 

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