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Dreitorspitzen Überschreitung – Leutascher und Partenkirchener Dreitorspitzen

Teilnehmer: Till, Christian

 

Datum: 07.09.2024

 

Gipfel:

Leutascher Dreitorspitze 2682m

Partenkirchener Dreitorspitze Westgipfel 2634m

Partenkirchener Dreitorspitze Mittelgipfel 2622m

Partenkirchener Dreitorspitze Nordostgipfel 2626m

Signalkuppe – 2486m

 

Verhältnisse: kein Schneekontakt, viel loses Gestein

Wetter: Bestes Tourenwetter, kaum Wind

Schwierigkeiten: UIAA III, 1800Hm, 19Km

Ausrüstung: Gurt, Schlingenmaterial, Abseilgerät, Karabiner, 30m Rap Line

 

 

Strecke: kostenpflichtiger Parkplatz zwischen Puitbach und Ahrn 1090m – Puittal – Puitalm - Puitegg - Söllerrinne – Söllerpass 2259m – Leutascher Platt – Leutascher Dreitorspitze 2682m – Partenkirchener Dreitorspitze Westgipfel 2634m - Partenkirchener Dreitorspitze Mittelgipfel 2622m - Partenkirchener Dreitorspitze Nordostgipfel 2626m – Signalkuppe – 2486m – Meilerhütte 2372m – Leutascher Platt – Bergleintal - kostenpflichtiger Parkplatz zwischen Puitbach und Ahrn 1090m

Eine kleine Übersicht unserer Runde. Jedoch ohne jeglichen Maßstab.

Wenn man sich mit den Touren im Wetterstein Gebirge ein wenig genauer beschäftigt, dann kommt man eigentlich um die großen Grattouren nicht herum. Eine dieser großen Grattouren ist die Dreitorspitzenüberschreitung. Durchaus anspruchsvoll kann man die vier Dreitorspitzen auf einer gewaltigen Grattour überschreiten. Eine Tour, die mit Sicherheit die obere Grenze des klassischen Bergwandern darstellt, geizt nicht mit grandiosen Ausblicken und Panoramen.

 

Dieses lohnende und anspruchsvolle Tourenziel wollte ich mit Till und Christian angehen, wobei die Herausforderung nicht primär in der technischen Schwierigkeit der Kletterei allein liegt, sondern in der Kombination der alpinen Schwierigkeiten, der Wegfindung, dem unzuverlässigen Gestein, sowie anhaltenden Ausgesetztheit.

Impressionen vom Aufstieg zum Söllerpass.

 

Früh musste ich starten, um mich mit den beiden am neuen Parkplatz zwischen den Ortschaften Puitbach und Ahrn zu treffen. Pünktlich um 7:00Uhr gings mit leichter Ausrüstung entlang der Straße zurück nach Puitbach, um ein wenig später den markierten Wanderweg zum Söllerpass einzuschlagen. Über einen guten, aber steilen Steig 817/818 wandern wir den Puitbach entlang hinauf zur Puitalm, wo Pferde gerade die letzten Grashalme des ausgehenden Sommers abgrasen. Richtig idyllisch wandern wir über die grünen Wiesen der Alm und konzentrieren uns auf die vor uns liegende Söllerrinne. Immer wieder konnte man Berichte über die Steinschlaggefahr in der Söllerrinne lesen. Wir waren gewarnt und versuchten diese Gefahrenstelle so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Dementsprechend außer Atem kamen wir oben am Söllerpass an und konnten beim Verschnaufen die Morgenstimmung im Puittal und die Aussicht ins Leutascher Platt genießen.

 

Genauso wie die Aussicht ist heute das Wetter. Einfach gewaltig! So viel Pech ich auch heuer mit meinen Westalpenplanungen hatte, die alle dem wechselhaften und unstabilen Wetter zum Opfer fielen, so viel Wetterglück hatten wir heute. 

Etwas oberhalb des Söllerpasses, der erste Blick auf die Partenkirchner Dreitorspitzen, dem Bayerländerturm und der Meiler Hütte.

 

Am Söllerpass angekommen, halten wir uns links und folgen den spärlich gesetzten Steinmännchen und schwach erkennbaren Steigspuren etwas oberhalb des Leutascher Platts in Richtung unseres ersten Ziels, der Leutascher Dreitorspitze. Mit relativ wenig Höhenverlust treffen wir kurze Zeit später auf den Hütten Anstiegsweg zur Leutascher Dreitorspitze. Den Steinmännern folgend erreichen weitgehend Weglos den Fuß des gewaltig bröselnden Berges. Über das hier am Wandfuß abgelagerte Geröll war der Aufstieg zum unteren Teil der markanten Aufstiegsrinne auf einer leicht zu erkennenden Trittspur ziemlich anstrengend. Gefühlt gings einen Schritt vorwärts und zwei zurück. Endlich waren wir oben auf dem kleinen Absatz vor der Steilrinne. Man kann schon an den gewaltigen Schuttablagerungen die Aktivität der Steilrinne erahnen.

 

 

Wir machten uns bereit für die Steilrinne, ein letzter Schluck aus der Pulle einen halben Rigel in die Backen geschoben schon gings ans steigen und vorsichtig treten. Waren der Fels und die Kletterpassagen im unteren Teil noch frei von Schotter und losen Steinen, wurde das Klettern weiter oben echt anspruchsvoll. Dabei waren die Kletterschwierigkeiten nicht das große Problem, die bewegten sich so im oberen zweiten, unteren dritten Grad, sondern eher das loses Gestein, die das Steigen und Treten besonders auf den letzten 20 Metern unangenehm machten. Wie auf rohen Eiern schlichen wir kurz unterhalb des Rinnenausstiegs nach links oben, um festeres Gestein zu erreichen. In der Scharte angekommen waren wir ein Stück froh. Mit der Sicherheit, dass wir diese Rinne nicht rückwärts abklettern mussten, freuten wir uns auf die kommenden Aufgaben. Von der Scharte konnten wir das Gipfelkreuz bereits erkennen. Nur noch 80 Höhenmeter trennten uns von dem selten besuchten Gipfel. 

Am oberen Ende der Steilrinne zur Leutascher Dreitorspitze. Hier der seitliche Ausstieg zur Scharte.

Das Zugspitzmassiv

 

Kurze Zeit später waren wir dann ganz oben. Ein kleine Pause hatten wir uns jetzt so richtig verdient. Wir waren hier ganz alleine. Wenn ich mir vorstelle, was gerade an den nur ein paar Hundert Meter entfernten diversen Zugspitz-Anstiegen los ist, dann bin ich schon richtig froh hier zu sein.

Die Aussicht war schon gewaltig! Zugspitze, Alpspitze, Schüsselkarspitze und Teufelsgrat liegen vor uns. Hinter uns das gewaltige Leutascher Platt und der Wettersteingrat. Einfach schön!

 

Nur kurz hielten wir uns, denn wir haben noch viel vor. Der Grat schaut wild aus, viele Gipfelchen und Türmchen stellen sich uns in den Weg und wollen erklettert werden. Aber erst einmal kommt der Abstieg von der Leutascher Dreitorspitze. Hier ist einfach alles in Bewegung, kein wirklich vertrauensvoller Felsen in Sicht. Unten in der Scharte beim Ausstieg von der Aufstiegsrinne angekommen, klettern wir auf einen Felsturm. Wir folgen einem Steinmann, übersehen einen weiteren in der Flanke rechts, bleiben daher fälschlicherweise auf der Gratschneide und kommen in ziemlich ungutes Gelände. Als wir es erkennen, ist es schon zu spät. Nur ein schwieriges abklettern und queren in, beziehungsweise aus einer Rinne hilft uns wieder auf den richtigen Weg zurück. Puh, das war knapp! Aber jetzt sind unsere Sinne geschärft, jetzt überlegen wir zweimal, ob wir einen Weg nehmen. 

Ein Blick zurück zur Leutascher Dreitorspitze links und rechts die Westliche Partenkirchner Dreitorspitze.

 

Das Gelände bleibt zwar bröselig, aber insgesamt wird es leichter. Im ständigen Auf und Ab erklettern wir Türmchen für Türmchen. Auf dem Gipfel der Westlichen Partenkirchener Dreitorspitze haben wir unseren Fauxpas schon fast vergessen und genießen das schöne, aber anspruchsvolle Klettern.

Weiter geht es auf Grat entlang zur Mittleren Partenkirchner Dreitorspitze, die wir über einige ausgesetzte Kletterstellen im oberen zweiten, unteren dritten Grat Klettergrad erreichen. Ein kleiner Steinmann markiert die höchste Stelle. Nur eine kurze Trinkpause gönnen wir uns, denn die scheinbar nahe Meilerhütte ruft uns schon.

Wir klettern erst einmal ein Stück ab, um auf dem Gratverlauf, wieder Mal, einige Türmchen zu erklettern. Mal umgehen wir rechts, mal links, aber meistens ist es am einfachsten direkt über den Turm. Über eine finale Schuttrinne ist schnell ist die mit einem Kreuz geschmückte nordöstliche Partenkirchener Dreitorspitze erreicht. Hier tragen wir uns ins Gipfelbuch ein und trinken einen Schluck.

 

Weit unter uns können wir das Schachen Haus von König Ludwig sehen, zwischen den Zacken des Grates schaut schon die Meilerhütte durch. Ein herrliches Panorama an dem man sich nicht sattsehen kann. Jetzt geht es zum finalen Gratabschnitt. Schönes Klettern im oberen zweiten Grat führt uns in mittlerweile meistens festen Fels in die obere Dreitorscharte. 

Impressionen vom Grat.

 

Hier war uns der Weg erst nicht klar. Müssen wir in die eher unschön aussehende Rinne hinunter oder weiter auf einem Gratturm hinauf, der uns eigentlich zu schwer für einen IIIer aussah. Till kletterte kurz hinauf, ich erkundete die Rinne und sah weiter unten die beiden markanten Klemmblöcke aus der Tourenbeschreibung. Ja, da geht´s hinunter!

Till seilte sich schnell ab und folgte Christian und mir die etwas brüchige Rinne hinunter. Über schönes, aber anspruchsvolles und ausgesetztes Abklettergelände erreichten wir die beiden Klemmblöcke. Unter den ersten schlupften wir unten durch. Der zweite war leider trittlos und sehr speckig. Weil wir von oben keine Tritte einsehen konnten und das Gelände darunter für einen herzhaften Sprung zu unsicher war, packen wir kurzerhand das Seil aus und seilten uns über den Block ab. Darunter nahm uns eine Verschneidung auf und wir kamen wieder in schönes, meist kompaktes Klettergelände hinunter zu einer Scharte. Rechts von uns war der Bayerländerturm, den wir rechts liegen ließen und kletterten unschwierig über Schrofen und leichtes Klettergelände auf den letzten Gipfel für heute, den Signalkopf. Dort war es nur noch ein Katzensprung zur Terrasse der Meilerhütte. Über Rinnen und Schrofen erreichen wir den Ausstieg unweit der Terrasse. Was für eine Tour! Das folgende Kaltgetränk hatten wir uns so richtig verdient.

 

Anschließend gings für uns das etwas leichter zu gehende Bergleintal hinaus zurück zum Parkplatz.

Ein Blick zurück zum Signalkopf rechts und dem Bayerländerturm links.

 

 

Fazit: Eine Grattour der Extraklasse für den konditionsstarken und versierten Bergsteiger. Im Vergleich zu dem ungleich öfter begangenen Jubiläumsgrat ist dieser Grat eine oder zwei Stufen anspruchsvoller. Die Überschreitung führt über durch sehr exponiertes Gelände, viele schöne Kletterpassagen und sogar äußerst luftige Passagen im Auf- und Abstieg. Der IIIer im brüchigem Gelände muss sitzen!

 

Die Rinne zur Leutascher Dreitorspitze ist sehr unangenehm und bei Begehung mehrerer Seilschaften abzuraten. Man kann ohne Steinschlag auszulösen quasi nicht aufsteigen. Die Felsen rund um die Leutascher Dreitorspitze sind im Allgemeinen extrem brüchig. Je weiter man jedoch auf dem Grat Richtung Meiler Hütte kommt, desto besser wird der Fels. Aber trotzdem ist es Wettersteinfels! Der Grat ist über große Bereiche mit Steinmännern markiert, dennoch bedarf es erhebliche Erfahrung und einen kühlen Kopf in diesem Gelände, um nicht wie wir falsch abzubiegen.

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