Wenn ich über das vergangene Tourenjahr blicke, mache ich das zum einen mit einem lachenden Auge, weil ich viele Touren erleben durfte, die ich schon gefühlt ewig auf meiner Liste hatte und endlich einen Haken dahin setzen konnte.
Aber all diese Touren, all diese Erlebnisse sind nichts wert, wenn ein Tourenpartner und Freund sein Leben in den Bergen verliert. Ohne wirklich einen Fehler gemacht zu haben, fand Albert in seinen geliebten Bergen den Tod. So ein Eisschlag ist einfach Kacke, einfach unberechenbar beschissen.
Aber wenden wir uns jetzt erfreulicheren Dingen zu…
Mein Jahr begann wie jedes Jahr, wenn es mir zeitlich ausgeht, mit der Sektionsveranstaltung „Auf der Suche nach Schnee“. Am Dreikönigstag findet die offizielle Skitoureneröffnung statt. Hier stehen nicht irgendwelche Leistungsgedanken im Vordergrund, sondern der gesellige Teil des Vereinsleben. Hier trifft man sich, geht hoffentlich mit den Ski auf einen kleinen Gipfel, sitzt sich gemütlich in einer Hütte zusammen und quatsch über vergangene oder kommende Ziele. Wegen eines Nordstaus fuhren wir aber heuer nicht in Berge, sondern blieben daheim am heimatlichen Großen Arber. Denn daheim können wir genauso in der Nebelsuppe rumsteigen. 900 Höhenmeter waren es dann doch, als wir am späten Nachmittag die Heimreise antraten.
Die kleine Truppe an der Talstation der Arber Bergbahn.
Heuer wollte ich einmal wieder seit langem etwas ausprobieren. Ich habe mich in einer schwachen Minute für den HOBO Wettkampf angemeldet. Ein 12h Skitouren Event, bei dem man von 6 Uhr morgens bis 18 Uhr Abends so viele Aufstiege auf den Hohen Bogen machen kann wie man kann oder eben will. Dabei ist es völlig egal, wann man startet oder wie oft man pausiert oder wann man seinen Wettkampf Tag beendet. Gezählt werden nur die Aufstiege.
Da ich seit längerem nicht mehr für Wettkämpfe trainiere, war für mich ein mithalten mit den Vorderen sowieso überhaupt kein Thema. So nahm ich es locker und nutzte die Gelegenheit ein paar Höhenmeter zu gehen und ein paar Ausrüstungsgegenstände für die kommenden Skitouren zu testen.
Ende Februar wollte ich mit Tobi und einigen anderen ins Rauriser Tal. Unser Ziel waren die beiden Talschluß beherrschenden 3000er Hocharn und Sonnblick. Leider machten uns unglaubliche Neuschneemengen einen gewaltigen Strich durch unsere Rechnung. Mit ein bisschen Flexibilität konnten wir mit dem Großen Silberpfennig und der Kolmkarspitze trotzdem noch zwei schöne Gipfel erreichen.
Auf dem Weg zum Großen Silberpfennig.
Nach dem letztjährigen Haute Route Highlight, ging es heuer als Durchquerungsziel in die Ostalpen. Albert hatte sich eine kleine feine Runde in den Westlichen Stubaier Alpen ausgedacht…Von Grieß aus stiegen wir zum Westfalenhaus auf und weiter über die Franz Senn Hütte und Amberger Hütte zurück nach Grieß. Eine sehr abwechslungsreiche Runde mit durchaus anspruchsvollen Passagen und wechselhaftem Wetter. So sehr es schmerzt, dass es die letzte Tour mit Albert war, aber ich bin froh, dass ich dabei war!
Aufstieg zur Wildkarscharte.
Ein paar Tage später fuhr ich mit Robert ins Langtauferer Tal. Ein prominentes Tourenziel in den Ötztalern hatte ich noch, auf dem ich noch nicht gestanden bin. Die Weißkugel erwehrte sich mir schon seit Jahren. Aber heuer war es dann so weit. Über das Langtauferer Tal ist es nicht gerade der kürzeste Anstieg, aber der nachhaltigste. Der Weg, der einem am längsten in Erinnerung bleibt. Den letzten Anstieg ab dem Matscher Wandl musste ich leider alleine gehen, stand aber erfreulicherweise auch alleine auf dem Gipfel! Davor waren wir noch auf der Tiergartenspitze.
Der Gipfelgrat der Weißkugel.
Kurze Zeit später erreichte mich eine Nachricht, dass ein deutscher Bergsteiger am Piz Palü verunglückt ist. Dort wollte doch Albert mit Freunden nochmal die Überschreitung machen…Langsam nahm meine schlimmste Befürchtung Realität an…Es traf mich tief und nahm mir die Lust auf die Berge, auf Schnee, auf das Eis. Hatte keine Lust mehr auf das Berner Oberland, das ich mit einem anderen Tourenpartner noch mit den Ski durchqueren wollte. Zum Glück war damals das Wetter einfach zu unstabil, so dass wir daheimbleiben konnten und ich nicht in Erklärungsnotstand kam...
Ganze zwei Monate hatte ich keinen Bock auf Berge…so lange wie die letzten 15 Jahre schon nicht mehr… Erst als mich Robert fragte, ob ich zum Hohen Göll mitkommen würde, sagte ich zu. Wir hatten einen genialen Tag, ein wunderbares Erlebnis am eigentlichen König des Berchtesgadener Land.
Kurz bevor wir in die Sonne traten...
Im Rahmen unsere Familien Urlaubs machten wir eine Familienwanderung auf die Kampenwand. Der Anstieg von der Steinlingalm war genau das richtige Terrain für meine Tochter. Schofen und einser Gelände machten Ihr richtig Spaß. Was für eine Freude sie Kraxeln zu sehen. Nachdem wir Ihr nachhetzten standen wir alle zusammen auf dem mit Menschen überfüllten Gipfelplateau.
Im August war es Zeit für meine ausgeschriebene Alpenvereins Tour in Südtirol. Es sollte von Kasern auf die Lenkjöchlhütte gehen. Von dort erstiegen wir die Dreiherrenspitze, den Ahrnerkopf und die Kleine Löffelspitze. Es waren für die gesamte Gruppe wunderschöne Tage.
Am oberen Gipfelgrat der Dreiherrenspitze.
Im September wollten wir es noch einmal wissen…Vom Puittal aus wollten wir eine Leutascher und drei Partenkirchener Dreitorspitzen überschreiten. Eine grandiose, in dieser Reihenfolge selten begangene Tour, die man nicht unterschätzen sollte. Genau das richtige für Team Extrawurst!
Auf der Dreitorspitzen Überschreitung.
Im Oktober zog ich nochmal mit Till los, um den Breithorn Südwandsteig einen Besuch abzustatten. Bei bestem Wetter waren wir meistens alleine unterwegs… Eine meiner Lieblingstouren heuer. Kraxlen und Aussicht mit ein wenig Anspruch.
Das Steinerne Meer vom Gipfel des Breithorns aus gesehen,,,
Meine kleine Trailrun-Runde, "Rund um den Gosaukamm" für die DAV Trailrungruppe, die ich im Herbst Schneebedingt absagen musste, wollte ich jetzt privat machen. Mit Peter hatte ich genau den richtigen Partner gefunden. Es war mir eine Freude! Eine gewaltige Aussichtsrunde mit Einkehr auf einer kleinen Jausenhütte!
Was für ein Jahr! Stiller als sonst, weniger Touren als sonst aber langersehnte Ziele gingen dennoch in Erfüllung. So nah liegen Freud und Leid beieinander.
Wunderschöne Momente im winterlichen Schneesturm oder glückliche Stunden mit einem Glas Rotwein auf einer Windumtosten Hütte. Ausgesetzte Gratklettereien in brüchigen Fels oder Genuss Touren rund um die Lenkjöchlhütte. Mein Bergjahr 2024 hatte vieles, aber eines wird das nächste Jahr nicht mehr haben. Albert, du wirst fehlen!
Sportlich gesehen war ich im Soll. Habe wieder meine 100000 Höhenmeter gehabt. Ich bin ohne Verletzungen durch das Jahr gekommen. Wieder mein Credo: Der sportliche Mensch braucht Pausentage!
Danken möchte ich, wie eigentlich jedes Jahr meine beiden Mädels, die mich mit den Bergen teilen müssen. Vielen Dank für Euer Verständnis und die Zeit die ihr mir gebt. Ich weiß das zu schätzen.
Schließen möchte ich mit den etwas von mir veränderten Worten Anderl Heckmairs "Die Einzigen Dinge, worauf es beim Bergsteigen ankommt, ist das Erlebnis und das Überleben."