Teilnehmer: Tobi, Christian, Till, Vroni
Datum: 06.01.2025
Gipfel / Höchster Punkt:
Grünsteinscharte 2272m
Schwierigkeiten: ST I-II – 1860Hm
Lawine: 1/2
Verhältnisse: Sehr wenig Schnee, Jöcher und Scharten meist abgeblasen. Sonst aber durchgängig befahrbar. Erster Hang zur Hölle aufweichender Harschdeckel, bzw. teilweise Firnverhältnisse. Letzter Hang pickelharte Rumpelpiste, etwas für Liebhaber
Wetter: sehr starke Windböen in Kammnähe, ansonsten sehr guter Tourentag mit guter Aussicht, warm
Strecke:
Bieberwier Parkplatz Marienberglifte 1095m – Aufstieg über Pisten – Marienbergjoch 1789m – Hölltörl 2125m – Hölle – Grünsteinscharte 2272m – Hinteres Tajatörl 2259m – Ehrwalder Alm – Ehrwald – Rücktransport mit Skibus – Bieberwier Parkplatz Marienberglifte 1095m
Ein kleiner Überblick unserer Runde, jedoch ohne jeglichen Maßstab.
Die Lage war schwierig! Der Schneemangel abseits der beschneiten und präparierten Skipisten stellte uns auch dieses Jahr im Hochwinter vor Herausforderungen und letzte Nacht hatte es bis auf 2300 Meter hinaufgeregnet.
Zu den eher schwachen Bedingungen kam hinzu, dass ich die heurige Skitourensaison noch nicht eröffnet hatte. Deshalb war ich etwas zurückhaltend, als die möglichen Tourenpartner die Grünstein-Umfahrung vorschlugen. Zum einen war ich begeistert, weil ich die schon ewig mal machen wollte. Zum anderen hatte ich einen eklatanten Trainings-Rückstand zu beklagen, der mir schnell aufzeigen würde, dass ich mich zu lange auf die faule Haut gelegt habe.
Aber wer nicht wagt der nicht gewinnt! Auch die eher mauen Schneeverhältnisse konnten mich letzen Endes nicht vor dieser Tour abhalten. Denn wer immer auf die besten Verhältnisse wartet wird vieles nicht oder nie machen, zumindest so dacht ich es mir...
Zu fünft im Auto mit den Ski auf dem Dach fuhren wir maximal Klimafreundlich Richtung Garmisch-Partenkirchen und steuerten darauffolgend die Marienberg-Bergbahnen in Bieberwier an.
Bei der Sunnalm hat man einen wunderbaren Blick auf den Hochwannig.
An das letzte Mal, an diesem Parkplatz konnte ich mich gut erinnern. Eine meiner ersten Skitouren führte mich von diesem Parkplatz abenteuerlich auf den Hochwannig. Aber heute ließen wir den Hochwannig rechts liegen und stiegen an der Sunalm vorbei, der Piste entlang Richtung Marienbergjoch. Für mich etwas zu schnell, erreichten wir nach gut 800 Meter Pistenaufstieg das Marienbergjoch nach einer guten Stunde.
Die Aussicht hier am Joch ist schon gewaltig. Weit ins Österreichische können wir durch die gute Fernsicht blicken. Der Wind ist hier aber so wuchtig und böig, dass wir uns nicht länger als unbedingt nötig aufhielten. Schnell ließen wir die Ski in die kleine Senke zwischen Marienbergjoch und Hölltörl gleiten. Über das Latschengelände des Arzbödele kamen wir schnell zu unserem nächsten Ziel, dem Hölltörl. Auch hier eine gewaltige Aussicht auf die Handschuhspitzen und ins Tal bis nach Imst.
In den Arzbödele in Richtung Hölltörl.
Am Hölltörl hatten wir uns eine kleine Pause verdient. Mit einem Schluck Cola und einem Käsebrot versuchte ich den eklatanten Energiemangel auszugleichen. Hier mussten wir auch das erste Mal unsere Felle abmontieren. Denn es stand uns die erste Abfahrt in die „Hölle“ bevor. Ein erster Blick von der abgeblasenen Scharte stimmte uns eigentlich positiv. Also los! Hinein ins Abenteuer! Die ersten Schwünge der neuen Tourensaison waren noch etwas zögerlich. Doch die guten, harten Bedingungen und die östliche Ausrichtung ließen Firnähnliche Verhältnisse entstehen. Auf einer zarten Firnschicht glitten wir in die Hölle hinunter. Unten angekommen, klebten wir uns Felle wieder auf die Ski und begannen mit dem schönen Aufstieg zur Grünsteinscharte. Erst noch flach aber immer mehr ansteilend kamen wir auf einer guten Spur dem höchsten Punkt der Runde immer näher! Oben angekommen begrüßte uns der Wind wieder.
Schnell versuchten wir uns am Abstieg. Steil ging es hinunter. Wegen der geringen Schneelage konnten wir nicht fahren. Also stiegen wir mit den Ski an den Füßen seitlich etwa 50 Höhenmeter ab, ehe wir die Felle abmontierten. Auch hier hatten wir eine gewaltige Aussicht! Die beiden Tajaköpfe präsentierten sich von Ihrer schönsten Seite. Auch Sonnenspitze und unser nächstes Zwischenziel, das Tajatörl konnten wir schon ausmachen. Eigentlich hätte man hier im Brendlkar bei guten Schneeverhältnissen jede Menge Möglichkeiten seine Schwünge in den meist lange haltenden Pulver zu setzen aber heute genügen wir uns mit einer Querung zum Tajatörl hinüber. Der Schnee hatte durch den gestrigen Regen eine leichte Platte bekommen und wir wissen nicht, inwieweit sich die Triebschneepakte in den steil aufragenden Wänden der Griesspitzen schon gesetzt haben.
Nach der vorsichtigen Querung fehlen uns noch etwa 80 Höhenmeter ins Tajatörl, die jedoch wegen dem starken Wind ziemlich anstrengend waren. Winzige Schneekörner schlugen wie Bomben im Gesicht ein. Am Tajatörl oben angekommen war es ähnlich. Welt-Untergangsstimmung! Schnell versuchten wir abzufellen. Aber so schnell konnte ich gar nicht schauen, wie der erste wirklich weit in den Schnee gerammte Ski sich dem Wind ergab und sich ins Brendlkar verabschiedete. Ich sah dem Ski wie erstarrt nach, als er alleine ins Kar hinunterfuhr. Oh je! Blitzschnell kamen mir Erzählungen befreundeter Tourengeher in den Sinn! Von ewig andauernden Abstiegen oder haarsträubenden Abfahrten mit einem Ski. Aber dann überschlug sich der Ski, fing sich und steckte etwa 150 Höhenmeter weiter unten im Schnee.
Die Querung unter den Griesspitzen Richtung Hinteres Tajatörl.
Ich packte sofort meine sieben „verbliebenen“ Sachen und stieg zu Fuß zu meinem Ski ab. Auf dem Weg sammelten wir noch einen Skistock und eine Skibrille aus unserer Gruppe auf.
Nach dem ersten Schock war ich richtig froh, dass es so glimpflich ausgegangen war. Ich baute meine Ski an die Füße und fuhr das Brendlkar ab. Der Regen hatte hier im Gegensatz zum ersten Hang in die Hölle doch recht schlechte Verhältnisse hinterlassen. Mit großem Kraftaufwand durchstießen wir bei jedem Schwung den Schneedeckel und so bahnten wir unseren Weg Richtung Tal.
Weiter unten machten und alte Lawinenstriche und pickelharter Schnee das Leben schwer. Aber irgendwann hat jede Abfahrt ihr Ende und so kamen wir alle fünf heile auf der Loipe an. Während sich meine Mitstreiter mit diversen Langlauftechniken abmühten, klebte ich kurz meine Felle auf die Ski und glitt Richtung Skipiste hinaus.
Über das Ehrwalder Skigebiet, bei dem wir uns noch ein Erfrischungsgetränkt genehmigten fuhren wir auf einer herrlich weichen Piste zur Bushaltestelle ab. Der halbstündliche Pendelbus fuhr uns kostenlos zu unserem Ausgangspunkt in Bieberwier zurück.
Fazit: Wir hatten nicht die besten Verhältnisse. Aber definitiv besser als befürchtet! Wir hatte die Runde für uns allein und das ist bei so einer sonst hoch frequentierten Skitour schon schön! Einige ansonsten gut beschriebene Abfahrten konnten wir leider nicht machen, aber wer immer auf die besten Verhältnisse warten, der wartet sein ganzes Leben. Wir hatten einen schönen Tag im „Gebirg“ und das ist die Hauptsache! Der Regen am Vortag hatte bis auf die letzten 300 Höhenmeter im untersten Brendlkar wenig Einfluss auf die Schneedecke. Aber diese 300 Höhenmeter hatten es in sich, es war was für Liebhaber und es war schon ruppig und hart zu fahren. 1860 Höhenmeter als Start in die Saison ist schon eine schöne Sache, so kann es weitergehen!