Teilnehmer: Robert
Datum: 20.03.2025
Gipfel / Höchster Punkt:
Zwieselbacher Rosskogel 3081m
Schwierigkeiten: ST I-II – 1500Hm – knapp 16Km
Lawine: 1/2
Verhältnisse: Schnee meist gut, durch unter der Schneedecke befindende Stein ist Vorsicht geboten. Westflanke vom Muggenbichl hinauf Bruchharsch. Durch das stark verspurte Gelände war die Lawinenlage zu vernachlässigen.
Wetter: sehr schöner Spätwintertag
Strecke: Haggen im Sellrain, Parkplatz beim Gasthof Forellenhof 1650m – „erste Zwing“ - Jagdhütte – Muggenbichl – „zweite Zwing“ – Kraspesferner – Zwieselbacher Rosskogel 3081m – Kraspesferner – „zweite Zwing“ – Muggenbichl – Jagdhütte – „erste Zwing“ - Haggen im Sellrain, Parkplatz beim Gasthof Forellenhof 1650m

Ein kleiner Überblick unserer kleinen Runde. Jedoch ohne jeglichen Maßstab.
Der Mensch, im Besonderen die Skitourengeher sind schon komische Wesen. Denn wenn ich in der letzten Woche, nach den so heiß ersehnten Neuschneefällen, die Tourenberichte auf den gängigen Tourenplatformen gelesen habe, versteh ich die Welt nicht mehr.
Hier wird reihenweise von sehr guten, ja von perfekten Verhältnissen geschrieben. Dabei ist die Realität eine völlig andere…die Schneelage alles andere als gut. Lockerer Pulverschnee von 10cm bis mancherorts 20-30cm liegen auf einer meist sehr zerfahrenen Altschneedecke, die gerade mal die größeren Steine bedeckt. Die sogenannten „Sharks“ lauern knapp über, beziehungsweise unter der Schneedecke. Sie können den Abfahrtsspaß bekanntlich ganz abrupt beenden und wir können dann, den seit Jahren im stillen Kämmerlein sicherlich sehr gut umsorgten Michael Schuhmacher in das Krankenbett folgen.
Also, dass man sich über die Schneefälle freut, ist schön, kann auch jeder machen…die meisten gönnen einem die Freude auch aber lassen wir die Kuh mal im Dorf und verdrehen wir die Realität nicht! Tatsache ist, dass sich ein Schneearmer Winter an den anderen reiht. Tatsache ist auch, dass wir in dem aktuellen Winter alles andere als perfekte Bedingungen hatten und aktuell haben. Tastsache ist auch, dass vielerorts bestimmt ein Meter Schnee fehlt.

Vom Parkplatz weg Schnee...
Aber jetzt genug gemeckert…jetzt zu meinem Bericht über einen wirklich schönen Tag im „Gebirg“, wie auch schon Herrmann Magerer von Bergauf Bergab unsere schönen Alpen bezeichnete. Wir waren ein wenig ratlos, in welches Gebiet, ja auf welchen Berg wir uns fokussieren sollten. Es musste nordseitig sein, wir lasen so manchen Bericht über „perfekte Verhältnisse“ und beschlossen dann doch ins relativ Schneesichere Sellrain zu fahren. Der Zwieselbacher Rosskogel sollte es werden. Wir fuhren also nach Haggen im Sellrain und parkten dort auf einen der sicherlich letzten kostenfreien Parkplätze der gesamten Alpen. Eine schöne Ausnahme, bei der ich gespannt bin, wie lange es das noch gibt.
Vom Parkplatz weg konnten wir auf einer gut eingefahrenen und geschlossenen Schneeoberfläche ins Kraspestal hineingleiten. Das oft lawinengefährdete, enge Tal ist anders als bei den üblichen Skitouren von keinem dichten Waldgürtel geschützt und so kamen wir schnell voran. Erst an der ersten Steilstufe, der sogenannten „ersten Zwing“ ging es nicht mehr ohne Spitzkehren weiter. Da die Zwing von den vielen Abfahrern ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, mussten wir nach rechts zum Sommerweg ausweichen. Hier ging es aber problemlos in einigen Spitzkehren hinauf auf eine Hochebene, wo wir kurze Zeit später eine kleine Jagdhütte passierten.

Rechts der Felswand ist die erste Zwing. Von Bildmitte nach rechts geht der Sommerweg in einigen Kehren hinauf auf das erste Plateau.
Wir steuerten immer Richtung Talschluss, dem Muggenbichl entgegen. Dort drehten wir nach links ein und stiegen über einen mäßig steilen Westhang bis zu seinem Ende hinauf. Dort drehten wir nach rechts und steuerten auf die „zweite Zwing“ zu, die aber diesmal in steilen Spitzkehren ohne Probleme zu begehen war, auf eine weitere Hochebene hinauf. Oben angekommen, gingen wir in sehr schönem, kupiertem Skigelände auf eine gewaltige Steilflanke zu. Diese konnten wir dank einer sehr gut angelegten Spur sehr gut erklimmen. Oben angekommen, erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Was für ein Hochgenuss für Finger und Zehen. Eine kleine Trink- und Riegelpause folgte.
Nach der kurzen Pause fokussierten wir uns wieder auf unser eigentliches Dasein. Wir folgten der Spur in das ehemalige Becken des Kraspesferners und gingen rechts um einen Felsrücken auf einen kleinen Absatz hinauf. Dort konnten wir zum ersten Mal den sehr markanten Gipfel sehen. Über einen großen Linksbogen umgingen wir den großen Kessel unterhalb des Gipfels und steuerten auf den rechten Rand der Gipfelflanke zu.

Der Zwieselbacher Rosskogel mit seiner Gipfelflanke. Aufstieg von rechts kommend.
Hier machten einige Skidepot und stiegen zu Fuß auf den Gipfel. Aber da es eine gute Spur hinauf auf den Grat hatte, wollte ich zumindest mit Ski aufsteigen. Ob ich dann mit Ski die Flanke abfahren werde, wollte ich von den Eindrücken im Aufstieg abhängig machen.
Oben angekommen war die Aussicht schon sehr schön. Eine Gipfelschau der Extraklasse! Bei null Wind war es dazu auch noch recht angenehm. Ich hockte mich ein wenig unterhalb des Gipfel auf einen Stein und machte mich an meine Jause. Immer mehr Tourengeher erschienen am Gipfel und drüben an der Kante vom Ferner Ende. Deshalb packen wir unsere Sachen und machten uns an die Abfahrt, beziehungsweise Ich an den Abstieg. Mir gefiel die durch den Schneemangel steindurchsetzte, sehr ausgefahrene Flanke nicht und somit stieg ich 30 Höhenmeter ab und querte dann in die Abfahrtsspuren der Flankenfahrer hinein.

Schnell erreichten wir, nach kurzen Seitentreten die Kante des Ferners und konnten in guten, aber sehr zerfahrenen Pulverschnee hinuntergleiten. Die Neigung des Skigeländes passte einfach. Ich fuhr aber eher kontrolliert ab, denn die Belag raubenden Steine unter der Schneeoberfläche waren nicht immer zu sehen.
So konnten wir schnell Höhenmeter verlieren. Erst ab der zweiten Zwing, der kurzen Westflanke Richtung Muggenbichl wurde unsere Abfahrtsfreude gestoppt.
Ein fieser Bruch-Harschdeckel und stark zerfahrenes Gelände ließ uns mehrmals schräg fahren. Unten im Talboden ging es dafür schon wieder besser. Auf einer pistenähnlich eingefahrenen Oberfläche ließ es sich gut hinunter zu Jagdhütte gleiten. Hier mussten wir uns entscheiden, sollte wir die erste Zwing abfahren oder wie so viele Andere , den Umweg über den Sommerweg in Kauf nehmen. Wir entschieden uns für die direkte Variante, die Zwing. Wir rutschten entlang des Baches in die enge Schlucht. Nur durch beherztes Umspringen und Abrutschen ging es die steile Engstelle eigentlich recht gut hindurch. Unten angekommen ließen wir es den Talboden zum Parkplatz hinauslaufen.
Der Gipfelanstieg war mit Ski problemlos machbar. Dort erwartete uns eine wunderbare Aussicht.
Fazit: Ich war überrascht, wie gut es ging. Mit dem Neuschnee waren akzeptable Verhältnisse erreicht. Mit einer vorsichtigen, vorausschauenden Fahrweise ist auch ein einigermaßen materialschonendes Abfahren möglich. ich hatte einen schönen Tag im Gebirge. Passender Partner, passendes Wetter bei akzeptablen Bedingungen und einen abwechslungsreichen Anstieg auf einen hochfrequentierten Berg. Wenn ich sehe, dass an einem Wochentag schon an die 30-35 Personen am Berg unterwegs sind, dann will ich an einem schönen Wochenendtag nicht hier sein.