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Rauriser Sonnblick 3106m und Hocharn 3254m – Eine Doppelüberschreitung in der Goldberggruppe

Teilnehmer: Peter, Tobi, Till, Christian, Christian, Christian, Veronika, Markus, Katha, Ivan, Tanja, Werner

Datum: 05.04.2025 – 06.04.2025

 

Gipfel:

Hoher Sonnblick 3106m

Hocharn 3254m

 

Schwierigkeiten:  ST II – 2450Hm – 20km

Lawine: 1/2

Verhältnisse: Schnee im Tal ausreichend, Skifahrerisch eine Katastrophe, Bruchharsch und stark verkrusteter, sonnenbeeinflusster Schnee

Wetter: Schöner Frühlingstag, sehr windig und kühl

 

 

Strecke: Naturfreundehaus Kolm Saigurn 1598m – Rojacher Hütte 2718m – Hoher Sonnblick mit Zittelhaus 3106m – Kleinfleißschartl 2981m – Kleinfleißkees – Punkt 2560m – Zirmsee – Nördliche Goldzechscharte 2859m – Hocharn 3254m – Hocharnkees – Schafkar – Lacheggraben – Brückerl - Naturfreundehaus Kolm Saigurn 1598m

Eine kleine Übersicht über unsere Runde, natürlich ohne jeglichen Maßstab.

Die Spannung war groß, als wir heuer nochmal ins Rauriser Tal gefahren sind! Im letzten Jahr schon waren die beiden hochkarätigen Ski-3000er von Tobi geplant gewesen. Aber nach einem extremen Wintereinbruch einen Tag vor Abreise, waren die Schneebedingungen und die Lawinengefahr einfach zu hoch für solch steile Touren. Wir hatten trotzdem ein schönes Wochenende mit zwei hart erkämpften kleineren Gipfel.

Heuer hatten wir schneemäßig eine richtige Durststrecke erlebt. Der heurige Winter zeichnete sich durch historischen Schneemangel aus. Aber jetzt endlich kam in der Woche vor dem geplanten Wochenende ein feuchtes, Schneebringendes Tiefdruckgebiet, auf solche wir das ganze Winterhalbjahr in den Bergen gewartet haben.

 

Wir trafen uns um 9Uhr in Kolm Saigurn. Von dort wollte man sich als erstes den Hohen Sonnblick vornehmen. Das Wetter sah eigentlich für beide Tage recht passabel aus, jedoch wird in der Nacht auf morgen der Wind auf Werten bis zu 100 km/h ansteigen, deshalb war das Ziel heute wenigstens einen dieser großen Skigipfel zu erreichen. In zwei Gruppen steigen wir die ausgefahrene Waldschneise in das freie Skigelände unterhalb dem alten Radhaus auf. Ich fühlte mich wieder besser nach meinem Skischuhdesaster von letzter Woche. Die Füße sind getapt und die richtige Einlagesohle ist auch an Bord. Auch die an der Tour anschließenden Erkältung unter der Woche hatte ich anscheinend gut überstanden, denn ich konnte Tobi und dem Team Extrawurst gut folgen. 

Im flotten Schritt unterhalb der ehemaligen Goldgräber Ruine.

 

An der Rojacher Hütte machten wir kurz eine Trinkpause. Was für eine schöne Landschaft! Ich sauge das alles in mich ein. Nachdem wir im letzten Jahr quasi nichts gesehen haben, entschädigt dieser Tag schon für einiges.

Nach der Rojacher Hütte wird das Geländer etwas steiler und mündete schließlich am anderen Ende einer Markanten Rinne in eine steile, absturzgefährdete Engstelle. Hier endet  ein Absturz definitiv fatal. Aber es hatte gute Verhältnisse, so dass wir eigentlich ohne Probleme mit etwas Konzentration diese Stelle meisterten.

 

 

Die Schlüsselstelle im Aufstieg zum Hohen Sonnblick 3106m.

 

Anschließend wurde es wieder leichter und wir konnten kurze Zeit später unser heutiges Ziel, den total verbauten Gipfel des Hohen Sonnblicks sehen. Zum einen nimmt der Gipfel das Zittelhaus auf. Eine hochalpine Bergsteiger Unterkunft und zum anderen das Observatorium. Das Team vom Sonnblick Observatorium forscht und sammelt seit vielen Jahrzehnten, ja eigentlich seit 1886 wichtige Daten zu Wetter, Klima und Höhenforschung im Allgemeinen und hat sich somit eine gewaltige Expertise in diesem wichtigen Bereich erarbeitet.  

 

Ein Bank wie für uns gemacht!

 

Ich muss mich ganz schon schinden, um bei den anderen dranzubleiben. Um meine Fitness ist es anscheinend doch nicht so rosig bestimmt, wie ich anfangs dachte. Ich war so richtig froh, als ich nach knapp 1600 Höhenmeter meine Ski abschnallte. Das Zittelhaus hatte zwar geschlossen aber das nette Observatorium Personal hatte ein Bier und Limo Depot im Eingangsbericht des Hauses eingerichtet. Was für eine großartige Sache! Gerne bedienten wir uns und bezahlten großzügig. Mit Radler und Bier sitzen wir auf eine kleinen Bank in der Sonne und genossen das unerwartete Erfrischungsgetränk.

In dieser sonnigen Bierlaune wurde auf einmal eine Idee besprochen. „Wir könnten doch den Hocharn auch gleich dranhängen und so die für morgen geplante Tour heute machen. Dann umgehen wir die extremen Windböen am morgigen Tag.“

 

Naja, zugegeben eine etwas löchrige These, aber es machte durchaus Sinn! Bei Windböen bis zu 100km/h will man nicht unbedingt auf einen 3254m hohen Gipfel stehen. Zähneknirschend und mit gehörigem Magengrummeln bezüglich meines Gesundheits- und Fitnesszustands stimmte ich den anderen zu. 

Wir informierten noch kurz die andere Gruppe und fuhren dann Richtung Kleinfleißschartl ab. Der Hang sah einfach unglaublich aus und so freuten wir uns auf eine gute Abfahrt. Aber bereits nach den ersten Schwüngen wurde unsere Freude getrübt, große und kleine Schneeschollen lösten sich und glitten an der harten Oberfläche gen Tal. Die Schneequalität schwang so zwischen gerade noch fahrbar bis unmöglich fahrbar. Wir eierten den Hang, teilweise im Querfahren bis auf eine Höhe von etwa 2550m ab und querten nach rechts um das Hörndl 2710m zum schneebedeckten Zirmsee hinüber. Ich war froh, als ich endlich wieder die Felle aufziehen konnte. Was für eine Schinderei! Und das in der Abfahrt!

 

Auf einer gut angelegten Aufstiegsspur stiegen wir die Seeleiten hinauf Richtung Nördliche Goldzechscharte. Mittlerweile haben wir knapp 2000 Höhenmeter in den Füßen und das merkte ich mit jedem Schritt. Als dann im hinteren Kar der Wind auch noch nachließ wurde es schlagartig heiß. Jeder Schritt tat weh und ich musste immer öfter stehen bleiben. Cola, Riegel, Gummibärchen und die gute Zurede meiner Tourenpartner halfen mir hinauf zur Scharte. Oben auf der Scharten machten wir eine kleine Trinkpause. Jetzt waren es nur noch 400 Höhenmeter. Auch den Gipfel konnten wir schon sehen. Mit neuem Mut gingen wir die letzte Etappe des Aufstieg an. 

Mit aller Kraft Richtung Gipfel.

 

Landschaftlich bereitete sich eine gewaltige Szenerie vor mir aus. Linker Hand die Großglockner Gruppe mit den König von Österreich und seinen Trabanten.  Rechts der tiefe Blick in den Talboden Kolm Saigurn. Und vor mir unser Ziel! Noch 200 Hundert Höhenmeter. Ein letztes Mal stehenbleiben und verschnaufen. Bestimmt! Nur noch einmal stehen bleiben...und noch einmal. Irgendwann bin ich es satt mich zu belügen und bleib einfach stehen, wenn ich es meine. Den anderen geht es anscheinend auch nicht viel besser…denn sie bleiben auch immer öfter stehen.

Ein letzte Spitzkehre und dann war es endlich geschafft. Etwa 20 Höhenmeter unterhalb des Gipfels war das Skidepot. Wir stiegen aus den Skiern und stapften die letzten Höhenmeter im tiefen Schnee hinauf auf den erstaunlich geräumigen Gipfel. Hier lagen wir uns in den Armen, klatschten uns ab und freuten uns, dass wir es hier heraufgeschafft hatten.

Es war mittlerweile 15:45Uhr und damit mit ein paar wenigen anderen die sich schon zum Abfahren herrichteten die letzten auf dem Hocharn. Wir genossen die Aussicht, die fast keine Wünsche in den Ostalpen zumindest offenließ, machten noch ein paar Fotos und stiegen dann die paar Meter hinab zu unserer Ausrüstung.

 

Eine Jause hatten wir uns so richtig verdient und wir hatten ja auch alle Zeit der Welt, das Abendessen war für 18Uhr in Kolm Saigurn eingesagt. Also, wenn die Abfahrthänge wenigstens einigermaßen fahrbar waren, ist sogar für meine Mitstreiter noch ein Saunagang drin.

Auf dem Gipfel des Hocharns 3254m, im Hintergrund der Großglockner.

 

Irgendwann wurde es uns kühl und wir legten unsere Felle zusammen, machten uns für die Abfahrt bereit. Aber bereits nach den ersten Schwüngen ergossen sich alle schlecht zu fahrenden Schneearten über uns zusammen. War ja auch irgendwie klar. Die Ostflanke war seit zwei Tagen voll der Sonne ausgesetzt, war komplett durchgepflügt, verkrustet und somit schwer zu fahren.

 

Auch gute Fahrer aus unserer Gruppe hatten so ihre liebe Mühe… Ich versuchte in den Spuren bereits abgefahrener Skifahrer abzufahren und so den Harschdeckel so wenig wie möglich zu berühren. Das gelang mir mit meinen müden Beine recht gut, dass ich das Tempo der anderen gut halten konnte. Aber es war trotzdem unglaublich anstrengend. Nachdem wir das Hocharnkees „überlebt“ hatten, hofften wir weiter unten auf wärmere Temperaturen uns somit auf Besserung der Schneequalität. Und tatsächlich in den Rinnen und Mulden des Lachegklamm wurde es besser zu fahren. Ich war richtig froh um den schweren Nassschnee. Hier ging es dann schnell. Wir gleiteten und suchten uns zwischen kleinen Erlen und vielen bereits hervorschauenden Felsen den Besten Weg hinüber zum Brückerl. Hier stiegen wir aus den Ski und gingen auf der aperen Straße zurück zum Naturfreundehaus.

 

Fazit: Puh! War für ein Kraftakt! Eine Tour die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Selten habe ich so kämpfen müssen. Aber nach knapp 8 Stunden war es dann doch geschafft!

Wie habe ich in einer Tourenbeschreibung so treffend lesen können „Man nehme zwei schwere und wunderschöne Skitouren und macht daraus eine Tagestour!“ Ich denke das sagt alles aus und trifft es 100%.

Die schlechte Schneequalität auf der Hocharn Ostflanke war sicherlich der späten Abfahrt geschuldet. Denn wenn man die Tour um 5Uhr oder 6Uhr beginnt, wie man halt Frühjahrstouren startet, dann ist die Schneequalität wegen der Sonneneinstrahlung noch besser und die Flanke ist noch nicht verkrustet. Danke Team Extrawurst, es war wieder mal ein grandioses Erlebnis. Jetzt heißt es endlich mal richtig gesund werden.